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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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seine wesenseigentümliche, genetische Natur –, schrak voller Schaudern vor der Aussicht zurück, den Amnion noch einmal zu begegnen. Die Gefahr, die er auf sich nahm, bestand nicht nur daraus, leibhaftig in ein Alptraumgeschöpf verwandelt zu werden. Sie war viel schlimmer. Erzielten die Amnion bei seiner Transformation den erstrebten Erfolg, diente er ihnen zu dem Zweck, den grauenvollsten aller Alpträume auf seine ganze Spezies auszuweiten. Während sein Geist darum stritt, die Konflikte auf irgendeine Weise miteinander zu vereinbaren, verzagte sein Stammhirn in derart gräßlicher Furcht, daß sie ihn zu entmannen drohte.
    Herrgott, vielleicht wäre es barmherziger gewesen, Angus hätte sie schlichtweg ihrem Los überlassen! Dann hätten er und Dr. Shaheed zumindest gewußt, was ihnen bevorstand. Vielleicht wäre es ihnen gelungen, mit der Verzweiflung Frieden zu schließen.
    Aber so…
    Anscheinend empfand Vector Shaheed das gleiche. »Ich bin froh, nicht allein dazustehen«, sagte er. Trotz der altgewohnten Selbstironie seines Tonfalls spiegelten seine Augen stärkste Beunruhigung. »Retter der Menschheit zu sein, hat sich doch ganz anders gestaltet, als ich’s mir dachte.« Versonnen belächelte er die eigene Torheit. »Es klingt vielleicht sonderbar, aber ich glaube, es könnte leichter für uns werden, wenn wir einfach aufgeben.«
    Davies warf seinem Leidensgenossen einen scharfen Blick zu. »Ihnen war’s lieber?« Falls sich der Genetiker zu sterben entschloß, war Davies praktisch erledigt. Allein konnte er es mit der Stiller Horizont nicht aufnehmen.
    Dr. Shaheed mied Davies’ Blick. »Eine heroische Kapitulation ist vermutlich etwas Attraktives«, meinte er nachdenklich. »Märtyrer im Namen Suka Bators, des VMKP-HQ und des halben Planeten zu sein… Schon in der Gegenwart Legende… Oder wenigstens« – sein Ton wurde sardonisch – »erbauen wir uns an dieser Vorstellung. Aber sich abzuzappeln, mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, um das Leben zu behalten, sich in ein Gerangel zu stürzen, bei dem wir im Grunde genommen keine Erfolgsaussicht haben, während wir auf die Unwahrscheinlichkeit hoffen müssen, daß Gott oder Angus oder sonst jemand es schafft, das Ende aufzuschieben, was voraussichtlich selbst beim besten Willen unmöglich gelingen kann, weil die Planung von vorn bis hinten auf wackligen Füßen steht, ein halbes Dutzend verschiedene Sachen auf einmal schiefgehen können…« Er stieß ein übertriebenes Stöhnen aus. »Na, so was ist nicht unbedingt würdevoll, was? Wenn wir nicht mit ’n bißchen Würde abtreten, können wir auch nicht den Rang einer Legende erlangen.«
    »So war’s Ihnen lieber?« fragte Davies nochmals, schnitt eine finstere Miene. »Mit Würde abzutreten?« Der Gedanke, Dr. Shaheed könnte ihm – und Polizeipräsident Dios – in den Rücken fallen, griff ihm ans Herz. »Sich ohne Widerstand zum Amnioni machen zu lassen?«
    Vector Shaheed spreizte die Hände. »Herrje, Davies, ich habe mich doch nie anders betragen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal widersetzt habe.« Aus Geringschätzigkeit gegen sich selbst prustete er. »Außer der Schwerkraft, meine ich.« Dann jedoch fühlte er sich offenbar zu einer ernsthaften Erklärung gehalten. »Als bei Intertech meine Forschungstätigkeit von der Astro-Polizei abgewürgt wurde, hätte ich Widerstand leisten können. Wäre ich schnell genug an die Öffentlichkeit gegangen, hätte ich einen richtig großen Skandal entfesselt – oder wäre nur gerissen genug gewesen –, vielleicht wäre ich immerhin so lang am Leben geblieben, um den Vorfall unwiderruflich aufzudecken, und eventuell wäre dadurch etwas geändert worden…«
    Allem Anschein nach hinterließ Morns Vorbild bei ihm tiefen Eindruck. Mehr als jeder andere, Davies ausgenommen – und womöglich Angus –, war er sich darüber im klaren, welchen Tribut ihre Handlungsweise ihr abforderte.
    Er zuckte die Achseln. »Aber selbst wenn ich mich nicht dazu durchringen konnte«, fügte er hinzu, »dafür zu sterben, daß ein derartiges Geheimnis enthüllt wird, hätte ich mich doch in so mancher anderen Hinsicht widersetzen können. Zum Beispiel, was für ein Kerl Orn Vorbuld war, wußte ich ja. Mir war’s möglich gewesen, es ablehnen, mit ihm zusammen Illegaler zu werden. Und ich hätte mich, anders als er, nicht Nick Succorso anschließen müssen.«
    Mit merklicher Überwindung und voller Schwermut erwiderte er endlich

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