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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gewünschten Kurs.
     
    Angus kam als erster zur Besinnung. Aber er blieb bis auf weiteres, wo er saß, atmete tief durch, versuchte einen klaren Kopf zu erlangen. Geschafft. Wieder einmal hatte sein Schiff ihn gerettet. Sein Schiff. Trotz der Angeschlagenheit. Wenn es sein mußte, beabsichtigte er für die zugefügten Beschädigungen die ganze Station büßen zu lassen. Niemand durfte sich an etwas vergreifen, das ihm gehörte.
    Kurze Zeit später zuckte Morn, stöhnte und hob den Kopf. Es dauerte einen Moment, bis die nachträglichen Anzeichen der vorübergegangenen Ohnmacht und der Beschwerden des G-Andrucks vollends aus ihren Augen wichen. Dann jedoch legte sie ohne zu zögern die Hände auf ihre Konsole und fing an Instruktionen einzugeben.
    Angus fühlte sich zu frappiert und zu erleichtert; und zwischenzeitlich war eine zu lange Frist verstrichen; er hatte die Gefahr vergessen. Er schenkte der eigenen Steuerkonsole keine Beachtung, darum bemerkte er nicht den Leuchtpunkt, dessen Blinken auf dem Bildschirm einsetzte, kaum daß sie die Tätigkeit wiederaufnahm.
    Zu seinem Glück schaute er sie an und sah den Ausdruck der Verzückung in ihrem Gesicht.
    Einen unmöglich mißverstehbaren Gesichtsausdruck.
    In meinem Kopf hatte alles sich vollständig verändert. Mir war, als ob ich schwebte, und alles schien völlig licht und klar zu sein. Als ob das Universum selbst zu mir spräche.
    In plötzlicher Panik drosch er eine Hand auf seine Steuerkonsole, ermittelte die Ursache der Alarmmeldung.
    Morn versuchte, der Strahlenden Schönheit eine Codesequenz zur Selbstzerstörung des Antriebs einzuspeisen.
    Hexe! Verwünschte Brut einer Scheißhure!
    Hyperspatium-Syndrom.
    Um laut auf sie einzuschimpfen, fühlte Angus sich noch zu erschöpft. Der Gedanke an ihr Syndrom vertiefte seine Mattigkeit und weckte bei ihm eine gewisse Aversion. Sein sonderbares Brennen erfüllte seine Augen. Natürlich hätte er nun hingehen und sie verhauen, ihr die Geistesklarheit wiedereindreschen sollen. Aber das Ausmaß seiner Erschöpfung gestattete ihm nichts dergleichen. Und außerdem flog die Strahlende Schönheit mit Kreiselrotation. Er seufzte, als empfände er Trauer, und drückte am Kontrollgerät des Z-Implantats eine Taste.
    Morns Hände rutschten von der Konsole, und sie sank im Andrucksessel zusammen.
    Angus’ Einschreiten hatte nicht vermieden werden können; es hatte einfach sein müssen. Wenn er sich mit der Käptens Liebchen anlegte, durfte es keinesfalls mit dem Risiko geschehen, daß Morn zu seiner Schwächung beitrug, ihm irgendwie in den Rücken fiel, seine Aktionen behinderte. Es gab keinen Grund, weshalb er sie nicht abschalten sollte, als wäre sie ein Roboter, dessen Energiezufuhr ausfiel.
    Und dennoch ähnelte sein Gefühl in bezug auf ihr Hyperspatium-Syndrom seinen Empfindungen hinsichtlich der Schäden am Rumpf der Strahlenden Schönheit.
    Irgend jemand sollte dafür geradestehen. Das gedachte er, wenn es nicht anders ging, das ganze Parsek büßen zu lassen.
     
    Bis dahin jedoch mußte er auf sich selbst achtgeben. Nach seiner Auffassung mußte die Position, an der das Versorgungsschiff zu funken aufgehört hatte, auch bei hohem Schub noch einen halben Flugtag entfernt sein; für Raumschiffe, die durchs Hyperspatium transferierten, galt die Auflage, in gebührendem Abstand von Weltraumstationen in den Normalraum zurückzukehren, um die Wahrscheinlichkeit von Unfällen zu minimieren. Und sobald er die Partikelspur des Versorgungsschiffs kreuzte, zeigten die Scanner es an. Also blieb ihm bis dahin Zeit, um zu essen und sich ein wenig auszuruhen. Er mußte in Bestform sein, wenn er über die Käptens Liebchen den Sieg erringen wollte.
    Er verließ sich auf das Überraschungsmoment. Nick Succorso konnte unmöglich davon Kenntnis haben, daß er seinen Datenstrom angezapft hatte; unmöglich wissen, daß auch die Strahlende Schönheit nicht mehr an der KombiMontan-Station ankerte.
    Und er konnte unmöglich ahnen, daß Angus Thermopyle an dem Versorgungsschiff gar kein Interesse hegte. Ohne Ponton-Antrieb ermangelte der Strahlenden Schönheit die Fähigkeit der Käptens Liebchen, von der KombiMontan-Station oder dem Asteroidengürtel in ein anderes Sternensystem oder zu einer anderen Weltraumstation zu wechseln, in irgendeine Gegend, wo man sie nicht kannte. Aus diesem Grund durfte Angus überhaupt keinen Überfall auf das Versorgungsschiff wagen. Falls er es entdeckte, blieb ihm wohl oder übel nichts anderes übrig,

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