Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Schlußfolgerung sollen wir aus alldem ableiten, um unsere Schwierigkeiten erfolgreich ausräumen zu können?«
Vestabule musterte Nick mit seiner ausdrucksärmsten Miene. Neben dem Halb-Amnioni stand sein Begleiter oder Leibwächter in vollkommener Reglosigkeit da, ganz wie eine Kreatur, die sich zur Salzsäule verwandelt hatte.
Nick stierte die beiden an, während seine Hoffnung auf Wiedergültigmachung der Kredit-Obligation wie ein Dunstschwaden verflog.
»Jetzt kapier ich.« Es drängte ihn in solchem Maß nach Gewalttätigkeiten, daß er sich kaum noch zusammenzunehmen vermochte, aber er rang sich ein rauhes Gelächter ab. »Vorhin hab ich überhaupt nicht begriffen, wovon hier die Rede ist, aber jetzt geht mir allmählich ein Licht auf. Sie glauben, ich treibe hier irgendein unerhört verwickeltes Spiel für die Astro-Schnäpper. Sie bilden sich ein, das Ganze sei ’n Komplott… mir wäre befohlen worden, Ihnen vorzuführen, wir könnten Ihr Mutagen neutralisieren. Um Ihnen zu zeigen, daß Sie mit Ihrem Ehrgeiz in bezug auf den Human-Kosmos zurückstecken müssen. Damit Sie merken, wir sind bereit, und zu dem Schluß kommen, es ist zu gefährlich, sich mit uns anzulegen. Und Ihre Befürchtung ist…« – unwillkürlich ballte und löste er wiederholte Male an seinen Körperseiten die Fäuste, die es nach Vestabules Kehle juckte –, »es könnte ’n Trick sein. Daß es gar keine Immunität gibt… oder eine so unzulängliche, daß sie gegen das Mutagen nutzlos ist. Darin sehen Sie ’n Grund für die Polente, Ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Sie vermuten, daß die VMKP mich vorschickt, um Sie zu bluffen. Sie dahin zu verleiten, daß Sie sich mit Sorgen wegen einer Gefahr befassen, die gar nicht existiert. Habe ich alles ungefähr richtig verstanden?«
Nicht einmal Vestabules menschliches Auge zwinkerte, während er Nicks Blick erwiderte.
Auch wenn Vestabule ihm Hände und Füße ins Feuer getaucht, selbst wenn der Amnioni mit der Waffe ihm den Leib aufgesengt, seine Eingeweide auf dem Deck verteilt hätte – niemals hätte Nick ihnen die Wahrheit gesagt. Gottverflucht noch einmal, ich habe sie geliebt! Ich dachte, ihr das Kind zu gönnen, wäre die einzige Chance, um sie an mich zu binden! Aber wahrscheinlich hätte Vestabule ihm ohnehin nicht geglaubt. Manches Leid war allzu menschlich, als daß ein Amnioni es je nachvollziehen könnte.
»Halb haben Sie recht«, schnarrte er Vestabule an, wünschte sich, jedes Wort wäre scharf genug, um bis aufs Blut zu verletzen. »Gelegentlich arbeite ich für die Astro-Bullen. Deshalb hab ich das erste Mal Station Potential angeflogen. Um die Immunität für sie zu testen. Aber ich hasse sie. Haben Sie mich verstanden, Sie Arschloch?« Bist du noch soviel Mensch, um dich an Haß zu erinnern? »Ich hasse sie. Wenn ich Aufträge für sie erledige, dann zu meiner Gaudi immer so, daß dabei nie genau das angestrebte Ergebnis rauskommt. Es macht mir Spaß, für sie Arbeit zu leisten, die ’n guten Eindruck hinterläßt, aber zu wenig führt.« Andernfalls hätten die Ganoven auf meinem Raumschiff mir schon längst das Kreuz ausgehängt. »Darum bin ich ’n zweites Mal zu Ihnen geflogen. Um zu bewirken, daß das, was ich letztes Mal für sie getan habe, ohne das gewünschte Resultat bleibt.«
Für einen ausgedehnten Moment betrachtete der Unterhändler Nick. »Kapitän Succorso«, sagte er schließlich in völliger Leidenschaftslosigkeit, »diese Auskunft ist unbefriedigend.«
Glaubst du, das weiß ich nicht, du ekelhafter Kotzbrocken? Denkst du dir etwa, mir wäre nicht klar, daß ihr vermutet, ich betrüge euch genauso? Die Wahrheit ist noch viel schlimmer.
Indem er auf dem Absatz kehrtmachte, als forderte er den bewaffneten Amnioni geradezu heraus, ihn in den Rücken zu schießen, entfernte Nick sich in Richtung der Käptens Liebchen.
Taverner, du verlogener Dreckfresser, wo bleibst du?
Als er sein Raumschiff erreichte, war der Zorn vorbei. Ähnlich wie die Hoffnung war er zerronnen und von ihm gewichen. Statt dessen verspürte er jetzt das heftige Verlangen nach Zusammensein mit jemandem, der ihn bewunderte.
Sobald die Schleusenpforte sicher und fest hinter ihm verriegelt war, ging er nicht auf die Steuerbrücke, sondern in seine Kabine. Unter Mißachtung der Feindseligkeit Mikkas, ohne Rücksicht auf das ihm drohende Desaster – so wie er den Amnioni mit der Waffe unbeachtet gelassen hatte –, benutzte er seinen Interkom-Apparat, um Liete
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