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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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obwohl es ihm offenbar sehr mißfiel, die Aufzüge ständig auseinander-und wieder zusammenbaute.
    Aber die zunehmende Vertrautheit mit ihrer Umgebung tat wenig, um Morns Unbehagen zu mindern. Sie strebte mehr an.
    Sie wollte Zugang zu den Bordcomputern, den Computerlogbüchern; sogar dem Data-Nukleus. Aus ihnen mochte für sie zu erfahren sein, wo sie waren, wohin sie flogen. Sie konnte Vectors Darstellung in keiner Hinsicht nachprüfen, aber möglicherweise stieß sie auf Beweise für eine VMKP-Komplizenschaft an Angus Thermopyles Verhaftung. Vielleicht fand sie sogar heraus, um wen es sich bei Nick Succorso wirklich handelte.
    Das zu wissen, wäre ihr vermutlich nützlich gewesen; aber sie erfuhr nichts. Wegen der Generalüberholung des Raumers saß ständig jemand an den Computern; nicht einmal die Hilfssteuerwarte ließ man unbemannt, obwohl sie ziemlich abseits, in der Nachbarschaft des Maschinenraums lag, unmittelbar neben dem Schaltraum, in dem Vector Shaheed die Antriebsanlagen unter Überwachung hielt.
    Wie sich herausstellte, wirkte ihre Freiheit, sich nach Belieben an
    Bord des Schiff umherbewegen zu dürfen, sich als Nachteil aus. Sie verhalf ihr nicht zu dem, woran sie Interesse hatte. Andererseits führte sie zu einer Reihe von Begegnungen mit Orn Vorbuld, die ihre Nerven gehörig angriffen.
    Vectors übel beleumundeter Freund mußte sie schon seit längerem beobachteten; das war die einzige Erklärung, die sie sich für seine Fähigkeit zurechtlegen konnte, sie jedesmal aufzuspüren, wenn sie sich irgendwo allein aufhielt. Als Computerspezialist des Raumschiffs hatte er wahrscheinlich die Möglichkeit, die Sensoren des Wartungscomputers so zu adjustieren, daß sie Morns Bewegungen verzeichneten.
    Schließlich neigte Morn dazu, es sich zweimal zu überlegen, bevor sie einen Rundgang machte, weil sie voraussah, daß sie Vorbuld früher oder später abblitzen lassen mußte.
    Er sagte selten ein Wort zu ihr; aber sie gelangte nie an ihm vorbei, ohne daß er sie anfaßte. Beim ersten Mal wiederholte er nur das Streicheln ihres Haars. Das zweite Mal schaffte er es, mit der Hand über ihren Busen zu fahren, ehe Morn seinem Griff entschlüpfte. Beim dritten Mal preßte er ihre Brust so gewaltsam, daß sie danach eine Stunde lang weh tat.
    Später umklammerte er sie, als wäre er ein Krake, und küßte sie. Sie konnte sich ihm erst entwinden, als sie es fertigbracht, ihm mit dem Stiefelabsatz in die Kniekehle zu treten.
    Das tat ihm weh genug, um sie loszulassen – nicht genug allerdings, daß er darauf verzichtet hätte, ihr aufzulauern.
    Folglich mußte Morn sich mit einer neue Krise auseinandersetzen.
    Natürlich hätte sie sich in ihrer Kabine einsperren können. Oder es hätte ihr freigestanden, Nick darüber zu informieren; soweit kannte sie ihn, um zu glauben, er würde Orns Benehmen nicht dulden. Aber beide Alternativen sahen nach Zurückweichen aus, und sie hatte schon mehr Niederlagen einstecken müssen, als sie vertragen konnte.
    Sie sagte Nick nichts. Ebensowenig schloß sie sich in ihrer Kabine ein.
    Statt dessen wandte sie sich an Vector Shaheed.
    Wie üblich traf sie ihn im Maschinenraum an. Sehen konnte sie ihn zunächst nicht, aber sie hörte ihn innerhalb der dicken Ummantelung des Ponton-Antriebs schuften, den er noch immer eigenhändig zu reparieren versuchte. »Vector!« schrie sie und klopfte mit dem Handteller auf die Umwandung, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Verschiedenartige Klirr-und Klappergeräusche ertönten. Mit mühseliger Umständlichkeit kam der Techniker, in der Hand einen Spannungsprüfer, aus der Wartungsluke zum Vorschein.
    »Morn.« Infolge der Anstrengung war sein Mondgesicht rosig, doch er benahm sich so umgänglich wie gewohnt. »Was kann ich für dich tun?« Morn hatte keine Lust, ihre Verärgerung zu verhehlen. Sie brauchte ihren Grimm. Ohne Zorn wäre sie ihrer Furcht und ihrem Abscheu völlig ausgeliefert gewesen.
    »Was ist denn in deinen sogenannten Freund gefahren?« fragte sie barsch. »Ich glaube, er hat vor, mich zu vergewaltigen.« Im ersten Moment zwinkerte Vector sie nur an, als könnte er sich absolut nicht vorstellen, wen sie meinte. Dann erhellte sich sein Blick.
    »Ach, Orn. Ich hab’s dir doch gesagt, er hat Affendrüsen. Und keinerlei Skrupel.« Allem Anschein nach genügte ihm das als Begründung.
    »Nicht mal, wenn du ihm weismachst, du hättest Syphilis, könnte ihn das bremsen, denke ich mir. Soviel ich über ihn weiß, kennt er

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