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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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brauchte sie. Seinetwegen mußte sie noch für eine Zeitlang in Fleisch und Blut manifest bleiben.
    Indem die Irisblende sich aufschob, schien sie Nick in die Schleusenkammer zu saugen. Unverzüglich trat er an die Kontrolltafel und tippte Tasten. Mikka schickte Sib und Morn in die Schleuse, dann drehte sie sich um und legte durch einige Schüsse in die Kontrollen den Lift lahm.
    Schon schloß sich die blendenförmige innere Schleusenpforte. Mikka Vasaczk mußte plötzlich einen wahren Hechtsprung vollführen, um noch in die Schleusenkammer folgen zu können.
    Morn lauschte auf das Wispern des Druckabfalls und versuchte sich einzureden, sie sei stark genug, um es bis zur Posaune zu schaffen; es sei ihr gegeben, irgendwie auch ohne den Rückhalt ihres schwarzen Kästchens hinlängliche Kraft zu finden.
    Sobald sich auch die äußere Schleusenpforte nach Blendenart geöffnet hatte, stapfte Nick auf den betonierten Vorplatz der Schleuse hinaus. Ohne auf irgend jemanden zu warten, eilte um die Ecke des Schleusenbaus und verschwand außer Sicht.
    Außerhalb der Schleuse erstreckte sich weithin das schwärzliche Felsgestein des Planetoiden. Von der Rückseite des Schleusenbaus gleißte helle Beleuchtung herüber: die Betonfläche lag im Schatten, doch kaltes, weißes Licht schimmerte dort in Streifen auf der zerklüfteten Landschaft, wohin Nick sich abgesetzt hatte.
    Noch einmal nahm Mikka Vasaczk sich Zeit, um die Kontrollen zu zerschmelzen: diesmal in der Schleuse. Nun konnte auf diesem Weg niemand mehr sie und ihre Begleitung verfolgen.
    Das Gewehr gepackt, als hätte es die Macht, sie auf den Beinen zu halten, rannte Morn sofort Nick nach.
    Fast augenblicklich bemerkte sie die Friedliche Hegemonie.
    Die Parklichter des Raumschiffs hoben es gegen das undurchdringliche Schwarz des Kosmos ab; das kalte, weiße Leuchten erhellte die Umrisse der Antennen und Geschütze. Die rundlich-beulige Formgebung, wie die Amnion sie bei der Konstruktion ihrer Raumfahrzeuge bevorzugten, verlieh dem Koloß trotz seiner Größe ein gedrungenes Äußeres. Hinter der Metallplatte eines Shuttle-Hangars dräute der Rumpf des Kriegsschiffs über dem nackten Fels Thanatos Minors wie eine Gewitterwolke.
    Jetzt konnte Morn unterscheiden, daß die weißliche Helligkeit von den Bogenlampen des Besucherdocks stammte. Hurtig lief Nick darauf zu, sprang über die Felsen, so flink er es vermochte. Weil Morn ihn genau kannte – weil sie wußte, er war so tückisch wie das Gestein der Planetoidenoberfläche –, durchschaute sie mit einem Mal, weshalb er es so eilig hatte.
    Er wollte die Posaune früh genug erreichen, um das Kommando zu übernehmen, bevor Angus zurückkehrte; hatte vor, rechtzeitig an Bord zu sein, um Angus aussperren zu können.
    Eine neue Regung der Furcht rührte an Morns Herz. Nick hatte das Zonenimplantat-Kontrollgerät. Darum betrachtete sie momentan Angus als das kleinere Übel.
    Ob Davies sie hören könnte? Empfinge er ihre Stimme, wenn sie den Namen ihres Sohns ins Mikrofon riefe? Hatte sie die Möglichkeit, ihn zu warnen?
    Ihre Absicht blieb unverwirklicht. Ihre Kehle verengte sich, erstickte jeden Laut, als sie sah, wie Nick unvermutet verharrte.
    Die Füße breitbeinig auf den Fels gestellt, reckte er beide Arme in die Finsternis des Alls empor. Den behelmten Kopf legte er in den Nacken.
    »Nun tu’s endlich!« schrie er. Aus Wut und Verzweiflung klang seine Stimme, als wäre er in Raserei verfallen. »Du elende Schlunze, ich hab dir ’n Befehl erteilt! Ich will, daß du ihn endlich ausfährst!«
    Die Dunkelheit verweigerte ihm die Antwort.
    Mikka und Sib holten auf, stießen zu Morn, zogen sie mit sich, auf das schroffe, weiße Licht zu. Aber für ein, zwei Sekunden konnte sie kaum die Beine bewegen. Nicks Geschrei der tiefsten Zerrüttung schnürte ihr die Brust wie eine krampfartige Anwandlung der Panik ein.
    Sie hatte sich in bezug auf ihn geirrt.
    O Gott, was hatte er im Sinn? Was tat er?
    »Ich wünschte wirklich, Liete würde ihn nicht so vergöttern«, murmelte Mikka verbittert. »Sie sollte wahrhaftig vernünftiger sein.«
    »Was hat er ihr befohlen?« brabbelte Sib.
    »Frag du ihn«, entgegnete Mikka. »Ich habe schon zuviel anderes am Hals.«
    Plötzlich veränderte sich die Farbe der Helligkeit. Morn sah schwefliges Geflacker wie gelbe Flammen über die Seite von Mikkas EA-Anzug züngeln.
    Gleichzeitig spürte sie, wie unter ihren Stiefeln das Felsgestein erbebte.
    »Nick!« schrie Mikka. »In Deckung!«
    Morn

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