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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Informationen hinzufügen. In diesem Fall allerdings ist der Chip gar nicht frisiert worden. Es hat kein Mißbrauch der ursprünglichen Id-Plakette Clay Imposs’ stattgefunden. Vielmehr verwendete man eine neue Id-Plakette, deren Chip so beschrieben wurde, daß sie Nathan Alt als Clay Imposs ausgibt. Das ist leichter zu machen und schwieriger festzustellen. Aber man muß dafür neue Chips haben. Normalerweise ist das ein Riesenproblem. Und obendrein muß man sich mit dem Codieromaten auskennen. Ein noch größeres Problem. Tatsächlich dürfte der Codieromat eines unserer am besten gehüteten Geheimnisse sein. Trotzdem kannte Nathan Alt ihn. Beziehungsweise kannte ihn, bis seine Entlassung erfolgte.« Sie schnaufte leise. »Als VMK-Sicherheitsverbindungsmann zum Anodynum-Systemewerk hat er schließlich an der Erstellung der Codieromaten mitgearbeitet.«
    Harbingers angestrengte Atmung marterte Koinas Nerven aufs äußerste. Die Zeit lief ab: Inzwischen konnten höchstens noch fünfzehn Minuten Flugzeit das Rächer-Kommandomodul und die Posaune von der Amnion-Defensiveinheit trennen. Von Alts Tätigkeit beim Anodynum-Systemewerk hatte sie längst Kenntnis. Sie mußte endlich irgend etwas hören, das etwas nutzte.
    »Auf was läuft das alles hinaus, Dr. Harbinger?« fragte sie. »Welche Schlüsse haben Sie gezogen?«
    Lane Harbinger gab keine direkte Auskunft. »Am interessantesten dürfte an der Id-Plakette sein«, antwortete sie, »daß sie noch ganz neu ist. Nicht nur die Programmierung ist erst kürzlich vorgenommen worden. Der Chip selbst ist auch neu. Wir haben ihn in einer regulären, vor drei Wochen erfolgten Lieferung an den VMK-Betriebsschutz registriert gefunden. Gemäß BS-Aufzeichnungen wurde zehn Tage später vom Büro des Anodynum-Systemewerk-Sicherheitsverbindungsmanns ein Chip angefordert und dieser Chip dort hingeliefert. Zum Gebrauch bei der Erprobung von Chiffriertypen. Also ging der Chip an Anodynum, wo die Code-Ausarbeitung geschieht. Danach muß der Verräter ihn an sich gebracht haben.«
    Laut zitterte ihr Atem aufs Mikrofon. »Aber es heißt ja«, fügte sie dann spöttisch hinzu, »Alt sei vor sechs Wochen entlassen worden. Sie sehen das Problem selbst. Wie kann ein Mann, der die Kenntnisse zur Falschfabrikation einer Id-Plakette hat, nahezu viereinhalb Wochen nach seiner Entlassung noch einen KMOS-SAD-Chip aus seinem Büro in die Finger kriegen?«
    Unwillkürlich stockte Koina der Atem. Es schien, als glaubte ihr Körper, Lane Harbingers Streß mildern zu können, indem er ebenfalls die Luft anhielt.
    »Wir haben vorhin eine legitime Durchsuchung der Aufzeichnungen des Anodynum-Systemewerks abgeschlossen. Insbesondere haben wir uns mit den Computern beschäftigt, die Anodynum für die Erstellung der Codieromaten verwendet. Leicht waren die Ermittlungen nicht. Diese Geheimnisse werden, wie erwähnt, gut geschützt. Man braucht drei verschiedene Paßwörter gleichzeitig. Fehlt eines, helfen die beiden anderen nicht weiter. Aber auf jeden Fall, es ist uns zu klären gelungen, daß der Chip auf Weisung des Sicherheitsverbindungsmanns benutzt wurde, um Methoden zur Id-Plaketten-Fälschung auszuprobieren. Und vor vier Tagen ist derselbe Chip vom Büro des Sicherheitsverbindungsmanns zurückgefordert worden…«
    Diesmal drang aus den Saallautsprechern ein Gähnen, das Harbinger nicht mehr unterdrücken konnte.
    »In beiden Fällen hat Nathan Alt die Anweisungen erteilt… inzwischen fünfeinhalb Wochen nach seiner angeblichen Entlassung.«
    Endlich! Ein Hoffnungsfunke erglühte in Koinas Herz. So gewaltige Erleichterung befiel sie, daß sie beinahe ins Wanken geriet. Nur beiläufig bemerkte sie, daß sie nach Luft rang. Endlich!
    Wären die Konzilsdeputierten nicht dermaßen unter dem Eindruck von Harbingers lauter Atmung gewesen, hätten jetzt mehr von ihnen heftige Reaktionen gezeigt. Einige Anhänger Holt Fasners sanken an ihren Plätzen so sichtbar ein, als ob sie zusammenbrächen. Andere sperrten vor Ungläubigkeit und Konsternation Mund und Augen auf: Verrat! Blaine Manse versuchte etwas zu sagen, aber die Stimme ließ sie im Stich. Doch der überwiegende Teil der Versammelten starrte schlichtweg die Saallautsprecher wie Männer und Frauen an, die sich zu entgeistert fühlten, um zu begreifen, was sie da hörten. Der Boden, auf dem sie ihr Leben lang gestanden hatten – fest durch Macht und Vorrangstellung der VMK –, war soeben brüchig und unsicher geworden.
    Inmitten des Schweigens mit

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