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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Doch sie sagte nichts. Für sie war die Zeit zum Reden noch nicht da.
    Nochmals seufzte der Konzilsvorsitzende. »Kann sein, Sie haben recht, Mr. Fane. Wenn Sie zu einer Antwort bereit sind, bitte.«
    Fane verbeugte sich. »Danke, Konzilsvorsitzender.« Er schenkte Sixten Vertigus ein Schmunzeln.
    »Kapitän Vertigus, das VMK-Statut schreibt für unseren Firmensitz weder eine Bewaffnung vor, noch verbietet es sie. Sie können nachschlagen, wenn Sie darauf Wert legen. Ich nenne Ihnen gerne die diesbezüglichen Artikel.«
    »Sparen Sie sich den Aufwand«, murmelte Sixten Vertigus.
    Der GOD hob die Schultern. »Da eine explizite Restriktion fehlt«, erklärte er, »haben wir Kanonen – und Schutzfelder –, weil Generaldirektor Fasner sich dafür entschieden hat.«
    »Sind Sie mit dieser Auskunft zufrieden, Kapitän Vertigus?« Len gab sich keine Mühe, um seine Gereiztheit zu verheimlichen.
    »Zufrieden?« Sixten Vertigus’ Stimme krächzte; möglicherweise aus Absicht. »Natürlich nicht. Aber ich mag nicht weiter darauf herumhacken. Vielleicht sind Sie so freundlich und wecken mich, wenn ich an der Reihe bin.«
    Cleatus Fane verbeugte sich noch einmal und setzte sich hin.
    Spontan neigte sich Koina in seine Richtung. »Gehe ich richtig mit der Vermutung«, flüsterte sie, »daß Sie der Meinung sind, GD Fasner sollte die Regierungsgewalt übernehmen?« Sie sprach so leise, daß kein Dritter sie hören konnte.
    Fanes Augen blitzten. »Wir blicken in die Waffenmündungen einer amnionischen Defensiveinheit, weil Ihr Polizeipräsident versagt hat«, entgegnete er ebenso leise. »Aber er will sich weder dem Problem noch den Konsequenzen stellen. Er lehnt es ab, mit seinem Chef zu reden. Statt dessen ist er an Bord der Stiller Horizont gegangen und fällt dort im Namen der gesamten Menschheit Entscheidungen. Wer weiß, was er opfert, um uns am Leben zu erhalten – oder um seine Fehler zu vertuschen? Und das Regierungskonzil kann ihn nicht am Schlafittchen packen. Er kann sich hinter der Kriegsrechtsklausel verstecken, bis wir alle schwarz geworden sind. Glauben Sie da nicht auch, daß jemand mit Grips und Verantwortungsbewußtsein die Führung haben sollte?«
    Koina hielt seinem Blick stand und lächelte zuckersüß. »Ich persönlich würde für Sie stimmen, Mr. Fane.«
    Als sie ihn eine Miene düsterer Verblüffung schneiden sah, verlagerte sie die Aufmerksamkeit wieder auf das Podium und den Konzilsvorsitzenden. Manchmal war es, überlegte sie, spürbar von Vorteil, eine Frau zu sein – und das, was andere »schön« nannten. Es half, soweit es sich nutzen ließ; aber sie brauchte mehr.
    Sie brauchte Beweise. Ohne den Druck konkreter Beweise mochten die Enthüllungen, mit denen sie betraut worden war, Holt Fasner nur den Vorwand liefern, auf den er wartete; einen Vorwand, um sich die direkte Gewalt über die VMKP anzumaßen.
    Von da an wäre er der einzige effektive Machtfaktor im gesamten Human-Kosmos.
    Nichts hat sich geändert. Verfahren Sie wie besprochen.
    Inständig hoffte sie, daß Warden Dios Vorsorge zur Verhütung eines derartigen Desasters getroffen hatte.
    Konzilsvorsitzender Len harte seine Eröffnungsansprache beendet. Nach weiteren Ausführungen stand ihm anscheinend nicht der Sinn. »Wenn jetzt mit den Unterbrechungen Schluß ist«, sagte er, »können wir uns wohl nun dem Zweck der Sitzung zuwenden. Außer zur Aufrechterhaltung der Ordnung gedenke ich die Debatte in keiner Hinsicht einzuschränken. Ich verlasse mich allerdings darauf, daß alle Diskussionsteilnehmer beim Thema bleiben. Sonst entziehe ich dem Redner das Wort und erteile es jemand anderem. Als ersten Redner rufe ich Sen Abdullah auf, den Deputierten der Ostunion.«
    Vorsichtig legte Abrim Len sein Amtszepter aufs Pult, als entledigte er sich damit der Verantwortung für alles Bevorstehende. Danach entfernte er sich zu einem Sitz im hinteren Bereich des Podiums. Sofort sprang Abdullah auf wie ein Kastenteufel. »Konzilsvorsitzender, liebe Konzilskolleginnen und -kollegen…!« Halb schrie er; es konnte sein, daß er den gewöhnlich eher kläglichen Klang seiner Stimme durch Lautstärke zu verbessern versuchte. »Ich habe in diesem Saal nicht als erster ›Verrat‹ gerufen, aber ich sage Ihnen voraus, daß ich nicht der letzte sein werde. Die Dinge müssen beim Namen genannt, können nicht oft genug beim Namen genannt werden. Jawohl, Verrat! Warden Dios hat Verrat am EKRK, Verrat am Planeten Erde, Verrat an der ganzen Menschheit

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