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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Handflächen auf die kahle Platte des Schreibtischs. Seine Stimme blieb leise, aber er erhöhte die Stimmlage, um sich Min deutlich verständlich zu machen. Seine Auge schimmerte eindringlich.
    »Min, ich will, daß Sie diese Sache überleben. Wenn es sich irgendwie hinbiegen läßt, will ich, daß Sie die künftige Polizeipräsidentin werden.«
    Mit diesen Worten band er sie endgültig an sich; nahm er sie in einen Griff, den sie niemals brechen konnte. Im Lichtschein erkannte sie auf einmal die Zusammenhänge so klar, als ob Dios’ kraftvolle Finger sie ihr auf der Tischplatte ausbreiteten. Schlagartig hatte er ihre Überzeugungen wiederhergestellt; sich in den Mann zurückverwandelt, an dem sie mit ganzem Herzen hing.
    »Sie glauben«, folgerte sie leise, zu verblüfft, um Bedauern oder Ärger zu empfinden, »Sie hätten ausgespielt.« Diese Erkenntnis schien Licht bis in die hintersten Winkel des Büroraums zu werfen. »Wir brauchen das Trennungsgesetz… Wir benötigen eine Möglichkeit, um uns endlich zu dem zu machen, was wir ursprünglich sein sollten, nämlich Diener der Menschheit. Aber weil der Drache zu viele Stimmen aufbieten kann, ist die Verabschiedung zunächst einmal fraglich. Also haben Sie beschlossen, sich zu opfern, um die Voraussetzungen für eine Verabschiedung zu schaffen. Kommt das Gesetz im Konzil durch, bleiben Sie naturgemäß nicht Polizeipräsident. Niemand hätte mehr zu Ihnen Vertrauen. Und wird es abgelehnt, serviert der Drache Sie sowieso ab, und wenn nur, weil Sie zur Belastung geworden sind.«
    Du möchtest mich von dir schieben, zwischen dir und mir Distanz herstellen. Das ist der Zweck all dieser Ablenkung… Darum versuchst du mir Zweifel an dir einzureden. Du willst, daß die Operative Abteilung ihre Glaubwürdigkeit behält, wenn du kippst. Ich soll als die einzige Person dastehen, auf die sich das EKRK verlassen kann, wenn es nachher ans Umgestalten geht.
    Es schien, als ob Dios in seinem Sessel zusammenschrumpfte. Er erweckte den Anschein, als wichen seine Wesenskräfte von ihm, als ob es, daß sie ihn durchschaute, seine Hoffnungen zerstörte. Oder vielleicht war es ihr plötzlicher Ingrimm, der ihm den Wind aus den Segeln nahm. Bedächtig kehrte er die Handteller aufwärts.
    »Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich am Ende bin«, antwortete er gedämpft. »Aber da ich schon gerade dabei bin, Ihnen Sachen auszuplaudern, die Sie lieber nicht wissen sollten, will ich Ihnen noch etwas verraten. Seit ich die Anweisung zur Einstellung der Forschungen am Intertech-Immunitätsserum unterschrieben habe, sind Sie auf mich sauer. Sie hatten sich gewünscht, daß ich mich in dieser Frage gegen Fasner auflehne. Wahrscheinlich dachten Sie, ich hätte damit an die Öffentlichkeit gehen, ihn vor aller Welt entlarven, ihn so zu einer gegenteiligen Entscheidung zwingen müssen.« Durch Mins verschleierten Hörsinn gewahrte sie Anklänge des Zorns. »Aber was hätte ich damit erreicht? Wäre er von mir genügend unter Druck gesetzt worden, hätte er wahrscheinlich selbst die Forschungsergebnisse publiziert. Dem EKRK weisgemacht, ich hätte ihn mißverstanden. Er hätte Unannehmlichkeiten gehabt, aber wäre damit davongekommen. Er wäre noch Konzernchef, aber ich nicht mehr Polizeipräsident. Natürlich hätte ich auch einfach den Dienst quittieren können. Aber dadurch wäre noch weniger erreicht worden. Also habe ich nichts dergleichen getan. Ich habe die Forschungen von Intertech nicht unterbunden. Sie sind ihr lediglich entzogen worden. Die Anweisung habe ich bloß zur Schau unterzeichnet. An der Stelle Intertechs habe ich Hashi Lebwohl mit der Fortführung der Forschungen beauftragt. Er hat sie beendet.«
    Warden Dios’ Auge war voller Betrübtheit. Andeutungen von Gram durchzuckten seine Wangenmuskeln. »Uns steht ein Immunitätsserum gegen Amnion-Mutagene zur Verfügung. Es wirkt. Lebwohl ist der einzige, der informiert ist. Er allein darf es verwenden. Das war meine Idee.«
    Der Polizeipräsident ballte die Hände vor sich auf der Tischplatte zu Fäusten. »Fasner wollte dem Forschungsprojekt insgesamt ein Ende machen. Ich habe ihn dazu überredet, es Lebwohl weiterführen zu lassen… das Serum zu produzieren und dann geheimzuhalten. Sollte das jemals aufgedeckt werden, verliere ich nicht bloß meinen Posten. Dann werde ich wegen Hochverrats hingerichtet. Aber das ist das einzige Druckmittel, das ich gegen den Drachen habe. Es ist genau die Art von Kumpanei, für die er Verständnis

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