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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sie der Angelegenheit nachzugehen hatte.
    »Außerdem möchte ich, daß Sie beide« – Warden Dios’ Gebärde wies auf Hashi Lebwohl und Koina Hannish – »sich gründlich auf die bevorstehenden Debatten vorbereiten. Konzilsvorsitzender Len wird in Kürze eine EKRK-Krisensitzung anberaumen.« Das ließ sich auf alle Fälle voraussehen. Das Eindringen eines Amnion-Raumschiffs in den Human-Kosmos zwang das Regierungskonzil zu Taten. »Ich will, daß Sie beide daran teilnehmen. Das Regierungskonzil soll von Ihnen persönlich hören, was Sie zu…« Er spreizte die Finger. »Was Sie zu dem zu sagen haben, das diskutiert wird… Es ist wahrhaftig alles« – diese Bemerkung machte er völlig übergangslos – »ziemlich dürftig. Verdammt konstruiert. Aber es hilft uns weiter. Guter Gott, es bringt uns voran… Direktorin Hannish, wenn es soweit ist, daß Sie mit Maxim Igensard sprechen, informieren Sie ihn auch über Direktor Lebwohls Anschuldigungen gegen Holt Fasner. Alles klar?«
    Die Frage war rein rhetorischen Charakters. »Dann gehen Sie an die Arbeit.« Die etwas barsche Hinausweisung verdeutlichte, daß er keine Fragen mehr hören wollte. »Ich habe für so langes Gequassel keine Zeit.«
    Zuviel um für mich fünf Minuten der Ehrlichkeit abzuzweigen? fragte Hashi Lebwohl stummen Blicks. Magst du niemandem die Wahrheit anvertrauen? Nicht einmal mir?
    Warden Dios schüttelte den Kopf, als hätte er die wortlose Frage verstanden. Was ihm auch drohte, er hatte vor, es sich allein aufzubürden.
    Hashi Lebwohl erlaubte sich eine verhaltene kummervolle Grimasse, als er gleichfalls aufstand.
    Mandich stapfte als erster zur Tür hinaus, strebte mit der Last seines Auftrags davon. Hashi ließ Koina Hannish beim Hinausgehen den Vortritt. Nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen und verriegelt hatte, begleitete er die Direktorin ein Stück weit den Korridor hinab. Er verspürte keinerlei Wunsch nach ihrer Gesellschaft. Allerdings kannte er sie schon zu lang – und hatte von ihrer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit ihm zu großen Nutzen gehabt –, als daß er sie so behandeln mochte, wie Warden Dios eben ihn behandelt hatte.
    Sobald sie sich außer Hörweite der Posten befanden, die vorm Konferenzzimmer des Polizeipräsidenten Wache schoben, legte sie die Hand auf Hashis Arm. »Direktor Lebwohl…« Für einen Augenblick stützte sie sich tatsächlich auf ihn, als hätte sie Sorge, ihr gäben die Knie nach. Sie sprach mit gedämpfter Stimme, um zu vermeiden, daß sich Töne der Betroffenheit in ihre Stimme einschlichen.
    »Wenn ich Igensard in das alles einweihe, ist es Dios’ Untergang. Es zieht ihm den Teppich unter den Füßen weg. Ihm bleibt nicht mal noch ein Quentchen Ehre. Es dauert höchstens ein paar Stunden, bis Igensard ihn mit Anwürfen in der Luft zerreißt. Pflichtversäumnis. Amtsmißbrauch. Hochver…« Zunächst stockte das Wort in ihrer Kehle. »Hochverrat. Er kann von Glück reden, wenn am Schluß nicht seine Exekution steht. Was denkt er sich bloß bei alldem?«
    Ungeachtet der geringen Lautstärke gab ihr Tonfall ihr Inneres preis. Auch sie empfand Kummer.
    Vor einer Weile hatte sie es abgelehnt, ihm etwas mitzuteilen, das er sehr gerne erfahren hätte. Nun rächte er sich, aber es bereitete ihm keinerlei Schadenfreude. Warden Dios wäre ihm nicht dankbar dafür, plauderte er aus, was er wußte. Und Hannishs Deprimiertheit würde nur vertieft.
    »Meine liebe Koina, bekämen Sie von mir darauf eine Antwort, wären Sie der Auffassung, wir seien beide verrückt geworden.« Damit sie nicht in ihn drang, entzog er ihr den Arm und entfernte sich; was auch geschah, er beabsichtigte seine Gefühle geradeso zu verheimlichen wie Warden Dios.
    Die Amnion hatten eine Kriegshandlung verübt.
    Der VMKP-Polizeipräsident hatte einen schrecklich ungünstigen Zeitpunkt gewählt, um ihrer aller Leben im Kampf gegen den Drachen aufs Spiel zu setzen.

 
ANGUS
     
     
    Er schrie nicht; auch wenn er es gewollt hätte, wäre er zum Schreien außerstande gewiesen. Doch für die Dauer einer Zeitspanne, die kurz oder lang gewesen sein mochte, schrie sein Körper nach ihm.
    Durch die finstere Leere, die ihn umgab, krachten wie in wahnwitziger Ekstase Asteroiden und Statik, stießen zusammen, prallten voneinander ab, bevor sie dem gierigen Schlund der Singularität verfielen. Das Schwarze Loch saugte Energie in Form gezackter, Blitzen ähnlichen Phänomenen ein, fraß infolge von Dopplerverschiebungen schaurigschön

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