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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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dasselbe Ziel anfliegt, zu dem Sie Succorso und Hyland schicken?«
    »Ich habe gesagt, daß es reicht«, erwiderte Warden in maßvollerem Ton. »Ihre Fragen sind durch uns beantwortet worden. Wir haben unserer Verpflichtung genügt. Was mich angeht, ist die Konferenz vorbei. Herr Vorsitzender, wenn Sie eines der angesprochenen Themen eingehender zu diskutieren wünschen, können wir einen neuen Termin vereinbaren. Aber ich möchte, daß Sie vorher Ihrem Sonderbevollmächtigten bessere Manieren eintrichtern. Diese Art der feindseligen Ausfragerei haben meine Mitarbeiter und ich nicht verdient.«
    Er zeigte den Kameras die kalte Schulter, aktivierte seinen Interkom-Apparat und wies seine Vorzimmer-Sekretärin an, die Verbindung zu trennen.
    Fast unverzüglich erlosch der Wandbildschirm.
    Er schaltete die rings um seinen Schreibtisch heruntergedimmten Leuchtkörper nicht wieder heller. Lieber hätte er das Licht völlig ausgeschaltet und für einige Zeit allein im Dunkeln gesessen, sich die Schläfen massiert, seine gequälten Augen ausgeruht; seinen zerfledderten Idealen nachgetrauert. Aber er konnte es jetzt nicht tun; noch nicht. Der RÖA-Direktor kam auf ihn zu, streifte den Helligkeitskreis der Punktbeleuchtung wie ein erboster Löwe.
    »Polizeipräsident Dios«, zeterte Godsen Frik, »das war schlichtweg ungeheuerlich! Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie angerichtet haben? Wir stehen wie die miesesten Typen da, wie das niedrigste Lumpengesindel. Für das Empfinden dieser Menschen haben Sie in der grundlegendsten Art und Weise gegen Sitte und Anstand verstoßen. Man wird uns erbarmungslos in die Pfanne hauen! Wie ich Carsin und Igensard kenne, schreien sie schon nach unserem Kopf, und nach diesem wahrlich bemerkenswerten Auftritt werden die übrigen Konzilsmitglieder bereitwillig auf sie hören. Eines kann ich Ihnen sagen, Holt Fasner wird uns…«
    Wardens Kopfschmerzen breiteten sich aus. Friks Stimme tat ihm in den Ohren weh. Dennoch würdigte er den Direktor keines Blicks. Hashi Lebwohls Aura hielt seine Beachtung in ihrem Bann.
    Wärme und Feuchtigkeit zeichneten sich längs Lebwohls Wirbelsäule als schimmernder Streifen ab. Trotz seiner Kaltschnäuzigkeit und des Eingefleischtseins seiner Falschheit hatte der DA-Direktor den Laborkittel durchgeschwitzt. Im Gegensatz dazu war sein Gesicht bleich und blutleer, als hätten die Strapazen so vieler selektiver Wahrheiten ihn völlig ausgelaugt.
    Um seine Kräfte zu schonen, bewegte Warden sich so minimal, wie es nur ging, brachte Godsen Frik zum Stehen, indem er nur mit dem Finger auf ihn wies. Warden bewahrte straffe Haltung, ließ sich nicht provozieren. Doch gerade seine Beherrschtheit schien Frik um so stärker abzuschrecken, als wäre Dios’ bloßer Finger eine tödliche Waffe.
    »Ich habe Sie nicht nach einer Einschätzung unseres ›Auftritts‹ gefragt«, hielt er ihm in aller Ruhe entgegen. »Mir kommt es darauf an, ob Ihre Fragen beantwortet sind. Sie wollten wissen, welche Garantie dafür besteht, daß Milos Taverner uns nicht hintergeht. Keine, lautet die Antwort. Aber wir haben ihn in eine Lage gebracht, in der er ausschließlich nach einer Seite von unserem Auftrag abweichen kann. Und darauf gibt Thermopyles Programmierung automatisch acht. Wir können nicht verhindern, daß Taverner verkauft, was er über Josua und über uns weiß, aber wenn er es wagt, liegt uns dafür ein Beweis vor. Und er kann nur anbieten, was er weiß. Wir sind bei dem, was wir ihm mitgeteilt haben, sehr vorsichtig gewesen. Sobald er sich dazu versteigt, es mit irgendeinem schmutzigen Spielchen gegen beide Parteien zu probieren, benutzen wir ihn für unsere Zwecke auf eine Weise, die er sich jetzt nicht einmal im Traum vorstellen könnte. Das sind die Umstände, aufgrund der wir das Risiko zu tragen bereit sind.«
    Warden wußte, daß Godsen Frik im Vergleich mit den Konsequenzen der EKRK-Konferenz darin eine unwichtige Kleinigkeit sah; aber ihm war gleichgültig, was Frik dachte. Ohne weiter auf den ROA-Direktor zu achten, rang er sich endlich dazu durch, sich Min Donners weit gründlicherer Erbitterung zu stellen.
    »Und wie ist es mit Ihnen?« Mit Mühe behielt er einen kollegialen Tonfall bei. »Sind auch Ihre Fragen beantwortet?«
    Min Donner stand auf der anderen Seite der Helligkeit wie ein zum Zuschlagen bereiter Falke. Wiederholt öffnete und schloß sie unbewußt eine Faust; die andere Hand befingerte ihre Pistole, als kostete es sie ständige Willenskraft die Waffe

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