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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verfärbte Materie. Es schien, als sollten die Kräfte, die er selbst entfesselt hatte, ihn zerfetzen.
    Dehydration. Unerträgliche G-Belastung. Seltsame Erschütterungen aller Art. Enorme elektromagnetische Schwingungen von solcher Intensität, daß sie ihm schier jeden Nervenknoten des Hirns verdorrten. Er war in einem Kinderbett aus dermaßen unerhörter Schwere und Not gefangen, daß es jede Regung, jedes Flackern des Bewußtseins erdrückte, erstickte. Seine Nerven verwandelten sich samt und sonders in einen einzigen langgezogenen, lautlosen, unbeantwortbaren Schrei.
    Es gab keinen Ausweg, solange der Gürtel seines EA-Anzugs am Raumschiff verankert blieb – und keine Rettung, verlor er diesen Halt. Knochen und Gewebe eines Menschen konnten die gespenstischen Transformationen im Ereignishorizont der Singularität nicht überstehen. So wie die Sterne und das Hyperspatium überstieg derartig hohe Gravitation die Grenzen der menschlichen Existenz.
    Unendlicher Verlust. Vollkommene Auslöschung. Vor der Nähe des Äußersten steigerte sich jede Zelle seines Körpers in Geheul hinein. Vielleicht versuchte er, sich gegen den Druck aufzubäumen, sich die Lage irgendwie zu erleichtern. Er wußte es nicht: Sein Leib kannte nur noch Geheul.
    Aber schließlich schwanden die Beschwerden nacheinander, als würden Systeme der Reihe nach abgeschaltet. Hinter der Abschirmung erfaßte der Data-Nukleus das Ausmaß seiner Qualen und ergriff die letztmögliche vorprogrammierte Schutzmaßnahme: traf die letzte Vorkehrung, die Angus, wenn er soviel Schaden erlitt, am Leben – wenn vielleicht auch nicht bei Verstand – halten mochte. Er senkte ihn in Stasis. Jedes Jota der Kräfte, die sein Organismus und die interne cyborgische Energieversorgung aufbringen konnten, wurde geballt zur Aufrechterhaltung der vegetativen Körperfunktionen aufgeboten: Pulsschlag und Atmung. Alles übrige fiel bis auf weiteres weg.
    Sein Fleisch beendete das Geschrei, weil es nicht mehr empfindsam war für Schmerz. Dennoch wurde er weder bewußtlos, noch blieb er bei Bewußtsein: Sein Geist weilte an einem Ort, wo solche Begriffe aller Bedeutung entbehrten; einem Ort ohne Veränderung oder Deutbarkeit. Falls die G-Kräfte ihn im EA-Anzug zu blutigem Matsch zermalmten, merkte er es nicht; sollte der Druck völlig nachlassen, spürte er keinen Unterschied. Zeit und Raum tangierten ihn nicht mehr.
    Und niemand war zugegen, der seinen Zonenimplantaten befehlen konnte, ihn aus der Stasis freizugeben.
    Puls.
    Atmung.
    Stasis. Sonst nichts.
    Wäre ihm ersichtlich geworden, wo er war, vielleicht hätte er es für den Himmel gehalten.
    An irgendeinem unbestimmbaren Punkt – nach Augenblicken oder Äonen zwischenzeitlichen Friedens – kehrten Teile des Bewußtseins zurück. Auf einer Ebene, die scheinbar nicht mit seiner Psyche zusammenhing, erkannte er, er befand sich nicht mehr außerhalb des Raumschiffs. Er hatte keinen Raumhelm mehr auf dem Kopf. Vielleicht begriff er, daß er noch lebte. Allerdings hatte diese Einsicht für ihn nicht die mindeste Bedeutung. Sie vermittelte ihm nichts; forderte ihm nichts ab.
    Wenn die DA-Medi-Techs ihn während der Tage und Wochen seiner Unifikation in Stasis versetzt hatten, war er zu hören imstande gewesen, was sie in seiner Gegenwart redeten. Auch Warden Dios’ Worte, als der VMKP-Polizeipräsident seinen Data-Nukleus auswechselte, hatte er klar verstanden.
    Rein technisch bewertet, haben wir Ihnen eine Gefälligkeit erwiesen. Soviel ist offenkundig. Sie sind jetzt stärker, schneller, leistungsfähiger und effektiv intelligenter als vorher, ganz zu schweigen von der Tatsache, daß Sie noch leben…
    Auf irgendeine Weise war Angus bewußt gewesen, was er hörte.
    In jeder anderen Hinsicht haben wir an Ihnen ein Verbrechen begangen.
    Aber er hätte nicht reagieren können. Erkennen und Verstehen blieben irrelevant; jedes Handeln war ihm verwehrt.
    Damit muß Schluß sein.
    Asteroiden, Singularitäten und die kalte Dunkelheit überstiegen Angus’ Fassungskraft. Die Zwangsläufigkeit der Maschinenlogik war ihm über.
    Insofern unterschied sich der Himmel nicht von der Hölle. Nach und nach dämmerte ihm die Wahrnehmung, er war nicht allein. Zwei oder drei trübe Gestalten umringten ihn. Von Zeit zu Zeit geisterten sie so verwaschen durch sein Blickfeld, als wollten sie ihm aufzeigen, anders als er zu sein; keine Erscheinungen, die nur in seinem Schädel hausten.
    Doch auch ihre Anwesenheit änderte nichts. Trotz allem

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