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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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noch an dem Problem wie ein Tier, das am eigenen Bein fraß, um sich aus einer Falle zu befreien, als am Interkom-Apparat plötzlich ein Lämpchen aufblinkte.
    Ihr Atem stockte; im ersten Moment schien auch ihr Herz stehenzubleiben. Das Lämpchen gehörte zu Dios’ Sonderleitung. Der Apparat gab keinen Piepser von sich, weil Koina den Ton abgeschaltet hatte. Dennoch blinkte er sie, beharrlich wie ein Notsignal, unmißachtbar an.
    Aber sie war noch nicht soweit…
    Sprechen mußte sie doch mit ihm: Sie könnte es niemals rechtfertigen, einen Anruf des VMKP-Polizeipräsidenten ignoriert zu haben.
    Unwillkürlich straffte sie den Rücken; räusperte sich; zupfte die Kleidung zurecht. Dann aktivierte sie den Apparat mit beinahe fester Hand.
    »Hannish«, meldete sie sich. »Ja, Polizeipräsident Dios?«
    »Wir müssen uns kurzfassen, Direktorin Hannish.« Dios’ Stimme klang gedämpft, durch Anspannung dumpf. »Ich hab’s eilig. Len hat eine Krisensitzung einberufen.« Er informierte Koina ohne Floskeln. »In sechs Stunden fängt sie an. Ihr Shuttle fliegt in zwei Stunden. So lange bleibt Ihnen Zeit, um sich auf Igensard vorzubereiten.«
    Etwas war vorgefallen.
    Hastig bemühte sich Koina ums Mitdenken. »Das heißt, Sie haben den Konzilsvorsitzenden von der amnionischen Kriegshandlung in Kenntnis gesetzt.«
    »Ja«, bestätigte Dios. Das RÖA hatte er dabei übergangen; aber nichts anderes erwartete man in einer Krise solchen Maßstabs von ihm. »Ich habe, wie erwähnt, mit der offiziellen Benachrichtigung gezögert, um erst zu beobachten, welchen Verlauf die Geschehnisse nehmen. Aber jetzt konnte ich’s nicht mehr aufschieben.«
    Es hatte sich etwas ereignet. Koina antwortete nicht; sie hoffte, daß ihr Schweigen ihn zu weiteren Erläuterungen ermutigte.
    »Vorhin ist eine zweite Kurierdrohne der Rächer eingetroffen«, fügte er sofort hinzu. Offenbar wünschte er, daß Koina Bescheid wußte. »Sie ist noch im Massif-5-System, oder war’s, als sie die Kurierdrohne gestartet hat. Sie hatte nämlich vor, es zu verlassen, um der Posaune nachzufliegen. Weshalb die Posaune sich ihr entzieht, weiß ich nicht.« Dios’ Stimme klang harsch. »Das ist ein Problem. Nick Succorso kennt die Codes zum Kontrollieren Thermopyles. Eigentlich müßte er längst jeden Versuch unterbunden haben, Direktorin Donner davonzufliegen. Allerdings gibt es noch üblere Neuigkeiten. Die Amnion-Defensiveinheit war tatsächlich auf der Jagd nach der Posaune. Anscheinend wollte die Posaune sich in einem Asteroidenschwarm verstecken. Im Massif-5-System wimmelt es von Asteroiden. Obwohl die Defensiveinheit unter starkem Beschuß der Rächer stand, parkte sie außerhalb des Asteroidenschwarms, um der Posaune aufzulauern. Damit hätten wir das zweite Problem. Wie konnte der Amnioni wissen, daß die Posaune sich dort aufhält?«
    Und was hatte die Posaune überhaupt dort zu suchen gehabt? Welche Abirrung des Verstands oder vom Eigennutz mochte Nick Succorso dazu verleitet haben, das Massif-5-System anzusteuern, anstatt sich unter den Schutz Direktorin Donners und der Rächer zu begeben?
    Diese Fragen jedoch sprach Warden Dios nicht aus. »Als die Posaune schließlich aufkreuzte«, erzählte er verdrossen weiter, »hat die Defensiveinheit das Feuer auf sie eröffnet. Nicht mit einer gewöhnlichen Materiekanone. Sie hat ein Superlicht-Protonengeschütz eingesetzt. Es ist ein Wunder, daß die Posaune noch existiert. Das Wunder bestand darin, daß auf einmal ein drittes Raumschiff erschien. Es muß der Posaune oder der Defensiveinheit aus dem Bannkosmos gefolgt sein. Auch dafür weiß ich…« – das stellte er klar, obwohl Koina nicht danach gefragt hatte – »keine Erklärung. Jedenfalls hat es den Amnioni gerade rechtzeitig angegriffen, um die Rächer bei der Überlastung seiner Partikelkollektoren zu unterstützen…«
    Er schwieg, als müßte er eine Anwandlung der Gereiztheit oder Scham verwinden. »Aber es kommt noch schlimmer«, sagte er. »Als die Defensiveinheit die Wahl zwischen der Vernichtung der Posaune – vermutlich dem eigentlichen Zweck ihrer Anwesenheit – und dem eigenen Überleben hatte, entschied sie sich fürs Überleben. Sie hat das Protonengeschütz benutzt, um statt der Posaune das andere Raumschiff zu annihilieren. Dadurch erhielt die Posaune eine Gelegenheit zum Entwischen.«
    Endlich wagte Koina eine Zwischenfrage zu äußern. »Weshalb ist das schlecht?« Die neuen Informationen überfluteten sie nachgerade, sie konnte

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