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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Richtigkeit. Nur Davies Hyland und Vector Shaheed befanden sich noch bei ihm; sämtliche diensthabenden Offiziere hatten die Brücke verlassen, und mit ihnen die restlichen Leute von der Posaune. Durch die Konnexblende waren sie in den Hauptrumpf des Raumschiffs übergewechselt, während man die Kommandofunktionen des Kreuzers der Hilfssteuerwarte übertrug. Selbst Min Donner und die Frau, die seinen Platz übernommen gehabt hatte – Morn Hyland –, waren fort.
    Servomotoren jaulten, machten Schotts dicht, um die Konnexblende zu schließen, separierten das Kommandomodul. Gleichzeitig gingen die eigenständige Energieversorgung und die autarken Bordsysteme des Moduls in Betrieb. Relais trennten zwischen den beiden Rümpfen Instrumenten- und Computerkabel, koppelten Luftschläuche ab, trennten Kommunikationsleitungen. Sobald der Pulsator-Antrieb des Kommandomoduls ausreichend aufgewärmt war, um die Akkumulatoren anzuzapfen, und die Diagnoseprogramme die Flug- und Raumtüchtigkeit festgestellt hatten, würden sich die schweren Flansche öffnen, die das Modul mit dem Rest des Kreuzers verbanden, und es konnte vom Hauptrumpf ablegen. Und den kurzen Flug antreten, der die einsame menschliche Fracht den Klauen der Amnion ausliefern sollte.
    In gewisser Weise verhielt sich gar nichts so, wie es hätte sein müssen. Die Bordartillerie der Stiller Horizont hatte Suka Bator, das VMKP-HQ und einen Großteil des Planeten zur Geisel erniedrigt. Und Polizeipräsident Dios war im Effekt ebenfalls eine Geisel. In grimmiger Entschlossenheit verschacherte er Menschen, um die Ansprüche der Amnion zu befriedigen. Unterdessen war Koina Hannish, die neue RÖA-Direktorin, zur Erde hinuntergeschickt worden, um öffentlich skandalöse Beschuldigungen gegen die Organisation auszusprechen, der Kapitänhauptmann Ubikwe diente – und zwar allem Anschein nach sehr wohl wahre Anschuldigungen. Morn Hyland hatte die Absicht, das EKRK zu kontaktieren, um die Liste der Amtsmißbrauchs- und Korruptionsvorwürfe um eigene Aussagen zu ergänzen.
    Zudem hatte Dolph Ubikwe lediglich die Befehlsgewalt über das Kommandomodul zurückerhalten. Das restliche Raumschiff stand nach wie vor unter Leutnantin Hylands Fuchtel. Und die VMKP-OA-Direktorin, Min Donner persönlich, hatte sich trotz der Widerwärtigkeiten, die die Leute von der Posaune ihr zumuteten, unzweideutig zu deren Zielen bekannt.
    Ohne jeden Zweifel mußte die gesamte Situation als schauderhaftes Kuddelmuddel gelten. Kapitänhauptmann Dolph Ubikwe hätte sich als anständiger Astro-Polizist und rechtmäßiger Kommandant der Rächer vor Ärger und Empörung die Haare raufen, insgeheim von Plänen zu dem Zweck strotzen müssen, seinen Platz in der dienstlichmoralischen Ordnung zurückzuerringen, der er sein Leben verschrieben hatte.
    Doch ihm war wohl der Verstand durcheinandergeraten. Der langanhaltende, hohe Streß – infolge der Verfolgung der Posaune, des Gefechts mit der Stiller Horizont, der Kaperung, des Verlusts der Kommandogewalt, der Kenntnisnahme ungeheuerlicher Enthüllungen mußte in seinem Oberstübchen das Unterste nach oben gekehrt haben. Er empfand keine Entrüstung, er war nicht einmal verärgert. Während er sich an der Kommandokonsolentastatur betätigte, das Modul aufs Ablegen vorbereitete, schien sich ein fröhliches Lied in sein Herz schleichen zu wollen. Ab und zu hörte er sich immer wieder – durch die Zähne vor sich hinpfeifen.
    Die Trennung von der Rächer enthob ihn eines grundlegenden Konflikts. Er brauchte nicht mehr gegen Vorgänge zu opponieren, mußte keine Würdelosigkeiten mehr stumm erdulden oder passiv zusehen, während andere Menschen um die Zukunft der Menschheit rangen. Vielmehr war er wieder, wohin er gehörte. Sein aufsässiges Gemüt überblickte ein Sonnensystem voller Greuel und Verräterei – und hatte sich zum Umdenken entschieden.
    Aus der vereinfachten, klareren Perspektive an Bord des Kommandomoduls erkannte Dolph Ubikwe, daß Min Donner das Richtige tat. Gleiches galt – nach ihren Maßstäben – für Morn Hyland. Der Entschluß Vector Shaheeds und Davies Hylands, sich in die Gewalt der Amnion zu begeben, bezeugte ein solches Maß an Mut, daß es Dolph Ehrfurcht einflößte. Und Angus Thermopyle, dieser verfluchte Cyborg…
    Angus Thermopyle handelte vollkommen richtig.
    Während sie gemeinsam die Antriebsanlagen der Posaune reparierten, hatte Thermopyle in gewissem Umfang offenbart, wie sein Geist funktionierte. Anscheinend hatte er ein

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