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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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solche? Ihre Pflicht lag klar auf der Hand: die Wahrheit über die Organisation zu erzählen, der sie diente – und sicherzustellen, daß diese Organisation ihre Handlungen rechtfertigte. Weshalb hätte sie ihre Arbeit überhaupt antreten sollen, wenn nicht aus derlei Gründen?
    Nach einem kurzen Moment riß sie sich lange genug zusammen, um Warden Dios ihre Antwort zu geben. »Ich nehme das Shuttle, Polizeipräsident Dios. Ich erledige den Auftrag.«
    Aber sieh zu, daß du deinen Teil tust.
    Dann deaktivierte sie den Interkom-Apparat, damit sie nicht hören mußte, wie er ihr dafür dankte, daß sie eingewilligt hatte, an seinem Verderben mitzuwirken. Sie stand aber nicht sofort auf, um ihre Vorbereitungen zu treffen. Statt dessen senkte sie den Kopf auf die Arme und gab den Empfindungen der Trauer nach.

 
MAXIM
     
     
    Sonderbevollmächtigter Maxim Igensard war ein ehrgeiziger Mensch. Hinter seiner sorgsam aufrechterhaltenen Fassade glomm ein glühendheißes Verlangen. Alles was er tat, geschah aus einem Grund, und zwar ausschließlich diesem einen Grund: um seine Lust zu stillen.
    Skrupel oder Zweifel machten ihm kaum je zu schaffen.
    Er empfand seine Ziele als so richtig und selbstverständlich, daß er sie nie in Frage stellte. Tatsächlich dachte er nur selten darüber nach: Sie waren zu grundsätzlich wesenhaft für seine Existenz, um des Überdenkens zu bedürfen. Dennoch bemühte er sich um ihre Erreichung mit schonungsloser, entschiedenster Entschlossenheit, die keine Hemmnisse duldete. Ob er wachte oder schlief – wenngleich er sich nach den Maßstäben seiner Untergebenen und Kollegen wenig Schlaf gönnte –, immer wirkte er für das, was er wollte.
    In Worten auszudrücken, was er anstrebte, mußte es bis an die Grenze der Verkehrtheit übervereinfachen. Sprache blieb angesichts der Heftigkeit seines Verlangens ein unzulängliches Werkzeug, ebenso für die künftige Glorie der Verwirklichung. Doch hätte er dazu verleitet oder überredet werden können, seine Absichten offen zu nennen, wäre seine Antwort wohl gewesen, daß er vorhatte, Polizeipräsident der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei zu werden.
    An diese Position gehörte er: Dort sah er seinen ihm quasi naturrechtlich gebührenden Platz. Seines Erachtens war er eigens geboren worden, um die Zukunft der Menschheit zu sichern, deren überwiegende Mehrheit für seine Begriffe allerdings lediglich aus einer Herde dummer Schafe bestand. Und Warden Dios abzulösen, bedeutete nach seinem Verständnis die größte Errungenschaft, nach der ein Einzelner trachten konnte.
    Leider war er noch weit – sehr weit – von der Erfüllung seiner Ambitionen entfernt. Deshalb investierte er seine Kräfte ausschließlich auf das Wie ihrer Verwirklichung, anstatt nach dem Warum seiner Zielvorstellungen zu fragen.
    Seine Ernennung zum Sonderbevollmächtigten mit dem Auftrag, den Fall Thermopyle aufzuklären, der seinen Anfang auf der KombiMontan-Station genommen hatte, war ein wichtiger Schritt in die passende Richtung gewesen: Er hatte ihm Einfluß verliehen. Jetzt hatte er die Gelegenheit, nach Höherem zu greifen.
    Was er, kurz und klar formuliert, als nächstes wünschte, war eine dermaßen gründliche Entlarvung Warden Dios’ – entweder direkt oder auf dem Umweg über dessen Direktoren –, daß Holt Fasner letzten Endes keine Alternative mehr sah, als den VMKP-Polizeipräsidenten abzusetzen. Dadurch wurde natürlich Fasners Zorn erregt, ein Umstand, der gegen eine Ablösung Dios’ durch Maxim sprach. Um Fasners Verärgerung zu minimieren und die eigene Vertrauenswürdigkeit zu veranschaulichen, gedachte Maxim daher, die Attacke auf den VMKP-Polizeipräsidenten so zu gestalten, daß die Weste des VMK-Generaldirektors weiß blieb.
    Darum hatte das von dem alten Trottel Sixten Vertigus vorgelegte Abtrennungsgesetz ihn beträchtlich aufgebracht. Es verwandelte Maxims Untersuchung der Arbeitsweise der VMKP in einen Angriff gegen Holt Fasner; es drängte ihn in eine Lage, in der er den Eindruck erweckte, Unterstützer einer Drohung zu sein, die die Feindschaft des VMK-GD steigern mußte.
    Er hatte die Möglichkeit erwogen, sein erhabenes Ziel vielleicht ohne Förderung seitens Holt Fasners zu erreichen, sie jedoch verworfen. Sicherlich war es denkbar, daß man Maxim, falls eine Trennung von VMKP und VMK erfolgte, zu Warden Dios’ Nachfolger wählte; vorstellen ließ es sich, aber es war unwahrscheinlich. Alles in allem besehen, hielt Maxim das EKRK

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