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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Amnion und uns. Es ist das erklärte Ziel der Amnion, ihn umzuwandeln, so wie alle Menschen, sein Menschsein zu beenden. Wir haben vor, ihn zu exekutieren oder zumindest lebenslänglich einzusperren. Was täten sie in seiner Lage? Wir versuchen uns mit Waffengewalt durchzusetzen. Die Amnion verlegen sich auf Handel. Und sie halten abgeschlossene Geschäfte immer ein, weil sie wissen, sonst würde man ihnen kein Vertrauen entgegenbringen, und es wäre weitgehend aus mit den Wirtschaftsbeziehungen. Also, was täten Sie?«
    Min starrte ihn an, als sähe sie, wie Mutagene sich in sein Erbgut fraßen, die Struktur seiner Knochen veränderten.
    »Das ist doch naheliegend, oder nicht?« meinte er. »Hätten Sie die Wahl dazwischen, von uns erschossen zu werden oder bei den Amnion das Menschsein zu riskieren, wären sie verrückt, letzteres nicht vorzuziehen. Weil die Amnion Ihnen die Chance zum Überleben lassen, sind sie die kleinere Gefahr. Sobald man uns zum Feind hat, ist Piraterie die einzige vernünftige Alternative. Und wir bestimmen die Regeln. Wir verhängen die Restriktionen, nach denen Illegalität definiert wird. Wir haben Thermopyle in die Situation gedrängt, in der er sich zwischen uns und den Amnion entscheiden mußte. Man darf von so einem Menschen nicht erwarten, daß er eine langfristige Perspektive hat. Von ihm kann man nicht verlangen zu begreifen, daß die Amnion eine Bedrohung der ganzen Menschheit verkörpern, während von uns bloß Gefahr für Leute ausgeht, die die Gefährdung der Menschheit erhöhen. Er nimmt alles persönlich. Das muß er auch, weil er ständig auf der Flucht ist und davon sein Leben abhängt. Bei jemandem wie Angus Thermopyle schneiden die Amnion gar nicht so schlecht ab, weil wir aus seiner Warte schlimmer sind. Mit anderen Worten, wir sind sehr wohl dafür verantwortlich, daß er so ist, wie er nun einmal ist. Wir haben die Verantwortung für jedes einzelne Individuum in Kassafort und jeder anderen Schwarzwerft, in jedem stellaren Vorposten und jeder sonstigen Einrichtung, die Geschäfte mit den Amnion macht. Und würden wir keinen derartigen Aufwand betreiben, um die Piraterie zu ersticken – oder wären wir dabei weniger selbstgerecht –, wären die Piraten keine so große Gefahr für diejenigen, denen wir dienen sollen.«
    Während sie zuhörte, gerann Mins Erzürntheit zu Kummer. Sie hatte das Bedürfnis, an ihn zu glauben. Aber er hatte sich verändert. Das letzte Mal, als er ihre Aufgabe erklärte – und damit seine –, hatte er noch völlig anders davon gesprochen.
    Min biß die Zähne zusammen, um ihren Trübsinn zu bezähmen. »Warum tun wir’s dann? Weshalb bemühen wir uns so stark um etwas, von dem wir gar nicht überzeugt sind?«
    Nun sank Dios’ Stimme zu einem Flüstern ab. Hätte Min nicht gesehen, wie sich seine Lippen bewegten, vielleicht hätte sie sich eingebildet, die Worte kämen aus der Düsternis rund um den Lichtkreis der Deckenleuchte.
    »Weil die Menschen, denen wir dienen, und jene, denen wir dienen sollen, nicht dieselben sind. Wir dienen nicht der Menschheit. Wir stehen im Dienst der Vereinigten Montan-Kombinate. Und die Vereinigten Montan-Kombinate ziehen ihren Nutzen aus der Piraterie. Die Piraterie festigt die marktbeherrschende Stellung der VMK.«
    Ist es das? fragte sich Min Donner. Ist das endlich die Wahrheit? Oder wieder nur Ablenkung?
    Äußerte er Zweifel an der VMKP, stellte er die Integrität seines eigenen Lebenswerks in Frage, um ihr zu suggerieren, er sei dazu fähig, einen Kaze gegen Kapitän Vertigus einzusetzen, um der Vorlage des Trennungsgesetzes Rückhalt zu verschaffen?
    Nein, das ergab keinen Sinn. Wäre der Kapitän ums Leben gekommen, hätte niemand im Konzil von der Gesetzesvorlage erfahren. Sie wäre zusammen mit ihrem vorgesehenen Paten in Fetzen gerissen worden.
    Und Min war sich vollkommen sicher, daß es den Kaze maßlos überrascht hatte, sie an Kapitän Vertigus’ Tür zu sehen.
    Die Videokonferenz mochte durchaus ein Trick Warden Dios’ gewesen sein, um der Gesetzesvorlage Nachdruck und Gewicht zu verleihen. Dagegen mußte der Kaze einen völlig anderen Ursprung haben.
    Min merkte, wie sie so gewaltsam mit den Kiefern mahlte, daß ihr der Schädel weh tat. »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    Was veranlaßt dich zu der Auffassung, ich hätte Lust, Holt Fasner noch länger zu dienen, anstatt der Menschheit?
    Wovon willst du mich ablenken?
    Unvermittelt beugte Warden Dios sich vor, stützte die

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