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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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das Absuchen der Planetoidenoberfläche ein und huschten statt dessen wie Ziellaser hinüber zur Posaune.
    Unversehens brach Nick erneut in Gezeter aus.
    »Verfluchte Schlampe!«
    »Morn!« drang Davies’ Stimme ihr in die Ohren. »Bist du da?«
    »Ja.« Sie vermochte sich kaum genug Konzentration zum Antworten abzuringen; ihre Stimme krächzte, als wäre ihre Kehle ein wundes Geschöpf. »Wir kommen.«
    »Das muß Liete gewesen sein«, ächzte Mikka. »Gottverdammt, wie konnte sie bloß danebenschießen? Sogar Simper ist im Zielen besser. Herrje, Malda kann so was im Schlaf.«
    »Die Käptens Liebchen hat’s zuerst erwischt«, sagte Sib mit schwächlicher Stimme. »Ich hab’s genau gesehen. Deshalb hat ihr Schuß nicht gesessen.«
    »Geht in Deckung!« Morn gab sich alle Mühe, um sich Davies verständlich zu machen. »Wo weiß ich auch nicht. Keinesfalls in der Posaune. Sie wird pulverisierst, sobald drüben die Schadensbekämpfung die Lecks abgedichtet und man die Bordsysteme umgeschaltet hat. Versucht’s mit ’ner freien Astro-Parkbucht. Vielleicht findet ihr ’ne Luke, durch die ihr nach drinnen abtauchen könnt.«
    »Das hat alles keinen Zweck, Morn.« Sie erkannte Vectors Stimme. »Es ist das gleiche, als müßte man mitten auf ’m Schlachtfeld Deckung suchen. Kassaforts Kommandozentrale hatte schon vorher alle Bereitschaft, uns abzumurksen. Jetzt ist die Kommunikation ausgefallen. Drinnen ist die Lage ernst. Man wird erst alles einäschern, was sich regt, und sich später dafür interessieren, was es gewesen ist…« Morn hörte ihm an, daß er, obwohl er nichts Erfreuliches zu sagen hatte, dabei lächelte. »Trotzdem, es ist richtig nett, mal wieder deine Stimme zu hören.«
    Nick hatte sein Toben beendet, blieb jedoch, wo er stand. Starr vor Wut oder Verzweiflung, stierte er ins finstere All hinauf und rührte sich, die Fäuste an den Seiten geballt, nicht von der Stelle.
    »Los, kommt, wir müssen weiter!« rief Mikka in ihr Helmmikrofon. »Selbst wenn ich schon so gut wie tot bin, meine Versprechen will ich einhalten.«
    Auf Strahlstößen komprimierten Gases sauste sie hinüber zum Besucherdock und zur Posaune.
    Morn sah von jedem Versuch ab, Nicks Aufmerksamkeit zu erregen. Sollte er dort stehen und gaffen, bis sein Raumschiff in Stücke fiel. Sie konnte nichts für ihn tun, und hätte sie es gekonnt, hätte sie es nicht getan. Er hatte noch immer ihr Zonenimplantat-Kontrollgerät.
    Statt dessen kehrte sie um und half Sib Mackern beim Zurechtfinden mit seinen Lenkdüsen.
    Sie brauchte sich nicht mehr zu beeilen: soviel war ihr klar. Sobald die Friedliche Hegemonie mit allem Erforderlichen soweit war, mußte sie sterben. Nichts konnte daran noch etwas ändern. Dennoch wollte sie möglichst weit fort von dem Kriegsschiff und allem Amnionischen; sie hatte vor, neben ihrem Sohn zu stehen, wenn es ans Leben ging, neben ihm und den wenigen Menschen, die ihr Mitgefühl entgegengebracht hatten.
    Als Morn endlich Sib einigermaßen unterwiesen hatte, war Mikka schon auf der Betonfläche des Besucherdocks angelangt. Dank der Lenkdüsen ließen Morn und der Datensysteme-Hauptoperator Nick rasch weit zurück. Sie schwebten auf Schüben des komprimierten Gases zur Posaune, als wären sie allein auf dem ganzen Felsbrocken, oder Geister, die nichts fürchten mußten. Sib hatte seine Pistole weggeworfen; irgendwann fiel Morn auf, daß ihr das Impacter-Gewehr irgendwo abhanden gekommen war; aber sie hatten an Waffen keinen Bedarf mehr. Sie dachten so wenig wie Mikka, die ihnen vorausgeeilt war, an die Möglichkeit, daß der Kassierer oder die Amnion selbst Bewaffnete ausschicken könnten. Diese Gefahr hatte für sie jede Bedeutung verloren.
    Nur einmal verhielt Morn, um sich nach Nick umzublicken. Vor dem riesigen Rumpf der Friedlichen Hegemonie wirkte er winzig und ohnmächtig; er hatte seine Erstarrung überwunden und entfernte sich jetzt langsam von dem Kriegsschiff. Vielleicht hatte auch er beschlossen, beim Sterben lieber nicht allein zu sein.
    Nachdem Morn und Sib das Betonfeld erreicht hatten, kamen sie schneller voran. Inzwischen schaffte Sib es, die Lenkdüsen besser zu bedienen, auf und ab segelte er durchs Vakuum vorwärts wie ein Surfer. Morn zuckte die Achseln, lächelte geisterhaft und jagte an seine Seite. Erst der Tod würde ihre endgültige Befreiung sein.
    Ohne Zweifel wartete man an Bord der Friedlichen Hegemonie nur noch ab, bis man die Gewißheit hatte, sämtliche Ziele mit einer Salve zu

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