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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihre Tragweite nicht so schnell einschätzen. »Müssen wir nicht darüber froh sein, daß die Posaune davongekommen ist?«
    »Doch, natürlich«, antwortete Warden Dios schwerfällig. »Schlecht daran ist, daß die Defensiveinheit selbst diesen Entschluß gefaßt hat. Das rechtfertigt den ziemlich beunruhigenden Verdacht, daß sie – beziehungsweise die Amnion – über weitere Eingreifmöglichkeiten verfügen, über Möglichkeiten, von denen wir nichts ahnen.«
    Zum Beispiel? wollte Koina fragen, unbedingt wissen. Sie vermochte sich in dieser Hinsicht überhaupt nichts Konkretes vorzustellen. Trotz allem, was sie vor kurzem erfahren hatte, wußte sie noch immer nicht, um was sich der ganze Konflikt im Grunde genommen drehte.
    Wie hängt das alles mit dem Sinn meines Lebens zusammen?
    »Auf alle Fälle«, erklärte Warden Dios, »war die Rächer selbst zu stark beschädigt, um allein die Defensiveinheit besiegen zu können. Sie hat das Gefecht abgebrochen und ist der Posaune gefolgt. Dadurch konnte der Amnioni sich absetzen.«
    Zumindest in diesem Punkt verstand Koina den Polizeipräsidenten. »Ich glaube, Sie haben recht«, bemerkte sie leise. Der Kummer verlieh ihr einen bitteren Tonfall. »Das ist wahrhaftig noch schlimmer.«
    Min Donners Entscheidung mochte gerechtfertigt und korrekt gewesen sein, aber sie mußte das schon beeinträchtigte Image der VMKP noch weiter verschlechtern.
    »Die Risiken sind zu groß«, sagte Dios. »Ich konnte unmöglich länger warten. Ich war gezwungen, Len zu informieren.«
    Koinas Niedergeschlagenheit verschaffte sich immer deutlicher als Sarkasmus Ausdruck. »Haben Sie auch Holt Fasner benachrichtigt?«
    »Um ehrlich zu sein, nein.« Warden Dios sprach in herbem Ton, aber ohne zu stocken. »Irgendwie bin ich zu beschäftigt gewesen, um Fasner zu kontaktieren.«
    Dadurch mochte der Drache an den Rand des Schlaganfalls gebracht worden sein. Warden Dios war schon so gut wie tot; es war nur noch keine Zeit dazu gewesen, um den Exekutionsbefehl des GD ausführen zu lassen.
    »Das leuchtet mir ein«, gab Koina sardonisch zur Antwort. »Ich glaub’s wenigstens.« Natürlich wollte Dios dem Drachen keine Gelegenheit einräumen, um ihm bei seinen Selbstmordplänen einen Strich durch die Rechnung zu machen. »Nun ja, es ist zwar unerheblich, aber ich bin Ihrer Meinung. Sie haben richtig gehandelt. Es war höchste Zeit, um dem Regierungskonzil Bescheid zu geben.«
    Für einen Moment drang sorgenvolles Schweigen aus dem Interkom-Apparat. »Koina«, erkundigte Dios sich dann mit hörbarem Unbehagen, »was wurmt Sie?«
    Nichts, hätte sie am liebsten erwidert. Mit mir ist alles klar. Wie kommen Sie auf die Idee, mich könnte etwas wurmen? Doch sie verkniff sich die Ausrede. Sie war schlicht und einfach aller Falschheiten überdrüssig. Die Vorstellung, zu Warden Dios’ Schutz lügen zu müssen, ekelte sie genauso an wie die Zumutung, ihn mit der Wahrheit ins Unheil stürzen zu sollen.
    »Wünschen Sie noch immer, daß Direktor Lebwohl an der Krisensitzung teilnimmt?« fragte sie. Die Unentschlossenheit schwächte ihr Gemüt: Sie konnte den Gram kaum aus ihrer Stimme fernhalten. »Kann er nicht meinen Auftrag erledigen?«
    Hashi Lebwohl bereitete es vielleicht großes Vergnügen, Maxim Igensard mit sensationellen Enthüllungen zu schockieren.
    »Nein«, widersprach Warden Dios. »Ich habe es mir anders überlegt. Ich brauche ihn hier. Und Fane könnte unten für ihn einen ›Unfall‹ arrangieren. Das ist mir zu riskant. Direktor Lebwohl muß unbedingt als erstes seine Ermittlungen abschließen.«
    Cleatus Fane, Holt Fasners Geschäftsführender Obermanagementdirektor, befand sich noch auf Suka Bator. Zweifellos nahm er gleichfalls an der Krisensitzung teil.
    »Ich glaube nicht, daß Ihnen Gefahr droht«, erklärte Dios in hartem Ton. »Aber selbst wenn es anders wäre, ich wünsche um jeden Preis, daß Sie dort anwesend sind.«
    Koina biß sich auf die Lippe. Wenn sie sich wirklich an die Wahrheit zu halten gedachte, mußte sie noch deutlicher werden. »Polizeipräsident Dios…« Sie wußte nicht, wie sie anfangen sollte; im ersten Moment vermochte sie ihre Sorgen nicht in Worte zu fassen. Dann jedoch zwang sie sich zum Reden. »Verlangen Sie das nicht von mir. Beauftragen Sie jemand anderes. Jemanden, der…«
    »Warum?« fragte Dios barsch. »Ich dachte, Sie seien froh über die Möglichkeit, Ihre Arbeit endlich richtig handhaben zu dürfen.«
    Komm, Koina, sagte sie sich grimmig. Sag

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