Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Ton. »Es ist viel zu klein. Schätzungsweise passen bloß zehn Personen hinein.«
    Liete forderte abermals die Statusmeldungen an.
    Die Ladung der Materiekanone hatte vierzig Prozent erreicht. Bei fünfunddreißig Prozent lag inzwischen die erzeugbare Schubleistung.
    »Funkübermittlung von der Stiller Horizont!« schnaufte Lind. »Neue Befehle. Alles soll abgeschaltet werden… Sogar die Wartung. Sie wollen, daß mit diesen Emissionen Schluß ist.«
    Zuviel. Es war schlicht und einfach alles viel zuviel. Bei so vielen gegensätzlichen Prioritäten konnte Liete keinen Überblick wahren. Das Wehen in ihrer Seele war zu einem an Böen reichen Stürmen geworden, die Windstöße schüttelten ihr Gemüt…
    »Ach du große Scheiße!« entfuhr es Carmel halblaut. »Gerade hat die Friedliche Hegemonie die Positionslichter angeschaltet. Sie fährt den Energiepegel hoch.«
    Liete vermochte kaum noch zu atmen; von allen Seiten schien Druck ihr die Luft aus den Lungen zu pressen.
    Wo war Nick? Wo war Nick?
    Eines nach dem anderen, sagte sie sich. Du kannst immer nur eines tun. Nur eines.
    »Legt sie ab?« fragte sie. »Macht’s den Eindruck, daß sie sie benutzen, um die Sektion zu evakuieren?«
    »Nein«, antwortete Carmel fast sofort. »Das sind keine Emissionen des Antriebs, sondern der Materiekanone.« Erschrocken hob sie den Kopf von der Konsole, schaute quer durch die Steuerbrücke Liete an. »Sie lädt die Bordartillerie. Und sie setzt Scheinwerfer ein. Die Amnion wollen die Leute dort unten von der Planetoidenoberfläche wegputzen… Und die Posaune zusammenschießen.«
    Für eine Sekunde verließ Liete aller Mut.
    Wegputzen.
    Diese Leute.
    Und die Posaune.
    Nick war ein toter Mann…
    Am ganzen Körper zuckte Liete zusammen, als hätte man ihr einen Stunnerknüppel mitten auf die Brust geschlagen.
    Außer sie fand Mittel und Wege, um ihn zu retten.
    In diesem Moment wehte der langandauernde schwarze Wind ihr Inneres von aller Furcht und allen Ängsten, all ihren Konflikten frei.
    »Wie lange braucht sie, um zum Feuern bereit zu sein?« fragte sie die Scanning-Hauptoperatorin mit fester Stimme.
    »Woher soll ich das wissen?« maulte Carmel. »Ich bin keine Spezialistin für Amnion-Kriegsschiffe.« Doch die Leidenschaft in Lietes Blick rief sie zur Ordnung. »Vielleicht eine Minute?« meinte sie in unwillkürlicher Beschämung. »Höchstens zwei.«
    Liete nickte. »Und wann passiert uns das Shuttle?«
    »Bei der gegenwärtigen Beschleunigung?« Carmel las Anzeigen ab. »In anderthalb Minuten. Es wird sie aber keinesfalls beibehalten, es muß nun jeden Moment den Schub vermindern. Sonst kann es nicht mehr rechtzeitig fürs Rendezvous mit der Sturmvogel abbremsen. Vielleicht nicht mal für die Stiller Horizont.«
    So lange konnte Liete nicht warten. Die Stiller Horizont versuchte, die Käptens Liebchen völlig stillzulegen: Lietes Täuschungsmanöver stand kurz vor dem Auffliegen. Und das Hauptziel war die Sturmvogel. Nick hatte ihr befohlen, das Raumschiff zu vernichten. Um jeden Preis. Ohne Rücksicht darauf, was sonst geschah. Irgendwie hatte er Sorus Chatelaine so manipuliert, daß sie und ihr Raumer in diese angreifbare Position geraten waren; aber zerschoß Liete die Sturmvogel nicht jetzt, mußte sie – oder die Stiller Horizont – binnen kurzem merken, daß man sie irregeführt hatte. Sie würden die Gefahr erkennen und von sich aus das Feuer eröffnen.
    Aber die Friedliche Hegemonie lud ihre Bordartillerie, um sieben Menschen und ihr Raumschiff von Thanatos Minors Oberfläche zu fegen.
    Und einer dieser sieben Menschen war Nick. Er hielt sich dort unten auf, war so schutzlos wie ein Pappkamerad auf dem Schießstand. Den Beschuß durch Bordartillerie konnte er unmöglich überleben… Und ebensowenig hatte er ohne die Posaune eine Chance… Nach Liete Corregios Meinung war sein Leben wichtiger als seine Befehle.
    »Pastille.« Sie sprach nur im Flüsterton, doch ihre Stimme durchdrang die Steuerbrücke wie ein Schrei. »Bremsschub aktivieren. Ich will, daß du uns stoppst… und auf Gegenkurs lenkst.«
    »Zum Teufel, warum denn das?« nörgelte er. »Ich dachte, du hättest gesagt, wir haben es auf die Sturmvogel abgesehen.«
    »Ich möchte noch näher an das Shuttle ran«, begründete Liete ihre Anweisung, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Wir benutzen es als Deckung.«
    Pastille musterte Liete sehr aufmerksamen Blicks, ehe er sich wieder seiner Konsole zuwandte. Er verkniff sich weitere Einwände und machte

Weitere Kostenlose Bücher