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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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Polypen für sich als nützlich einstufen könnten. Aber Orn hat bei seiner Einblicknahme ins Netzwerk
    eindeutig erkannt, daß der Computer die Fähigkeit hatte – und die
    Befugnis –, notfalls Intertechs gesamte Computersysteme lahmzulegen.“
    Unvermittelt wandte Vector sich direkt an Morn. »Du bist jung«, konstatierte er. »Du bist noch nicht lange von der Polizeiakademie abgegangen oder von der Erde fort. Ist dir jemals ein einziges Gerücht über einen Impfstoff gegen RNS-Mutation zu Ohren gekommen? Hat dir je irgendwer einen Anlaß zu glauben gegeben, daß es unnötig ist, den Rest unseres Lebens in Furcht vor dem Bannkosmos zuzubringen? Hat die Polente, haben die VMK unsere Daten irgendwann veröffentlicht?“
    Fassungslos schüttelte Morn den Kopf.
    »Wir hatten das Rohmaterial für einen Schutz, alle Stufen zum Ziel hatten wir vor uns. Und sie haben es uns weggenommen, es unterdrückt.« Vectors Augen glommen so blau, daß sie zu glühen schienen. »Sie wollen nicht, daß wir erfahren, wir müssen gar nicht so leben, wie wir leben, und unvermeidlich ist es auf gar keinen Fall. Der Bannkosmos liefert denen bloß ‘n Vorwand, um ihnen die Macht zu sichern, eine Rechtfertigung. Hätten wir ein immunisierendes Medikament, bräuchten wir die Scheißpolente der Vereinigten Montan-Kombinate nicht.“
    Er rang um Selbstbeherrschung, jedoch ohne Erfolg. »Denk mal ‘n bißchen darüber nach!« brach es aus ihm hervor. »Da sind mindestens ein Dutzend Milliarden Menschen dem Menetekel und wahrscheinlich sogar der tatsächlichen Bedrohung durch einen genetischen Imperialismus ausgesetzt, und wofür? Für nichts! Nur um die Macht der Bullen zu konsolidieren und auszudehnen. Und der VMK. Zum guten Schluß wird der ganze Human-Kosmos ein riesiger Gulag sein, der Eigentum der VMK ist und von ihr zu ausschließlich ihrem Vorteil betrieben wird, und in dem die Polente die Wachmannschaft abgibt.“
    Endlich verebbte Vectors zornige Erregung; sein Lächeln jedoch blieb aus. »Ich gehöre zu denen, die Glück hatten. Ich bin ausgestiegen.
    Intertech hat unser Ressort dichtgemacht und uns alle versetzt, aber ich bin mit Orn in Verbindung geblieben. Er neigte dazu, wohl weil er selbst so wenig Skrupel hat, anderen Leuten ohne Vorbehalte zu
    begegnen. Ich habe bei der Intertech gekündigt und anschließend bei einer Orbital-Schmelzhütte Technik gelernt. Dann ist mir von Orn ‘n Job auf ‘m kleinen, eigenständigen Erzfrachter besorgt worden, mir und« – endlich rang er sich wieder zu einem allerdings leicht sarkastischen Schmunzeln durch – »ein paar anderen unzufriedenen Seelen. Wir haben den Frachter übernommen und selber das Geschäft gemacht. Zu guter Letzt sind wir an Nick geraten. Orn versteht sich auf Illegale, und ich seh’s, wenn jemand brillant ist, also haben wir uns ihm angeschlossen. Und seitdem fliegen wir mit ihm.“
    Damit schwieg er. Vielleicht merkte er Morn an, wie nachhaltig er sie verstört hatte. Oder vielleicht fühlte er sich jetzt selbst vollends ausgelaugt, ermattet durch zuviel Masse und zuwenig Erholung. Er rappelte sich auf, als müßte er Widerstände in jedem einzelnen seiner Gelenke bezwingen, anscheinend in der Absicht, sie mit den Konsequenzen dessen, was er ihr offenbart hatte, allein zu lassen.
    Aber ganz war er noch nicht fertig. Er war halb zur Kombüse hinaus, da blieb er stehen. »Weißt du«, fragte er, »warum ich mich so bewege?“
    Wortlos schüttelte Morn den Kopf.
    »Arthritis«, sagte Vector. »Einmal hab ich den Fehler gemacht, mich in einen der skrupelloseren Zeitvertreibe Orns einzumischen.
    Daraufhin hat er mich verprügelt. Ziemlich schwer. Dabei sind mir jede Menge Gelenke geprellt oder angeschlagen worden. Und an solchen Stellen fängt die Arthritis an. Wo alte Verletzungen oder Narbengewebe sind, nistet sie sich ein. Dann breitet sie sich aus. Hoch-G-Belastung ist für mich... eine Qual. G gleich Qual« – er stellte diese fürchterliche Gleichung auf, als ob er sie aus irgendeinem Lehrwerk zitierte – »Qual gleich G, das ist alles, was ich vom Weltraum weiß, und mehr brauch ich auch nicht zu wissen. Trotzdem ist alles mir so lieber.« Das äußerte er wie ein Schlußwort, bevor er ging. »Was mich anbelangt, sind die Piraten die Guten.«
    Morn saß noch lange allein in der Kombüse. Sie hatte eben einen
    Anfall von HyperspatiumSyndrom ausgestanden. Zum erstenmal, seit die Stellar Regent die Strahlende Schönheit gesichtet hatte, sah sie Grund zur

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