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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schleusenaußenpforte geschlossen hatte. Die Explosion mußte überall im Raumschiff automatische Schadensbekämpfungsmaßnahmen ausgelöst haben, die die Luftschleusenschaltkreise korrekturgesteuert hatten.
    Die Irisblende hatte den Bosonensturm ausgesperrt.
    Trotzdem hätte Angus eigentlich tot sein müssen. In der Schleuse herrschte Vakuum, es gab darin keine Luft.
    Irgendwie hatte die Helmscheibe noch eine gewisse innere Festigkeit bewahrt. Wie belastbar sie noch war, wußte er nicht. Er sah lediglich, daß der Innendruck des EA-Anzugs die Plexulose nicht auseinandergebrochen hatte.
    Als nächstes hörte er ein fernes Röhren: Das glutheiße Feuer von Materiekanonen brauste durchs Rumpfmetall, bis das gesamte Raumschiff zu brutzeln schien. Zur gleichen Zeit erbebten unter beträchtlicher Beanspruchung die Schotts, als die Stiller Horizont mit einem immensen Aufheulen der Triebwerke Fahrt aufnahm.
    Angus konnte nicht richtig denken. Er mußte etwas tun, irgend etwas Wichtiges erledigen – mehr als bloß hinzukriegen, daß er nicht kotzte. Wenn er sich jetzt übergab, erstickte er binnen weniger Minuten am eigenen Mageninhalt. Aber er hatte keinen blassen Schimmer mehr, was man wohl von ihm erwarten mochte. Es schien, als wäre seine Programmierung in Stasis abgesackt, durch die Einwirkung der Protoneneruptionen gelöscht worden.
    Seine Betäubung und Verwirrung währte, bis er ein zweites Schreien Davies’ hörte. »Kommt her, wenn ihr mich haben wollt!«
    Unvermittelt vergaß er den Drang, sich zu übergeben. Die Zonenimplantate preßten ihm die Kraft der Verzweiflung in die Adern, führten seinem Herzen genug Adrenalin zu, und nachgerade das Blut zum Kochen zu bringen. Scheiße, Davies, Vector Shaheed und Warden Dios. Mikka Vasaczk und der Dicke.
    Und eine gesprungene Helmscheibe.
    Scheiße-Scheiße-Scheiße!
    Angus verwarf jede Vorsicht.
    Er schaltete beide Industrielaser auf volle Leistung, auf die Wirkungskraft von Laserpistolen, packte einen mit jeder Hand. Erst schoß er ein Paar roter Strahlen in die Kontrolltafel der Innenschleusenpforte, zerschmolz die Schaltkreise zu Schlacke. Als nächstes verbrannte er die Verkabelung der Schleusenpforten-Servomotoren und verursachte einen Kurzschluß.
    Aufgrund automatischer Reaktionen öffneten die Servomotoren die innere Irisblende.
    Mit einem Geräusch, das nach einer wuchtigen Verpuffung klang, schwallte ohne vorherigen Druckausgleich Bordatmosphäre in die Schleusenkammer, erfaßte Angus stark genug, um ihn gegen die Außenpforte zu werfen. Doch er scherte sich nicht um den Aufprall, nicht um den neuen Schmerz; achtete nicht auf die Gefahr für den EA-Anzug. Indem er alle Kräfte zusammenraffte, stürzte er sich kopfüber auf den Eingang zu. Die Lenkdüsen beförderten ihn in einen von greulichem Licht erhellten Frachtraum, in dem es keine Schatten gab. In unterschiedlichen Winkeln ragten Laufkräne empor, deren Ausleger sich wie die Glieder verkrusteter Skelette, behangen mit Kabelgewirr, das ausgeleierten Sehnen glich, nach allen Seiten erstreckten. Wolken und Spritzer dicklichen Amnionbluts schwebten in der Luft, drifteten durch die Nullschwerkraft. In der Nähe trieben zwei tote Aliens; dem einen war der Kopf abgetrennt worden, der andere hatte einen Plastikdolch im Auge stecken.
    Am Rande des Blickfelds bemerkte Angus anhand seiner EM-Prothese das elektromagnetische Geflacker von Impacter-Schußwaffen. Angus schwenkte die Hüften im Waldo-Geschirr der Lenkdüsen und flog einen kurzen Bogen, um einen Überblick der Situation im Frachtraums zu erhalten.
    Die Risse in der Helmscheibe verzerrten seine Sicht. Im Innern des Helms verlangten Warnlämpchen in einer wahren Raserei des Blinkens nach seiner Aufmerksamkeit. Mit purer Willenkraft und der Unterstützung der Zonenimplantate konzentrierte er sich gegen sämtliche Hemmnisse darauf, Shaheed und Davies ausfindig zu machen.
    Auf den ersten blick zählte er zehn Gestalten in dem hohen Raum, sieben davon waren Amnion. Drei der zehn bildeten wenige Meter von einem Schott entfernt eine ineinander verklammerte Traube. Die anderen sprangen und sausten zwischen den Gestellen und Armen der Kräne hier- und dorthin, während ständig Nahkampfgeräusche klatschten und Impacter-Schüsse fielen.
    Das Dreigespann bestand aus Vestabule, Dios und anscheinend wenigstens – Vector Shaheed. Weder Shaheed noch Dios war Vestabules Amnionkräften ebenbürtig. Aber Dios hatte Vestabule in eine Kopfzange genommen, seine

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