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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nehmen, ehe es wieder beschleunigen kann. Die Heros trifft in Kürze ein. Und die Streithammer fliegt volle Kraft.« Die Technikerin kalkulierte eine Reihe von Algorithmen, die mit Kurs und Schub zusammenhingen. »Wenn die Defensiveinheit ungefähr acht Stunden in unserem Umraum bleibt, gelangt die Streithammer in Schußweite, ehe der Amnioni die Möglichkeit hat, sich in die Tach abzusetzen.«
    Warden Dios fühlte sich bereit. »Das genügt«, entschied er. Er mußte seinen Teil tun: Wenn er jetzt nicht handelte, verdiente er das mannigfaltige Verhängnis, das ihn umlauerte. »Er hat sich an einen Gefahrenpunkt gebracht. Nun müssen wir herausfinden, zu welchem Zweck. Geben Sie der Stationszentrale durch, sie soll das Anfunken einstellen. Dann versuchen Sie mich mit dem Amnioni zu verbinden. Ich möchte persönlich mit ihm reden.«
    »Wenn Sie eine Bemerkung gestatten, Polizeipräsident Dios…«, meinte Hashi Lebwohl nachdenklich, während Dios’ Untergebene eilends gehorchten. »Es könnte empfehlenswert sein, die Initiative ganz den Amnion zu überlassen. Je länger sie zögern, um so stärker wird unsere Ausgangslage.« Er hob die Schultern. »Bleiben wir passiv«, ergänzte er mit gespieltem Gleichmut seine Äußerung, »trifft die Rächer möglicherweise noch rechtzeitig ein, um eine Rolle zu spielen.«
    »Genau deshalb«, erwiderte Warden Dios, »will ich nicht mehr warten. Da unsere ungebetenen Besucher schon einmal da sind, legte ich wert darauf, daß sie sich mit mir abgeben, nicht der Rächer.«
    Hashi Lebwohl ächzte verständnisvoll. »Ich begreife, was Sie andeuten.« Er rückte sich die schmutzige Brille zurecht, um seine Augen zu verdecken. »Mein Vorschlag war unqualifiziert.« Ein Schmunzeln zuckte um seinen schmalen Mund. »Vielleicht können wir so tun, als hätte ich die Idee nie ausgesprochen.«
    Unwillkürlich grinste Warden Dios dem DA-Direktor zu. »Welche Idee?« Aus Gründen, die er selbst nicht recht hätte erläutern können, gab es Gelegenheiten, bei denen ihn Hashi Lebwohls kurioser Humor wie ein Beweis unvermuteter Zuneigung anrührte. Vielleicht fühlte er sich dann nicht mehr ganz so allein.
    Und das bedeutete ihm eine Hilfe.
    »Polizeipräsident«, meldete ein Techniker, »ich habe Ihnen eine freie Frequenz zugeteilt.«
    »Danke.« Sofort schaltete Dios sein Mikrofon an.
    »Unidentifiziertes Amnion-Raumschiff, hier spricht Warden Dios, Polizeipräsident der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei.« In seiner Stimme schien eine unterschwellige Resonanz mitzuschwingen, als ob er auch ohne zu schreien Widerhall hervorrufen könnte. »Sie haben eine Kriegshandlung verübt. Infolgedessen befinden wir uns im Kriegszustand« – er verwies zweimal darauf, um die Amnion daran zu erinnern, daß von nun an das Schicksal ihrer gesamten Spezies auf dem Spiel stand –, »und im Kriegszustand bin ich die oberste Autorität des Human-Kosmos. Ich fasse die Beschlüsse, die den Ausgang Ihrer Verletzung unseres interstellaren Hoheitsgebiets bestimmen. Sie haben keine Möglichkeit zur Flucht mehr. Ihr Scanning dürfte Ihnen bestätigen, daß wir inzwischen Raumschiffe mit genug Feuerkraft zusammengezogen haben, um Sie aufzuhalten. Und mit jeder Stunde werden weitere Einheiten in Schußweite gelangen. Ich bin des Wartens überdrüssig. Sie müssen nun mit mir reden. Lehnen Sie es ab, eröffnen wir das Feuer, und zwar…« – er streckte einen Finger empor, um den Moment zu bezeichnen, an dem die Zählung begann – »…in dreißig Sekunden.«
    Mit dem Handrücken schaltete er das Mikrofon ab.
    Das Personal des Kommandozentrums und der Stationszentrale reagierte, als hätte er den Fußboden mit Elektrizität geladen. Männer und Frauen, die eben noch in starrer Konzentration auf die Monitoren geblickt hatten, schraken auf, Alarmsirenen forderten volle Gefechtsbereitschaft. Techniker brüllten ins Interkom, bereiteten das VMKP-HQ auf einen eventuellen Kampf vor, übermittelten Dios’ Drohung an die rings um die Erde postierten Raumschiffe. »Keine Fehler!« schnauzte ein Offizier den Kanonieren zu. »Auf den Feuerbefehl warten! Ich ziehe jedem eigenhändig das Fell über die Ohren, der ohne ausdrücklichen Befehl des Polizeipräsidenten schießt!«
    Obwohl er den plötzlichen Lärm weitgehend überhörte, nahm sich Warden Dios vor, den Offizier für seine verständige Umsicht zu belobigen. Er erwartete zuversichtlich, daß die Defensiveinheit nun endlich Antwort gab.
    Sie kam siebzehn Sekunden

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