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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verfluchte Hexe… Solange dir noch Zeit bleibt. Das ist die Sorte Mensch, für die du deinen Dienst leistest, so sind die Menschen, an deren Rechtschaffenheit du glaubst.
    »Kann sein, ich verfahre so, falls sich die Amnion nicht auf andere Weise abwimmeln lassen«, fuhr er fort. »Aber wenn’s sein muß, spare ich mir das Affentheater mit dem falschen Serum.« So wie vorher die Wahrheit sollte diese Lüge Morn möglichst nachhaltig zerrütten. »Als ich Lebwohl darüber informiert habe, daß ich in Schwierigkeiten stecke, hat er mir die kalte Schulter gezeigt. Deshalb macht’s mir jetzt nichts aus, ihn reinzulegen.«
    In der Annahme, Morn endlich kleingekriegt zu haben, schlang er den Arm um sie und zog sie mit dem Ohr dicht an seinen Mund. »Nun bist du dran«, sagte er gedämpft und fast liebenswürdig. »Verrat mir, inwiefern die Amnion glauben, sie hätten die Möglichkeit, meine Bordverteidigung zu ›paralysieren‹.«
    »Ach so, das«, antwortete Morn, als hätte kein Wort, das er gesprochen hatte, bei ihr irgendeine Gefühlsregung hervorgerufen; als wäre sie zu taub oder zu blind, um durch seine Bosheit getroffen zu werden. »Das hättest du dir doch inzwischen selber denken müssen.«
    Jetzt kommt es, dachte Nick. Nun kam ihre Retourkutsche.
    »Auf der Astro-Reede vor Station Potential mußte ich den Amnion ja beweisen, daß die Käptens Liebchen tatsächlich zu effektiver Selbstvernichtung fähig ist. Hätte ich hingenommen, daß sie mir ’n Bluff unterstellen, wäre Davies nicht von ihnen zurückgegeben worden. Darum hab ich ihnen während des Funkkontakts Kopien von allem übermittelt, was im Kommandopult der Hilfssteuerwarte gespeichert ist. Darunter auch« – den letzten Satz fügte sie in einem Ton hinzu, als griffe sie zur Gewalt – »deine Prioritätscodes. Sie können alle deine Befehle korrektursteuern.«
    Nick glaubte, ihm stockte das Herz.
    Freilich waren die Codes ihm geblieben. Er konnte jede Korrektursteuerung seitens der Amnion korrektursteuern. Und sie konnten wieder korrektursteuern…
    Patt. Irgendwann würden die Computerprogramme abstürzen, um Kurzschlüsse zu verhüten.
    Einen Moment lang stand er in äußerster Bestürzung und gänzlicher Fassungslosigkeit da. Morn versuchte gar nicht, ihn fertigzumachen. Ihre Enthüllung bedeutete für ihn keine Schädigung: im Gegenteil, sie war eine Hilfe. Was die Amnion über sein Raumschiff wußten, war nur so lang eine Gefahr gewesen, wie er nicht geahnt hatte, daß sie es wußten. Wenn er an Bord der Käptens Liebchen umgekehrt war, konnte er schlichtweg eine entsprechende Reihe neuer Prioritätscodes eingeben. Dafür brauchte er keine Stunde.
    Morn hatte ihm unerwartet unermeßlich kostbare Hilfe geleistet.
    »Warum tust du das?« In seiner Überraschung fühlte er sich, als stünde er nackt vor ihr. »Vielleicht hätte ich’s nie rausgefunden. Weshalb hast du’s mir gesagt?«
    Warum hilfst du mir?
    Morn zeigte erneut alle Anzeichen der Ausgelaugtheit. »Weil ich nicht will«, entgegnete sie, als wäre sie zu jedem weiteren Widerstand zu müde, »daß die Amnion dich kaschen. Ich möchte nicht, daß sie irgendeinen Menschen kriegen. Wärst du in der Kosmokapsel gewesen, hätte ich genau das gleiche getan. Andernfalls wäre mir das eigene Menschsein nichts wert.«
    In bitterem Trotz schleuderte Nick ihr einen Fluch entgegen. »Und wahrscheinlich hast du nie auch bloß im entferntesten die Idee gehabt, ich könnte dir dankbar genug sein, um’s mir anders zu überlegen, was?«
    Selbst in den eigenen Ohren klang sein Spott nur nach jämmerlicher Patzigkeit.
    »Nein, nie«, bestätigte Morn unverblümt. »Dafür habe ich dich inzwischen zu gründlich kennengelernt.«
    Nick brachte keine Antwort zustande. Er knirschte mit den Zähnen, um die Beherrschung zu bewahren, während er Morn den Korridor entlangführte.
    Nach weiteren hundert Metern Weg durch den menschenleeren Flur erreichten sie die Amnion-Sektion.
    Der Eingang bestand aus nichts als einer kahlen Tür in einer kahlen Wand. Nick war bisher nie in der Amnion-Sektion gewesen, aber weil die Aliens dort ihre gewohnte Atmosphäre atmeten, vermutete er, daß es sich bei der Tür um die Außenpforte einer Luftschleuse handelte. Es schauderte ihn, wenn er sich an den rauchigen Geruch der Atmosphäre Station Potentials entsann, an die Atembeschwerden, das Gehuste… Seine Lungen fühlten sich jetzt noch aufgerauht an. Er verspürte keinerlei Neigung, sich so etwas noch einmal

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