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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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MILOS
     
     
    Milos Taverner mußte warten. Für sein Empfinden war es an der Zeit, den Funken des Enthusiasmus in Angus Thermopyles Augen zum Erlöschen zu bringen, höchste Zeit, Thermopyle den Ausdruck übelwollenden Hoffnungsfrohsinns vom Gesicht zu fegen. Je länger er Thermopyle gestattete, etwas anderes als ausweglose Unterwerfung zu spüren, um so unbehaglicher wurde ihm zumute.
    Trotzdem war er ganz einfach zum Abwarten gezwungen, während Thermopyle von Kassafort die Erlaubnis zum Anflug einholte. Bis dahin mußte er sich auf die Nukleus-Programmierung des Cyborgs verlassen. In mancher Beziehung mußten bei der Abwicklung seines Auftrags die nächsten paar Stunden die kritischste Phase werden. Thanatos Minor hatte genug Feuerkraft, um über jeden Interspatium-Scout lachen zu dürfen, egal wieviel versteckte Waffen er an Bord hatte. Zudem genoß die Schwarzwerft den Schutz der auf Reede liegenden Raumschiffe. Und zu allem Überfluß – Milos hatte diese Information den Scanningdaten sowie Kassaforts routinemäßigen Navigationsbulletins entnommen – parkten an dem Planetoiden zwei Amnion-Kriegsschiffe.
    Sollte die Leitzentrale der Posaune die Anlegegenehmigung verweigern, steckte Thermopyle tief in der Scheiße.
    Falls Thermopyle auf Ablehnung stieß, konnte Milos das Problem beheben. Aber das wollte er lieber vermeiden. Es zwänge ihn zu Einlassungen und Festlegungen; zu Handlungen innerhalb einer Zeitspanne, in der es ihm darauf ankam, sich noch alle Optionen offenzuhalten.
    Während Angus Thermopyle mit der Leitzentrale kommunizierte, entzündete Milos sich eine Nik und fügte sich nervös ins Warten.
    Thermopyle hatte der Leitzentrale alle erforderlichen Daten übermittelt: Identifikations- und Registrierungsnummer des Schiffs, Namen des Kapitäns und der Crew. Er hatte eine Besucher-Parkbucht erbeten. Momentan tippte er seiner Tastatur pausenlos Befehle ein, verglich sie mit den in seinem internen, ihm implantierten Computer gespeicherten Daten, murmelte dabei auf eine Weise vor sich hin, als summte er etwas.
    Doch Kassaforts Leitzentrale gab keine Antwort.
    Was mochte die Ursache des Schweigens sein?
    Die entfernungsbedingte Zeitverzögerung war minimal. Und Thermopyle war schon mehrmals in Kassafort gewesen; wahrscheinlich kannte er die Anflugroute zur Schwarzwerft ziemlich gut. Wo also blieb die Antwort? Was dachte man sich dabei in der Leitzentrale?
    Nein. Milos konnte nicht warten. Er hätte dazu fähig sein sollen; aber es gelang ihm schlichtweg nicht. Trotz aller Beschwichtigungen durch Hashi Lebwohl hatte er tief im Innersten viel zuviel Furcht vor Angus Thermopyle, um Geduld zu haben.
    Er verpaffte Qualm, den die Luftfilteranlage an- und aufsaugte. Erst vergewisserte er sich, daß die Funkgeräte der Posaune gegenwärtig nicht sendeten, auf ihren Frequenzen Stille herrschte. Dann öffnete er die Gurte seines G-Andrucksessels und überließ sich der Nullschwerkraft.
    Um zur Erzeugung einer Bordschwerkraft Eigenrotation einzusetzen, war das Raumschiff zu klein. Aber Milos hatte im VMKP-HQ ein kurzes Null-G-Training genossen. Er verschaffte sich Halt an der Rückenlehne des Andrucksessels, dann stieß er sich vorsichtig in die Richtung der Kommandoposition ab.
    »Bleiben Sie sitzen«, maulte Angus Thermopyle halblaut über die Schulter. »Ich muß mich konzentrieren.«
    Milos schwebte zwei Meter weit an Thermopyles Seite. Umsichtig duckte er sich dicht neben ihn, bis ihre Köpfe sich beinahe berührten.
    »Josua.« Er sprach leise, aber deutlich. »Sie erhalten jetzt von mir einen Dauerbefehl. Unter Bezugnahme auf Codewort Jericho.« Das Codewort bedeutete die maximale Priorität, die Milos seinen Anweisungen an den Cyborg geben, verlieh ihm nachdrücklichste Autorität, die er über ihn ausüben konnte. Lebwohl zufolge hatten nur die fundamentalsten Grundvorschriften in Thermopyles Data-Nukleus die Möglichkeit, einen unter Hinweis auf Codewort Jericho erteilten Befehl zu korrigieren. »Wenn ich Ihnen befehle, den Mund aufzumachen, gehorchen Sie jedesmal. Sie brauchen dazu das Stichwort ›Josua‹ nicht zu hören. Danach kauen und schlucken Sie ganz normal.« Milos mochte keine Verwicklungen erleben. »Sie führen den Befehl aus«, fügte er deshalb hinzu, »ohne sich dadurch bei irgendeiner anderen Tätigkeit behindern zu lassen, die Sie zu verrichten haben.«
    Der Gedanke, daß Thermopyles Data-Nukleus seine Äußerungen aufzeichnete und

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