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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schweißausbruch seine Bordmontur tränkte, gab er sich einen Ruck und traf seine Maßnahmen.
    Nur ein paar Sekunden später verstummte der Notruf. Anscheinend hatten die Schäden am Navigationscomputer auf die Funkgeräte übergegriffen. Aber da hatte Angus schon sämtliche Verbindungen gekappt und von der Station abgelegt. Technisch gesehen befand er sich nicht mehr auf der Reede; zwar schuldete er der Stationszentrale auch weiterhin Gehorsam, unterstand jedoch, juristisch besehen, nicht länger der Zuständigkeit des Sicherheitsdienstes.
    Anhand der Scannermessungen stellte er fest, daß die Käptens Liebchen genauso vorging.
    Naturgemäß schätzte die Stationszentrale die Sachlage gänzlich anders ein. Sie wollte die vollkommene Befehlsgewalt über alle Raumschiffe in ihrem Überwachungsbereich; der Sicherheitsdienst beanspruchte die Hoheit über jede Rettungsbeziehungsweise Bergungsaktion. Statik prasselte aus Angus’ Empfängern, dann dröhnten ihm Weisungen in die Ohren.
    »Stationszentrale an Strahlende Schönheit: Legen Sie wieder an. Ein externer Notfall ist gemeldet worden. Die Notstandsregelung ist in Kraft getreten. Sie dürfen nicht abfliegen. Sollten Sie das Startverbot mißachten« – Angus hörte der blechernen Stimme Selbstzufriedenheit an –, »sind wir gehalten, Sie als Illegalen einzustufen. Dann werden wir auf Sie das Feuer eröffnen.«
    Eine typisch autoritäre Einstellung, dachte sich Angus, ebenso anmaßend wie ungerechtfertigt. Genau wie die Astro-Schnäpper der VMKP und der Sicherheitsdienst kehrte die Stationszentrale gern ihre Macht heraus. Leider änderte alle Ungerechtfertigtkeit überhaupt nichts; falls die Station auf Angus schoß, fände er trotzdem den Tod.
    An die Käptens Liebchen mußte die gleiche Order ergangen sein. Nick kümmerte sich nicht darum. Als wäre er taub oder unbezwingbar, manövrierte er seine Interspatium-Barkentine frisch-fröhlich in den zum Durchstarten üblichen Abstand von der Station und entfernte sich in neuer Fluglage unter schwachem Schub um einige Dutzend Kilometer – für die Kanone der KombiMontan-Station direkt in die optimale Schußweite.
    Er wartete, bis man die ersten Warnschüsse abgab. Dann entschwand die Barkentine von Angus’ Bildschirmen; verschwand so vollständig, als hätte ihre Existenz ein Ende genommen.
    Angus sah es und fluchte, ohne es verhindern zu können.
    Gleichzeitig jedoch vermied er wiederum, daß irgend etwas seine Taktik hemmte. Die Strahlende Schönheit hatte die Startdistanz erreicht, und mit dem bemerkenswerten Schub, für den man sie kannte, lenkte er sie von der Station fort.
    Die Dreckfresser in der Zentrale hatten eine einzige Gelegenheit, um ihn abzuschießen, doch sie versäumten sie natürlich; wie das Gesetz es vorschrieb, feuerten sie die ersten Schüsse lediglich zur Warnung auf seine Trajektorie.
    Sofort brachte Angus seinen Antrieb zum Stottern und sendete selbst einen Notruf.
    Habe irgendwo einen Kurzschluß. Rauchentwicklung. Kontrollen sind blockiert, kann nicht mehr steuern. Nicht schießen! Ich versuche umzudrehen.
    Dadurch verwehrte er es der Zentrale, das Feuer fortzusetzen. Sie hatte gar keine andere Wahl: es mußte abgewartet werden, bis sich klärte, ob er die Wahrheit sagte.
    »Mach dich auf was gefaßt«, knurrte Angus hinüber zu Morn, nachdem er seinen Notruf abgegeben hatte. »Jetzt brausen wir ab, daß die Knochen krachen.«
    Er rückte sich in seinem Andrucksessel zurecht und zündete die Zusatzdüsen der Strahlenden Schönheit.
    Danach vermochten die Waffensysteme der KombiMontan-Station ihn nicht mehr aufs Ziel zu nehmen. Er sauste buchstäblich zu schnell fort für ihre Ortungskapazitäten; er raste mit höherer Geschwindigkeit davon, als jemand es seinem Raumschiff zugetraut hätte. Für eine derartige Beschleunigung konnte sein Schiff doch gar nicht gebaut sein! Als die Stationszentrale ihre Meinung geändert und die Zielverfolgungs-Programmierung korrigiert hatte, flog die Strahlende Schönheit längst außerhalb der Reichweite.
    Natürlich hatten Angus und Morn das Bewußtsein verloren. Eine so starke G-Belastung ließ sich anders nicht verkraften. Aber nach einem vorherbestimmten Intervall schaltete der Hauptcomputer automatisch die Zusatzbooster ab, so daß sich der Andruck auf ein erträglicheres Maß verminderte; zur gleichen Zeit steuerte der Autopilot der Strahlenden Schönheit sie, indem er für den Notruf des Versorgungsschiffs den Abgangsvektor errechnete, auf den

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