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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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keine Bange vor körperlichen Schmerzen. Der MediComputer, ist sein Standpunkt, kriegt alles wieder hin. Selbstverständlich wird Nick es ihm nicht erlauben.« Er schwieg kurz, durchdachte die Situation. »An sich«, fügte er schließlich hinzu, »hast du gar kein Problem.“
    Morn versuchte die Schärfe nachzuahmen, die sie manchmal der Stimme ihres Vaters angehört hatte. »Ich habe gar keins, so?« Vector lächelte, als ob seine Gedanken sich schon wieder dem hinter der Ummantelung gelegenen Ponton-Antrieb widmeten.
    »Du bist doch jetzt ‘n großes Mädchen. Du brauchst ihn nur abzuwimmeln.« Die vielen Stunden zusammen mit Nick hatten Morn innerlich auf einen Wutausbruch eingestimmt. »Ich wimmle ihn ab, darauf kannst du dich verlassen!« Innerlich schäumte sie vor Erbitterung, als sie sich umdrehte und entfernte.
    Aber sie hatte gar keine Ahnung, wie sie das zuwegebringen sollte.
    An der Polizeiakademie hatte man sie auch in Selbstverteidigung ausgebildet; sie wußte, wie sie sich wehren konnte. Allerdings war Orn Vorbuld viel größer als sie und erheblich stärker. Und sie durfte es nicht wagen, auf die Möglichkeiten des Z-Implantats zurückzugreifen, dank derer sie ihre Schnelligkeit und Konzentrationsfähigkeit hätte erhöhen, sich für Schmerz hätte unempfindlich machen können. Dafür hätte sie das Kontrollgerät bei sich tragen müssen, und es war ihr nur zu leicht vorstellbar, daß dann jemand es entdeckte.
    Es brodelte in ihrem Gemüt wie in einer Flasche voller Säure, als sie die Kombüse betrat, um einen Becher Kaffee zu trinken und für eine Zeitlang ungestört zu überlegen.
    Vorsichtshalber setzte sie sich mit dem Rücken zur Automatikküche an den Tisch, mit dem Gesicht zum Gang, damit Orn sie nicht überraschen konnte.
    Er walzte dermaßen prompt an, daß Morn fast glaubte, Vector hätte ihm ihren Aufenthaltsort verraten.
    Aber natürlich hatte der Techniker nicht gewußt, wohin sie sich vom Maschinenraum aus begab.
    Orn kam mit vor Erwartung geröteter Visage in die Kombüse. Nicht zum erstenmal fiel Morn auf, was für große Hände er hatte; sie erinnerten sie an Abortdeckel.
    Ruckartig erhob sie sich von ihrem Platz.
    Orn verharrte. Einen Augenblick lang starrten sie beide sich über den Tisch hinweg an. Ähnlich wie seine Stimme hatten auch Orns Augen – in krassem Gegensatz zu seiner übrigen Erscheinung – etwas
    Scheues an sich; er begaffte Morn mit nichts als einfältiger Bewunderung, als wäre sie eine so heiße Sache, daß er sich an ihr die Finger verbrennen könnte. Aber Morn hatte inzwischen durchschaut, daß Schüchternheit nicht im entferntesten zu seinen Tugenden zählte. »Ich will dich«, sagte er wie ein zaghaftes Jüngelchen. Doch das täuschte sie nicht.
    »Zu dumm«, erwiderte sie. »Ich dich nicht.“
    Hatte er auch nur das geringste Gespür für Widerwillen, konnte er merken, daß sie die Wahrheit sprach.
    Offenbar kümmerte ihre Abgeneigtheit ihn nicht die Bohne. »Doch, willst du wohl«, widersprach er mit so deutlichem Brustton der Überzeugung, wie er zustande brachte. »Weiber sind so. Es ist ihnen egal, wer’s ihnen besorgt. Sie bilden sich ein, ‘s wär ihnen nicht egal, aber es ist ihnen egal. Sie wollen’s einfach besorgt kriegen. Nick ist zu weich zu dir. Ich zeige dir, wie’s richtig geht.“
    Morn entsann sich an Angus und hätte Orn am liebsten ins Gesicht gespuckt. »Da irrst du dich«, herrschte sie ihn an. »Ich kenne mich schon aus. Und ich habe mir geschworen, daß der nächste Kerl, der mir zeigen will, wie’s ›richtig‹ geht, es nicht überlebt. Weiß Nick« – sie stellte die Frage, ehe er sich vom Fleck rühren konnte – »wie du dich benimmst?“
    Orn grinste; sein Grinsen hatte keinerlei Ähnlichkeit mit seiner Stimme oder den Augen: es bezeugte Blutdurst und Rücksichtslosigkeit.
    »Nick weiß was Wichtigeres als das«, sagte er in einem Ton, der noch immer klang, als fürchtete er sich. »Er weiß, daß er mich braucht. Bloß weiß er nicht, wieso eigentlich. Er weiß nicht, daß ich den Computern ‘n Virus eingespeist habe, noch am selben Tag, an dem ich an Bord gegangen bin. Ich bin der einzige, der ‘n Schimmer hat, wie man das Virus killen kann. Normal hab ich es in latentem Zustand. Aber jetzt liegt es auf der Lauer. Jeder, der versucht, ohne meine Mitwirkung an den Computern zu arbeiten, löst die totale Löschung der Speicher aus.
    Dann ist alles im Arsch, juchhe. Wenn du nicht den Mund hältst und
    mir gibst, was ich

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