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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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verwiesen; Maxim Igensard seiner Autorität untergeordnet. Durch die Anstrengung und Überwindung, die es ihn gekostet hatte, war er in einen Zustand versetzt worden, der nervöser Erschöpfung ähnelte.
    Er klammerte sich so resolut an die Seitenkanten des Rednerpults, daß Koina seine Ellbogen zittern sehen konnte. Vor ihm lag vergessen das Amtszepter. In der Beleuchtung schimmerten Schweißperlen auf seiner Oberlippe des Jammers.
    »Verehrte Konzilsmitglieder…«, fing er einen Satz an; stockte aber und verstummte.
    In schrecklicher Spannung beobachtete Koina, wie er sich um Fassung bemühte. Wer sollte, falls er zusammenklappte, den Vorsitz übernehmen? Als Gremium vergab das EKRK den Vorsitz nicht nach Rangmäßigkeit, sondern unter Beachtung des Rotationsprinzips.
    Wer war nach Len an der Reihe? Koina entsann sich nicht.
    Unvermittelt stand eine ihrer Kommunikationsspezialistinnen vom Sitz auf; die Blässe und die aufgerissenen Augen der Frau bezeugten, daß sie Furcht vor der eigenen Courage hatte. Dennoch ließ sie sich nicht davon abbringen, das Wort zu ergreifen.
    »Konzilsvorsitzender Len«, sagte sie in schüchternem Ton, »Dr. Harbinger gibt an, daß es von äußerster Wichtigkeit ist, was sie zu erzählen hat. Sie schwört, daß Sie es sich niemals verzeihen würden, wenn sie nicht sprechen darf.« Dann nahm sie wieder Platz; duckte sich wie eine Frau, die wünschte, sie könnte sich irgendwo verstecken.
    In stiller Beifälligkeit nickte Koina Hannish. Anscheinend war sie nicht die einzige, der es darauf ankam, daß das VMKP-RÖA seine Arbeit richtig machte.
    Konzilsvorsitzender Len fing von vorn an. »Verehrte Konzilsmitglieder…« Er sprach mit vor Stress rauher Stimme. »Ich lasse die Unterbrechung zu. Wir führen die Abstimmung zu Ende, nachdem wir Dr. Harbingers neue Informationen zur Kenntnis genommen haben.“
    »Guter Gott!« brüllte Cleatus Fane; doch dabei blieb es; er torkelte, preßte eine Hand aufs Ohr, als dränge ihm unerträgliches Geheul ins Gehör. Einen Moment lang tatterte er umher, fand das Gleichgewicht nicht wieder. Anschließend jedoch gewann er, wohl durch reine Willenskraft, die Gewalt über sich zurück. Er wandte sich ab und strebte zu seinem Sitz. Schweiß schimmerte auf seiner Stirn, als er auf den Stuhl sackte, es hatte den Anschein, als wollte er vor Entsetzen die Augen verdrehen.
    Koina vermutete, daß auch Holt Fasner zu hören wünschte, was Lane Harbinger zu sagen hatte.
    »Vermitteln Sie Dr. Harbingers Anruf auf die Saallautsprecher«, wies sie ihre Kommunikationstechnikerinnen an. »Der Sekretär des Konzilsvorsitzenden schaltet das Gespräch zu. Geben Sie ihr Bescheid, sobald wir soweit sind.« Während Abrim Lens Sekretär sich beeilte, den Anruf des VMKP-HQ entgegenzunehmen, stützte sich der Konzilsvorsitzende entkräftet aufs Rednerpult. »Es ist Ihre Idee, Direktorin Hannish«, krächzte er, als hätte sein Kehlkopf Schaden genommen. »Sprechen Sie mit ihr.« Mit einer laschen Gebärde winkte er Koina aufs Podium.
    Nun konnte sie sich kein Zögern leisten; keine Unsicherheit oder Furcht erlauben. Mit raschen Schritten näherte sie sich dem Podium, erstieg es und gesellte sich zum Konzilsvorsitzenden.
    Während sie abwartete, bis der Sekretär den Umschaltvorgang erledigte, stellte sie sich zum zweitenmal ans Rednerpult, um sich ans Regierungskonzil zu wenden.
    Schon das erste Mal hatte sie es als unangenehm empfunden, doch diesmal war es viel schlimmer. Sie wußte nicht einmal, was Lane Harbinger Neues mitzuteilen beabsichtigte; hatte gar keine Ahnung, welche Beweise sie entdeckt haben könnte. Und wo war Hashi Lebwohl? Wo Sicherheitschef Mandich?
    Und wenn Cleatus Fane recht hatte? Lane Harbinger keine Beweise anführen konnte? Was sollte werden, falls Hashi Lebwohl – oder Min Donner – den Anruf lediglich als letztes Mittel arrangiert hatte, um Warden Dios’ unaufhaltsamen Sturz hinauszuschieben?
    Koina bezweifelte, daß sie es verkraften würde, nochmals Mitwirkende bei einer Schlappe zu sein; nicht hier im Saal, vor den Augen sämtlicher Anwesender, und während Dios’ Schicksal auf dem Spiel stand.
    Aber sie hatte keinerlei Einflußmöglichkeit auf Fehlschlag oder Erfolg. Im Namen ihrer Pflicht konnte sie nur ihre Aufgabe erfüllen und mußte sich mit den Ergebnissen abfinden.
    Blaine Manse und Sixten Vertigus hockten auf den Stuhlkanten. Punjat Silat rieb sich den Brustkorb, als ob er sich fragte, wie lange sein Herz noch mitmachte. Tel Burnish

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