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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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demontierten.
    Ein Visionär, jeder Visionär, hätte ihnen sagen können, daß das gesamte System, das sie mit dem Anschein der Bedeutsamkeit und Autorität ausstattete, zum Untergang verurteilt war.
    Bildeten sie sich wahrhaftig ein, ihre fehlgeleitete Spezies könnte sich gegen die Amnion behaupten? Glaubten sie tatsächlich, eine perfekte Astro-Polizei natürlich obendrein gestützt auf einen traumhaften Wunsch-Etat – wäre dazu imstande, sie vor dem Amnion-Hegemonismus zu beschützen? Sie irrten sich. Gewiß, kurzfristig verliehen die bei der Menschheit üblichen Produktionsmethoden ihr einen Vorteil. Auf lange Sicht jedoch sollte sich darin eine Illusion zeigen. Die genetischen Imperative der Amnion waren unerschütterlicher und unerbittlicher als jede noch so sehr geballte Konzentration menschlichen politischen Willens. Die Aliens studierten Produktion, Gewebe und Entscheidungsprozesse der Menschen und wurden dadurch stetig stärker. Dir Aufholen mochte Jahre oder Jahrzehnte beanspruchen; vielleicht Jahrhunderte. Doch derlei Fristen zählten für die Amnion nicht. In dem Moment, wenn die Entschlossenheit der Menschheit zum Fortbestand wankte, fegten die Amnion sie hinweg, beendeten ihre Existenz als Spezies.
    All das hätte Holt Fasner dem Stimmvieh im Regierungskonzil schon vor Jahren erklärt, wäre die Verachtung für seinesgleichen nicht so tief gewesen. In Wahrheit erachtete er die menschliche Spezies, wie sie war, nämlich gar nicht als des Überdauerns wert. Allein die Leichtigkeit, mit der er sein Wirtschaftsimperium errichtet hatte und an seine Machtposition gelangt war, seine Gegenspieler zermalmt und sämtliche Fraktionen des Planeten manipuliert hatte, disqualifizierte seine Anhänger ebenso wie seine Gegner vom Anrecht aufs Überleben. Buchstäblich ohne Ausnahme waren die Abkömmlinge der Erde zu kleingeistig und zu ängstlich, um das gewaltige Ausmaß der Vision Holt Fasners zu erkennen, geschweige denn, daß sie sie zu würdigen gewußt hätten.
    Deshalb überraschte es ihn nicht, daß Männer wie Warden Dios sich ihm querzulegen versuchten. Er hatte sie von Anfang an für seine Zwecke eingespannt. Obwohl er wußte, daß keine Polizeitruppe die ihr gestellte Aufgabe erfüllen konnte, hatte Fasner die VMKP gegründet, um sich eine Fassade zu verschaffen, während er an der Umsetzung seiner größeren Ziele arbeitete. Und er hatte das EKRK beeinflußt und benutzt, um der VMKP genau das richtige Maß an Schlagkraft zu verleihen; um effektiv zu erscheinen; um für die Amnion eine Bedrohung zu verkörpern; um sie zu schwach zu belassen, als daß sie seine höherfliegenden Pläne gefährden könnte.
    Wie das Abstimmungsergebnis auf Suka Batur gerade bestätigt hatte – wieder einmal –, fiel es unbedeutenden, kleinkarierten Leutchen bemitleidenswert leicht, sich in die Vorstellung zu verbeißen, es sei an ihnen Verrat verübt worden.
    Die menschliche Spezies, wie sie war, verdiente es einfach nicht zu überleben: Das war das wesentliche Faktum. Darum mußte sich die Menschheit wandeln. Sie hatte von den Amnion zu lernen, so wie die Amnion von ihr lernen mußten.
    Sie mußte zu dem befähigt werden, wozu die Amnion die Fähigkeit hatten.
    Nämlich ihren Nachwuchs im Schnellverfahren heranzuziehen.
    Ihm ihren Geist zu übertragen.
    Praktische Unsterblichkeit zu erlangen.
    Die Amnion hatten es seit langem geschafft. Ohne Komplikationen reichten sie ihr jeweiliges Bewußtsein von einer zur nächsten Generation weiter. Ihre Leiber waren nur noch Werkzeuge, organische Gehäuse, die man nach Bedarf formte, benutzte und verwarf: Erlitt ein Amnion-Körper Schäden, alterte oder starb, implementierte man die Psyche einem neu gezüchteten Körper. Aus diesem Grund war der letztendliche Sieg der Amnion über die Menschheit unabwendbar. Es gab keine Grenzen für den Umfang dessen, was sie erlernen, oder dafür, wie lange sie warten konnten.
    Erst wenn die Menschen die gleiche Fähigkeit entwickelten, sie den Prozeß kannten und anwenden konnten, ihren Geist von einer mängelbehafteten, vergänglichen Hülle zur nächsten weiterzugeben, und Holt Fasner die Möglichkeit offenstand, sein Leben unbefristet zu verlängern… Ja, dann veränderten sich Voraussetzungen und Natur des eigentlichen Konflikts. Dann erlaubten die Produktionsmethoden und der angeborene Hang zur Hinterlist es dem Menschengeschlecht, ihren genetischen Feind niederzuzwingen. Und danach wollte Holt Fasner sie in eine Zukunft ohne Schranken

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