0154 - Desteros Rache
Ich befand mich in ihrem Reich und konnte mich aus eigener Kraft nicht befreien.
Es geschah nichts. Ich lag nur da und ließ mich von meinen Feinden anstarren.
Trotzdem hatte ich Angst.
Mein Unterbewußtsein spülte sie hoch, setzte die Funktionen der Drüsen in Gang und ließ den Schweiß aus allen Poren strömen. Ich hörte mich stöhnen, ächzen, schwer atmen, wollte aufstehen, doch es gelang mir nicht.
Mein Körper schien mit Blei gefüllt zu sein.
Dann – praktisch ohne Übergang – erwachte ich aus dem schlimmen Alptraum.
Hastig fuhr ich im Bett hoch und sah mich um. Alles war völlig normal. Das Zimmer, der Wecker auf der Nachtkonsole, der Umriß der Tür, nichts hatte sich verändert. Ich saß in meinem Bett und befand mich nicht in einer anderen Welt.
Beide Handflächen preßte ich gegen meine Wangen.
Zwei Stunden nach Mitternacht. Und wieder der gleiche Traum.
Das hatte doch etwas zu bedeuten.
Ich stand auf, ging in die Küche und fror, weil es im Bett wesentlich wärmer gewesen war. Zudem schwitzte ich. In der Küche trank ich ein Glas Mineralwasser. Das spülte den faden Geschmack aus meinem Mund.
Welch eine Bedeutung konnte dieser Traum, der sich immer wiederholte, für mich haben?
Ich zermarterte mir den Kopf, und ich kam auch zu einem Ergebnis. Ich war sicher, daß Asmodina mir die Träume geschickt hatte.
Sie wollte mich psychisch zermürben, mich fertigmachen, damit der Dämonenhenker leichtes Spiel mit mir hatte. So jedenfalls interpretierte ich diese schrecklichen Träume. Nur in dieser Nacht war ich erwacht. In den beiden Nächten zuvor hatte ich hinterher tief und fest geschlafen, aber da waren die Träume auch nicht so schlimm gewesen. Ich hatte das Gefühl, als würde Asmodina die Intensität steigern. Eine Viertelstunde war vergangen. Mein Inneres hatte sich mittlerweile wieder beruhigt, aber das dumpfe Gefühl im Kopf war dennoch geblieben. Ich hoffte nur stark, daß ich dem seelischen Terror widerstehen konnte, und beschloß, in Zukunft besonders auf der Hut zu sein und vor allen Dingen nicht unbewaffnet herumzulaufen. Destero würde zuschlagen, dessen war ich mir sicher.
Es nutzte nichts, wenn ich die restlichen Stunden der Nacht in der kleinen Küche verbrachte. So legte ich mich wieder ins Bett.
Schlaf konnte ich keinen finden. Meine Gedanken kreisten zu sehr um Asmodina und Destero. In letzter Zeit war verdammt viel auf mich eingestürzt. Meine Freunde und ich kämpften praktisch gegen mehrere Parteien.
Da gab es einmal Asmodina und ihre Gehilfen und zum anderen die Mordliga, die von Dr. Tod angeführt wurde. Aber auch eine dritte Gefahr kristallisierte sich langsam hervor. Das Erbe des versunkenen Kontinents Atlantis! Von Myxin hatte ich erfahren, daß es existierte. Überall auf der Welt verteilt. Atlantis war ein Kontinent voller Rätsel und Geheimnisse gewesen, und nicht immer waren diese Dinge positiv zu beurteilen. Es hatte im alten Atlantis Magie, Grauen und Entsetzen gegeben. Nicht alles war mit der gewaltigen Flut untergegangen.
Das jedoch waren Sorgen, die mich im Augenblick nicht so sehr berührten. Darum kümmerten sich Myxin und Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Sie gingen den Spuren des versunkenen Kontinents gewissenhaft nach. Wieder war eine halbe Stunde vergangen.
Mittlerweile wurde die Müdigkeit stärker als meine Gedanken, und mir fielen langsam die Augen zu. Diese Nacht war wie verhext.
Ich hatte nur wenige Minuten geschlafen, als mich das harte Klingeln des Telefons weckte. Begann Asmodinas Psycho-Terror von neuem?
***
Auch die Familie Conolly schlief fest. Das Haus, ein großer Bungalow im Londoner Süden, war dunkel. Nur vor der Eingangstür spendete eine einsame Lampe ein wenig Licht. Johnny, der jüngste Conolly, war plötzlich von einer seltsamen Unruhe erfüllt. In seinem Bett wälzte er sich von einer Seite zur anderen, seufzte manchmal schwer auf und stieß sogar den Teddy zu Boden, der beim Einschlafen immer neben ihm liegen mußte. Er bemerkte es gar nicht.
Seine Hände streiften über das Bettlaken, manchmal krallten sich die Finger in dem Stoff fest, dann wieder zuckte er mit den Beinen und strampelte sich bloß. Unruhe erfüllte den Schlaf des kleinen Jungen. Und Unruhe lag auch in dem Kinderzimmer.
Es schien, als würde der Odem des Bösen über das Bett streichen und den kleinen Jungen berühren. Irgendwo lauerte die Gefahr, und Johnny spürte instinktiv, daß etwas nicht stimmte. Ohne Übergang wachte er auf.
Er lag quer
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