Amnion 5: Heute sterben alle Götter
gedacht, Sir?«
»Als erstes«, erwiderte Fasner, »daß Sie eine Trichterantenne auf unseren Firmensitz einschwenken. Es ist unerträglich, daß alles, was ich zu sagen habe, über diese anmaßenden Pedanten in der Stationszentrale geleitet wird.«
»Und weiter?« fragte Min Donner, als wäre ihre Fügsamkeit eine unanzweifelbare Tatsache.
»Der Irre, für den Sie tätig sind«, schnauzte Holt Fasner, »hat sich noch immer nicht dazu bequemt, mich darin einzuweihen, was die Stiller Horizont will, aber ich glaube, ich kann’s mir denken. Unter keinen Umständen, Donner, absolut gar keinen Umständen, haben Sie von der Posaune irgend jemand oder irgend etwas dem Amnion-Kriegsschiff zu überstellen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt? Die Stiller Horizont bekommt nichts von Ihnen. Schaffen Sie alles und jeden, was und wen Sie an Bord der Stiller Horizont vorgefunden haben, in ein Shuttle. Falls Ihnen kein Shuttle zur Verfügung steht, trennen Sie Ihr verfluchtes Kommandomodul ab. Schicken Sie alles und alle zu mir.« Schicken Sie…
Angus verkniff das Gesicht: Er schwang sich aus dem Andrucksessel wie zur Warnung. Er schüttelte den Kopf, ein Schaudern in den Augen. Morn und Dolph Ubikwe verharrten starr an ihrem Platz, hefteten den Blick sorgenvoll auf Min Donner.
»Ich war nicht gerade begeistert«, nörgelte Fasner, »als Sie das Ausschalten der Scanningsysteme veranlaßt haben, aber vielleicht hatten Sie recht. Dadurch können Sie den Start verheimlichen. Die Stiller Horizont wird nichts mitkriegen. Ihr Shuttle oder das Kommandomodul kann den Planeten auf der anderen Seite umkreisen. Dann dürfte es früh genug hier anlangen.« Der GD auf ihrem Orbit entgegenzufliegen, verkürzte die Flugdauer erheblich. »Aber tun Sie’s schnell.«
Schicken Sie alles und alle…
Das ist ja verrückt, dachte Davies. Wollte der Drache die Leute von der Posaune derartig dringend bei sich haben?
Weshalb legte er darauf Wert?
Min Donner besah sich die Scanninganzeigen. »Es braucht trotzdem Zeit, Sir«, teilte sie sachlich mit. »Ich bezweifle, daß die Stiller Horizont noch lange Geduld zeigt. Haben Sie sich damit befaßt, was im Ernstfall geschehen soll? Sind Sie bereit, das Regierungskonzil zu opfern?«
Holt Fasner fluchte. »Schwenken Sie eine Ihrer Scheißantennen auf uns ein, Donner! Dann erfahren Sie von mir, was ich zu tun gedenke… Wenn wir eine abhörsichere Verbindung stehen haben.«
Mit einer Hand verdeckte Min Donner das Mikrofon. Bezähmte Wut schien in Wellen von ihr auszugehen, war jedoch ihrer Stimme nicht anzuhören. Ohne außer ihm jemanden zu beachten, grinste sie Kapitänhauptmann Ubikwe zu. »Hören Sie gut zu, Kapitän Ubikwe«, riet sie ihm. »Es könnte spaßiger werden, als Sie es sich denken.«
Sie nahm die Hand vom Mikrofon.
»Bei allem Respekt, Sir«, sagte sie ohne jede Bemühung um Originalität, »aber das ist unmöglich. Ich bin nur befehlshabende Direktorin und sehe mich nicht als befugt an, irgendwelche Aussagen zu machen oder zur Kenntnis zu nehmen, die nicht elektronisch dokumentiert werden.« Nun deutete ihr Ton förmliche Ehrpusseligkeit an, die beinahe nach überheblichem Vorwurf klang. »Ich möchte jedem, der in Frage stellt, was ich tu, mit sauberem Gewissen gegenübertreten. Die Stationszentrale hat Ihre Befehle aufgezeichnet und gespeichert. Allerdings verhält es sich so« – sie sprach, als verließe sie sich darauf, daß der Drache sich ihrem Standpunkt anschloß –, »daß Sie mir tatsächlich keine Anweisungen erteilen können. Im Kriegszustand übt ausschließlich Polizeipräsident Dios die Befehlshoheit über die zur Verteidigung des Human-Kosmos bestimmten Streitkräfte aus. Wenn ich das nächste Mal mit ihm spreche, frage ich ihn, ob Ihren Wünschen willfahren werden soll. Von ihm liegt mir gegenwärtig keine Instruktion vor, Ihnen irgend jemand oder irgend etwas von der Posaune zu überstellen.«
Erneut rechtfertigte sie Davies’ Sehnsucht, ihr vertrauen zu dürfen.
Angus beobachtete sie stirnrunzelnd, als wüßte er, was sie redete, nicht recht zu deuten. Morn hingegen wußte es. Sie schwang eine Faust in die Luft, als drohte sie Fasner; oder bejubelte Min Donner.
Dolph Ubikwe saß jetzt in einer Haltung höchster Aufmerksamkeit da. Seine Augen leuchteten. »Verdammt, ja wahrhaftig, Direktorin«, murmelte er, »Sie haben recht. Das macht mir Spaß.« Aber zufrieden war er noch nicht. »Weiter so«, empfahl er leise.
»Habe ich richtig gehört?« fuhr
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