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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich an die Arbeit.
    Gleich darauf preßte Andruck Liete in die Gurte, als die Triebwerksdüsen der Käptens Liebchen aufröhrten.
    Sie tat, als ob die Belastung sie nicht störte. »Malda, Zielverfolgung auf die Friedliche Hegemonie richten. Nimm ihre Bordartillerie ins Visier. Wir verpassen ihr alles, was wir zu bieten haben. Aber erst auf meinen Befehl.«
    Maldas Hände bebten. In dem Bemühen, ihr Zittern zu unterbinden, tippte sie die Tasten derartig brutal, als wäre sie außer sich vor Zorn.
    »Carmel, wie weit ist das Shuttle entfernt?«
    Die Scanning-Hauptoperatorin fand sich unter Gefechtsbedingungen ausgezeichnet zurecht: kein Zaudern hemmte ihre Reaktionen. »Es hat den Schub weggenommen… Es kreuzt. In etwa dreißig Sekunden müßt’s uns passieren. Allerdings hängt der Zeitpunkt auch von Pastille ab.«
    Dreißig Sekunden. Lietes Blick streifte den Chronometer. Die Friedliche Hegemonie hatte kein freies Schußfeld – die Sturmvogel war ihr im Weg –, aber die Sturmvogel konnte jederzeit das Feuer eröffnen. Doch falls Sorus Chatelaine das Shuttle zu treffen befürchtete, verzichtete sie vielleicht vorsichtshalber aufs Schießen.
    Aber falls sie dachte, die Käptens Liebchen hätte die Absicht, das Shuttle zu rammen, entschloß sie sich bestimmt zum Eingreifen.
    Bei dieser Entfernung und der gegenwärtigen Geschwindigkeit der Käptens Liebchen wären Ausweichmanöver samt und sonders zwecklos.
    Und Carmel könnte keine Warnung mehr geben. Erst wenn die Käptens Liebchen Treffer erhielt, würde Liete merken, daß die Sturmvogel schoß – keine Sekunde früher.
    Carmel und Lind gehörten schon seit langem zu Nicks Crew: sie hatten gelernt – jeder auf eigene Weise –, Tod und Verzweiflung zu akzeptieren. Und Malda liebte Nick mit insgeheimer, unverbrüchlicher Anhänglichkeit. Nur von Pastille war zu erwarten, daß er Liete im Stich ließ.
    Sobald er gewahr wurde, welche Absicht sie verfolgte, würde er versuchen, sie daran zu hindern.
    Der schwarze Wind tönte wie Gesang durch ihr Herz. Alles was sie noch zur Zurückhaltung genötigt hatte, war dahin; sie war innerlich durchsättigt mit heißer Untergangsbereitschaft. Als ob Musik sie inspirierte, kopierte sie ihrer Kommandokonsole den vollständigen Bestand der Steuerungsfunktionen, entzog Pastille, ohne daß jemand es merkte, die Kontrolle über die Steueranlagen der Käptens Liebchen.
    Um Nick zu retten.

 
MORN
     
     
    Hilflos mußte Morn mitansehen, wie die Friedliche Hegemonie ihre Bordartillerie in ihre Richtung einschwenkte, als hätten die Amnion sie schon entdeckt, als ob sie sich mit der Deutlichkeit einer Leuchtbake von Thanatos Minors dunklem Stein abzeichnete. Beschuß mit Materiekanonen aus diesem geringen Abstand… Morn beteuerte sich, sie spränge auf und fliehe, falls sie dazu genügend Kräfte hätte, kapitulierte nie, täte vielmehr alles, solange sie noch atmen und die Beine bewegen konnte, um am Leben zu bleiben. Dennoch war sie sich völlig darüber im klaren, daß nicht Schwäche sie zurückhielt.
    Es war das Gefühl der Sinnlosigkeit.
    Von ihrem Liegeplatz aus konnte die Friedliche Hegemonie alles annihilieren, was sich zwischen ihr und dem Planetoidenhorizont befand. Eine Salve könnte das Besucherdock in Trümmer legen; sie reichte mehr als genug aus, um vier Menschen in EA-Anzügen und einen läppischen Interspatium-Scout auszuradieren.
    »Komm, lauf!« schrie Mikka wie in höchster Wut.
    Auch Sib Mackern rührte sich nicht vom Fleck. Ähnlich wie Morn schien er am Ende seiner Kräfte zu sein, war es aus mit seiner Willenskraft. »Denen können wir nicht weglaufen«, konstatierte er leise.
    »Sie fangen bei Null an!« schnauzte Mikka. »Es dauert ’ne Minute, die Artillerie ausreichend zu laden, vielleicht zwei!« Sie packte Sibs Arm, Morns Arm, versuchte sie mitzuziehen. »Kommt!«
    »Mikka…« Sibs Stimme klang ruhig, beinahe nach Resignation. Zu guter Letzt hatte er seine Furchtsamkeit überwunden. »Ob zwei oder zwanzig Minuten, das spielt überhaupt keine Rolle. Es ist unmöglich, ihrer Bordartillerie fortzulaufen. Selbst wenn wir zum Raumschiff, wenn wir an Bord gelangen, genügt ein Treffer, und es sieht aus wie ’ne plattgedrückte Blechbüchse.«
    Er sah sich nach dem Schleusenbau um, heftete dann den Blick wieder auf das Kriegsschiff. »Ich wollte, Angus wäre da. Ich würde gerne von ihm erfahren, wieso er geglaubt hat, die Sache könnte jemals gutgehen.«
    »Das ist mir gleich!« schrie Mikka. »Ihr

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