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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der vor Warden auf der Konsole stand.
    Trotz des Brennens der Beunruhigung in seinen Adern zwang Warden sich zu fortgesetztem Lächeln. »Danke, Technikerin.« Sich in so einem Moment damit abzuplagen, sich an den Namen der Frau zu erinnern, hatte er wahrhaftig keine Lust. »Bitte geben Sie Direktor Frik durch, daß er mich gerade verpaßt hat.« Die Technikerin zögerte. »Das ist alles«, stellte Dios klar.
    Das Gesicht der Frau verschwand, und die Tür glitt zu.
    Min Donner bewahrte Schweigen. Es bedeutete eine Erleichterung für Warden Dios. Möglicherweise war seine Liebe zu ihr doch nicht so unpersönlicher Natur. Oder vielleicht war er ihr nur dafür dankbar, daß sie ihm noch immer tief genug vertraute, um ihn auf das eigene Verderben hinarbeiten zu lassen, ohne ihn mit Fragen zu nerven.
    Sie hätte ihre Fragen aussprechen dürfen. Das Recht dazu hatte sie. Immerhin war sie seine wertvollste Mitarbeiterin, seine beharrlichste Anhängerin; ab und zu seine Leibwächterin und bisweilen nach seinem Willen Henkerin. Wenn er nicht größte Vorsicht walten ließ – und wenn sie nicht alles, was er ihr zumutete, haargenau so ausführte, wie er es verlangte –, mußte sie nahezu mit Gewißheit sein künftiges Schicksal teilen, mochte es einen guten oder verhängnisvollen Verlauf nehmen.
    Das war einer der Gründe für seine Bekümmertheit.
    Einer von vielen Gründen.

 
MILOS
     
     
    Milos juckte die Kopfhaut. Ihm juckte sogar der ganze Körper. Milos war schmutzig, viel zu schmutzig. Dermaßen viel Schmiere an den Händen und auf der Bordmontur, soviel Öl im Gesicht und derartig viel alten, verkrusteten Schweiß am Unterleib zu haben, war ihm höchst zuwider. Schon als Kind hatte er es aus Reinlichkeit vermieden, in einen solchen Zustand abzusinken. Er fühlte sich, als wäre er über und über mit Exkrementen besudelt.
    Das löste bei ihm mehr Zorn aus, als er je im Leben empfunden hatte.
    Natürlich trug er an alldem keinerlei Schuld. War er zur Scheiß polente der Vereinigten Montan-Kombinate nicht ehrlich gewesen? Etwa nicht? Doch, er war es gewesen. Er verhielt sich zu jedem ehrlich, der ihn bezahlte. Nicht einmal der Sicherheitsdienst der KombiMontan-Station hatte, obwohl man die Sache dort womöglich anders sah, irgendeinen rechtmäßigen Anlaß, um über ihn zu klagen.
    Sicher, er hatte Stationsvorräte zweckentfremdet, um Succorso dabei zu helfen, Thermopyle eine Falle zu stellen – nicht auf Anweisung seiner Vorgesetzten in der KombiMontan-Station, sondern auf Wunsch Hashi Lebwohls –, aber dieser kleine Trick hatte sich bestens bewährt. Und sobald Thermopyle eingesperrt gewesen war, hatte Milos alles unternommen, was ein Stellvertretender Sicherheitsdienstleiter nur leisten konnte, um ihn auszuquetschen. Wenn die Ergebnisse den Stationssicherheitsdienst nicht befriedigten, sollten sie das nicht ihm, Milos, zum Vorwurf machen, sondern Thermopyle.
    Milos Taverner blieb immer ehrlich. Er tat etwas für das Geld, das er erhielt.
    Außer wenn ihm der Boden unter den Füßen zu heiß wurde. Dann sorgte er sich um die eigene Sicherheit und ließ die Leute, die ihn bezahlten, ihren Kram selbst erledigen. Aber das konnte ihn unmöglich jemand verübeln. Das war nichts anderes als eine verzeihliche menschliche Schwäche. Der Drang zum Überleben war so notwendig – und so unvermeidbar – wie das Bedürfnis des Essens und Trinkens.
    Was Hashi Lebwohl und Warden Dios – ausgerechnet Dios! – ihm jetzt abverlangten, war nicht im geringsten gerechtfertigt.
    Sie schickten ihn in der gemeinsten Art und Weise aufs Glatteis.
    Und sie hatten weniger Grund zur Klage über ihn als die KombiMontan-Station. Im Dilemma zwischen Lebwohls Wille, Thermopyles Schweigen sicherzustellen, und der Anordnung der KombiMontan-Station, ihn zum Reden zu bringen, hatte er den ersteren zu Lasten des zweiteren Wunschs erfüllt. Die Tatsache, daß Thermopyle zu verstockt gewesen war, um sich zu Aussagen nötigen zu lassen, blieb ohne Belang. Milos hatte der Abteilung Datenakquisition die erbetene Gefälligkeit erwiesen. Weder Lebwohl noch Dios hatten irgendeinen Vorwand zur Kritik an dem ihnen erbrachten Resultat.
    Trotzdem saß er jetzt hier: auf dem Posten des Ersten Offiziers der Posaune, war zumindest nominell verantwortlich für Kommunikation, Scanning sowie Daten- und Schadensanalyse; sah er sich kurz davor, mit demselben ekligen Illegalen in die Tach zu wechseln, den er geleimt hatte; drohten ihm Unheil und Tod im Bannkosmos.

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