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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zum Ausnutzen der Stasis, um sich vor Unerwünschtem zu schützen. Die Maschinenlogik seiner cyborgischen Innereien gab so wenig her wie ein Schwarzes Loch, gestattete ihm nichts. Keine Zeit schien zu vergehen, bis er Mikkas Antwort hörte. »So ist es nicht. Ich meine, das Computersystem kann keine Daten messen. Anscheinend unterdrücken seine Zonenimplantate die neuralen Abläufe. Oder überdecken sie. Soweit der Medi-Computer etwas sieht, gibt’s in seiner Rübe nichts als Weißes Rauschen. Es könnte sein, er brüllt schon die ganze Zeit lang auf uns ein, um uns zu erklären, was wir anfangen sollen, nur merken wir nichts.«
    »Angus, wach auf!« maulte Davies. Ein Stoß, der eine Ohrfeige gewesen sein mochte, warf Angus’ Kopf auf dem schlaffen Hals von einer zur anderen Seite. »Gottverfluchter Dreck noch mal, wir brauchen dich.«
    »Laß das sein.« Infolge ihrer Übermüdung klang Mikkas Verweis kränklich. »Er kann dich nicht hören. Wahrscheinlich spürt er auch nichts.«
    Leider hatte sie unrecht.
    »Lassen sich die Geräusche nicht beseitigen?« fragte Vector nachdenklich. »Mit irgendwelchen Interferenzen eventuell? Damit wir vom Computersystem Meßwerte erhalten? Vielleicht kann er durch direkte Stimulation geweckt werden.«
    Mikka schnaubte. »Womöglich bringen wir ihn damit um die Ecke. Wir haben keine Ahnung, welche Art von Synergie ihn mit seinen Apparaten verbindet. Er ist ja ’n Cyborg. Er könnte völlig von seinem Computer abhängig sein. Unter Umständen bleibt er überhaupt nur durch die Zonenimplantate am Leben.«
    Auch darin irrte sie sich. Das Weiße Rauschen in seinem Kopf konstituierte sein Gefängnis. Die dem Interncomputer angeschlossenen Elektroden fesselten ihn wirksamer als Handschellen und Ketten. Aber gleichzeitig hatte sie recht: Vectors Vorschläge taugten nichts. Das Band zwischen seinem Gehirn und den Zonenimplantaten war zu engmaschig gestrickt, um durch schlichte Vorgehensweisen durchtrennt werden zu können.
    Mikka, Vector und Davies konnten ihn zu retten versuchen, indem sie dem Krankenrevier-Medi-Computer die Order erteilten, ihm die Elektroden aus dem Schädel zu entfernen. Oder die Verbindungskabel zum Intercomputer zu kappen. Ihn in einen Menschen zurückverwandelten. Auf die Synergie schissen. Doch auch am Erfolg dieser Methode zweifelte Angus. Voraussichtlich gehorchte das Programm des Medi-Computers ohne höhere Einwilligung keinem Befehl, ihn zu deunifizieren, zu demontieren.
    Und niemand an Bord der Posaune – wahrscheinlich kein Mensch im Umkreis von einhundert Parsec um den Interspatium-Scout – kannte dafür die Codes.
    Und falls wie durch ein Wunder der Krankenrevier-Medi-Computer trotzdem gehorchte…
    Dann wären alle seine neuen Stärken und Fähigkeiten dahin. Beschleunigte Reflexe, implantierte Laser, EM-Sicht, Störfeld-Prothesen, Datenbanken, Rechenkapazität: Alles wäre vertan. Die Zonenimplantate böten ihm keinen Schutz vor Schmerzen mehr; sorgten nicht mehr für geistige Ultraklarheit, spendeten ihm keinen Schlaf mehr und keine Gefühllosigkeit, wenn er sie brauchte. Zwar wäre er endlich wieder frei, ganz und gar frei – aber um den Preis all dessen, was Freiheit Attraktivität verlieh.
    Was sollte danach aus ihm werden? Wie könnte er durchkommen? Ob er ohne den Rückhalt des Interncomputers den Interspatium-Scout noch so gut wie bisher fliegen könnte, war er sich keineswegs sicher. Er wäre der Gnade jedes Menschen ausgeliefert, der über mehr Muskeln oder Wissen als er verfügte.
    So hatte er gelebt, bevor er Morn begegnete; ehe er in Warden Dios’ Hand fiel. Schwächere zu seinen Opfern gemacht, um den Stärkeren aus dem Weg gehen zu können. Alles und jeden hatte er gehaßt, war schwach und zur gleichen Zeit – gerade wegen seiner Schwächen – stark gewesen. Geschnürt an die Latten des Kinderbetts… Ach, wunderbar. Ein Auflachen, das dem Kichern eines Dämons glich, hallte durch seinen Schädel. Einfach verdammt wundervoll.
    Tut es nicht, sagte er zu den verschwommenen Erscheinungen rundum, obwohl die Stille in seinem Innern so ungeheuer tief klaffte, daß kein Laut sie überbrückte. Laßt die Finger davon. Denkt euch etwas anderes aus.
    Wenn er noch verrückter lachte, mußte er weinen.
    Verwandelt mich nicht in das zurück, was ich gewesen bin. Bitte nicht.
    Auch Morn hatte sich nie dazu entschlossen, ihr Z-Implantat herausoperieren oder neutralisieren zu lassen. Längst war sie von der künstlichen Stimulation, die ihr

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