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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ist Ihre Schuld«, zischte sie Morn an. »Glauben Sie nicht, daß ich Ihnen das vergesse. Glauben Sie bloß nicht, daß ich Ihnen das jemals vergesse.«
    Morn erwiderte Mikkas Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr war alles einerlei; im Moment interessierte sie nicht einmal noch das eigene Überleben.
    »Gottverdammt noch mal«, knirschte Mikka hervor, »was haben Sie eigentlich im Kopf? Denken Sie eigentlich nur mit der Fotze? Jeder Schwachsinnige hätte Ihnen raten können, sich nicht allein mit Orn anzulegen. Herrje, sogar Lumpi hätte Ihnen das gesagt. Sie hätten mit Nick reden sollen, bevor alles so eskalieren konnte. Wäre er frühzeitig von Ihnen gewarnt worden, hätte sich vielleicht dieser Scheiß vermeiden lassen.«
    Morn zuckte die Achseln. Sie sah überhaupt keinen Grund, um sich vor Nicks Erster Offizierin zu rechtfertigen. Und doch hatte sie das Empfinden, sich davor nicht drücken zu dürfen. Die Natur von Mikkas Ungehaltenheit rührte sie irgendwie. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, ihre Mutter wäre, wenn jemand ihr, Morn, gedroht hätte, auf durchaus ähnliche Weise aufgebracht gewesen.
    »Wie oft sind sie schon vergewaltigt worden?« fragte Morn barsch.
    Mit unerbittlich finsterer Miene verwarf Mikka die Frage. »Wir sprechen hier nicht über Vergewaltigung. Wir reden über Vernunft.«
    Morn ließ sich nicht beirren. »Nach einer Weile leiden Sie darunter so«, sagte sie, »daß Sie gar nicht mehr gerettet werden möchten. Sie wollen den Dreckskerl bloß noch eigenhändig auseinandernehmen. Irgendwann ist es Ihnen egal, daß Sie mit leeren Händen dastehen. Sie müssen es einfach versuchen. Wenn Sie’s nämlich nicht versuchen, kommt’s dahin, daß Sie sich selbst umbringen, weil Sie sich zu sehr schämen, um weiterleben zu können.«
    Nicks Erste Offizierin öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, klappte ihn aber wieder zu. Einen Moment lang behielt sie ihren bösen Gesichtsausdruck bei, als könnte nichts sie erweichen. Doch als sie Morn antwortete, war ihr Tonfall nachsichtiger geworden.
    »Gehen Sie ins Krankenrevier. Kommen Sie erst auf die Brücke, wenn Ihre Blutergüsse behandelt worden sind.« Unvermutet senkte sie den Blick. »Wenn Sie sich wohler fühlen, können Sie klarer denken. Vielleicht fällt Ihnen was ein, um den Schaden zu begrenzen.«
    Indem sie auf dem Absatz kehrtmachte, verließ Mikka das Kasino.
    Um den Schaden zu begrenzen.
    Morn verweilte noch ein, zwei Minuten bei Orns Leiche. Sie wollte erfahren, ob es ihr möglich sei, Bedauern oder Mitleid zu empfinden.
    Nein. Ihr einziges Bedauern galt dem Umstand, daß sie nicht dazu imstande gewesen war, ihn selbst zu töten.
    Klarer denken.
    Weil sie darin keinen Fehler erblicken konnte, befolgte sie Mikkas Rat. Sie war allein. In der gegenwärtigen Situation blieb die Wahrscheinlichkeit gering, daß irgend jemand sie im Krankenrevier störte. Sie konnte die Resultate der Untersuchung leicht aus dem MediComputer löschen, bevor sie die Brücke aufsuchte. Und das Stimulans, das ihr der MediComputer voraussichtlich verabreichte, könnte sie gut vertragen; sie brauchte irgend etwas – eine künstliche Aushilfe –, um all ihrer geballten Verzweiflung entgegenzuwirken. Weil sie sich im Moment noch nicht so verwegen fühlte, das Kontrollgerät des Z-Implantats in der Tasche mitzuführen, mußte sie vorerst auf Stimulantien bauen.
    Mürrisch ging sie ins Krankenrevier und streckte sich auf dem Untersuchungstisch aus, um die cybernetischen Systeme die Behandlung vornehmen zu lassen, die sie als erforderlich erachteten.
    Tatsächlich erhielt sie ein Stimulans gespritzt und daneben ein Analgetikum, das ihre Schmerzen behob. Darüber hinaus bekam sie ein Medikament, das das in ihrem Leben zum Dauerzustand gewordene, ihr deswegen kaum noch bewußte Ekelgefühl linderte. Diese schlichte Wende zum Besseren in ihrem Dasein zerstreute Morn so sehr, daß sie beinahe die elementare Maßnahme vergaß, sich die Untersuchungsergebnisse wenigstens anzusehen, ehe sie sie löschte.
    Im letzten Augenblick jedoch fiel es ihr noch ein.
    Was sie dabei herausfand, traf sie so hart wie Orns Faustschläge; widerte sie so entschieden an wie Nick; sie fühlte sich davon so real bedroht wie durch Angus.
    Sie ersah aus den Resultaten das Vorliegen einer Schwangerschaft.
    Ihr Kind war ein Junge.
    Der MediComputer teilte genau mit, welches Alter er hatte.
    Um Nick Succorsos Sohn zu sein, war er schon zu alt.
    Wie ein bösartiges Geschwür, gräßlich und

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