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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Davies’ Blick. »Es sieht so aus, als ob ich mich aufs Kleinbeigeben einfach am besten verstünde.«
    Davies schüttelte den Kopf. In seiner Brust kollidierten Furcht und Zorn. Sie wollen es also mir nichts, dir nichts hinnehmen? hätte er den Genetiker am liebsten angeschrien. Alle verlassen wir uns jetzt auf Sie. Glauben Sie, daß keiner von uns den Verzicht auf ein wenig Würde wert ist?
    Denken Sie etwa, ich möchte gern Amnioni werden?
    Doch der Kummer, der aus Dr. Shaheeds Stimme sprach, versagte ihm so heftige Vorhaltungen. Sein Gram war zu persönlicher Art. Shaheed hatte als erster seine Bereitschaft erklärt, sich den Amnion auszuliefern, noch ehe Davies dazu den Mut fand; war dazu bereit gewesen, allein ins Verhängnis zu gehen. Er verdiente eine bessere Antwort.
    Davies gab sich geistig einen Ruck und versuchte sich vorzustellen, was Morn sagen würde, suchte sie im Innern seines Gemüts zu erspüren. »Das leuchtet mir nicht ein, Dr. Shaheed«, erwiderte er nach einem Augenblick des Überlegens. »Sich die Forschungsarbeit stehlen zu lassen ist etwas anderes als Selbstaufgabe, um Millionen von Menschenleben zu retten. Das kann man doch gar nicht miteinander vergleichen.«
    »Vermutlich haben Sie recht.« Vector Shaheed schaute wieder fort. Sein sanftmütiger Ton deutete Wehmut an. »Aber es wäre eine Art von Buße.«
    »Wenn Sie so denken«, entgegnete Davies barscher als beabsichtigt, »können Sie auch Buße tun, indem Sie am Leben bleiben. Es ist auf alle Fälle besser, als das Handtuch zu schmeißen.«
    Was ihn anbelangte, war alles besser als der verschleierte Tod durch Mutation.
    Kurz zuvor hatten er und Dr. Shaheed die letzten Antimutagen-Kapseln aus Nick Succorsos Vorrat geschluckt. Selbst wenn alles in die Binsen ging, war ihr Menschsein für noch ungefähr vier Stunden gesichert. Doch inzwischen kam diese Aussicht Davies fast wie ein Fluch vor, nicht mehr wie ein Segen. Fünf zusätzliche Minuten konnten Angus ausreichend Zeit geben, um zu ihnen vorzustoßen; vier Stunden mochten ihnen nichts als scheußlichstes Entsetzen bescheren.
    Vielleicht fürchtete Dr. Shaheed diese vier Stunden mehr als würdelose Gegenwehr.
    »Sind Sie der Überzeugung, daß wir Angus trauen können?« erkundigte sich Shaheed sehr behutsam, als wollte er Davies nicht verärgern. »Er ist Ihr Vater. Eventuell haben Sie ja was von ihm geerbt, durch das Sie ihn besser verstehen. Ich verstehe ihn jedenfalls nicht. Was veranlaßt einen Menschen wie ihn zu einem derartigen Sinneswandel? Was verspricht er sich davon, jetzt auf einmal den Helden zu spielen, nachdem er in seinem ganzen bisherigen Leben ausschließlich darum gekämpft hat, es behalten zu dürfen? Was soll werden, wenn es in Wahrheit seine Absicht ist – der einzige Grund, weshalb wir das alles hier treiben –, daß er sich die Posaune schnappen will, um zu verduften?«
    »Nein.« Davies gab sich alle Mühe, um trotz zunehmender Unruhe Gewißheit auszustrahlen. »Wenn er Morn etwas verspricht, hält er sich dran. Ich versteh’s so wenig wie Sie, aber auf jeden Fall ist es so.«
    Zudem vertraute er seinem Vater aus noch einem Grund. Er hatte keine andere Wahl. Brächte er ihm kein Vertrauen entgegen, verlöre er die Fassung und bräche in Gekreische aus. Und dadurch würde Vector Shaheed noch stärker verunsichert.
    Dr. Shaheed hob die Schultern; sagte nichts. Doch in seinen Augen stand jetzt noch tiefere Sorge.
    Gleich darauf läutete der Interkom-Apparat der Schleusenkammer. Davies schaltete ihn ein. »Anlegen erfolgt in sechs Minuten, Leute«, teilte Kapitänhauptmann Ubikwe mit. Man hätte meinen können, es bereitete ihm Spaß, auf dem Vulkan zu tanzen. Seine Stimme klang unter diesen Umständen beinahe ungehörig locker. »Ich führe das Manöver so vorsichtig wie möglich durch, aber es wird sich trotzdem empfehlen, Sie halten sich fest. Kapitän Thermopyle und Ciro Vasaczk sind noch in Warteposition. Ich habe Thermopyle eben vorgeschlagen, jetzt abzuzischen, um früher drüben zu sein, er war aber der Meinung, die Amnion könnten die Emissionen der Lenkdüsen orten. Wahrscheinlich hat er recht. Er kennt sich mit seinen cyborgischen Störfeldern ja besser aus als ich.«
    Je länger Angus jedoch wartete, um so länger mußten Davies und Dr. Shaheed dem Schicksal widerstreben, das Marc Vestabule ihnen zugedacht hatte.
    »Und wenn er gar nicht abfliegt?« fragte Dr. Shaheed in die Richtung des Interkom-Apparats.
    »Anscheinend haben Sie einen

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