Amnion Omnibus
Ereignis gehofft haben, das sein Vorgehen tarnte. Schneller als Angus es für möglich gehalten hätte, hob er, am Gürtel eine Singularitätsgranate befestigt, von der Posaune ab, steuerte seine Masse zielstrebig auf die Stiller Horizont zu.
Jetzt! schrie Angus Kapitän Ubikwe zu. Es ist soweit!
Aber vorher schaltete er das Mikrofon aus. Jemand wie Dolph Ubikwe brauchte keine Ermahnungen, um seine Aufgaben zu erfüllen. Mikka Vasaczk mochte beim Gedanken an ihren Bruder die Fassung verlieren, aber der Mann, der das Kommando über sein Raumschiff an Morn hatte abtreten müssen, tat bestimmt ohne zu zögern seine Pflicht.
Dolph Ubikwe wartete, bis sich Ciro von der Posaune gelöst hatte. Danach erst stob gegen die Stiller Horizont gerichteter Schub aus dem Kommandomodul.
Nicht genug, um das Modul und die Posaune in Fahrt zu bringen, von der Defensiveinheit zu entfernen; nur gerade soviel, daß es die beiden Raumfahrzeuge aus der Verankerung riß. Gefolgt von einer kleinen Wolke entwichener Luft, trieb das Modul langsam von den Führungsschienen der Parkbucht weg: zehn, fünfzehn, zwanzig Meter. Dann stoppte schwacher Bremsschub das Paar; versetzte es in Relation zur Parkbucht in stationäre Position.
Das Kommandomodul der Rächer und die Posaune waren unverändert durch Magnetflansche Schleuse an Schleuse zusammengekoppelt.
Kapitänhauptmann Ubikwe hatte Angus den Weg in die Defensiveinheit freigemacht.
Am Modul vorbei erhaschte Angus einen Blick auf Ciro, der an der Rumpfseite des Amnion-Kriegsschiffs vorbeisauste, die verhängnisvolle Last nachzog.
Sei auf der Hut, warnte er Ciro stumm. Das Mistding wog über fünfhundert Kilo. Nachdem es einmal in Bewegung gekommen war, hielt es nicht an, nur weil Ciro es wünschte.
Aber das hatte er Ciro längst erklärt, und zwar etliche Male. Er mußte darauf bauen, daß der Bursche seinen Teil des Plans verläßlich ausführte.
Auch Angus hatte seine Aufgaben zu erledigen. Indem er die Lenkdüsen mit den Hüften steuerte, flog er auf die Lücke zwischen dem Kommandomodul und der Defensiveinheit zu, schoß wie ein Projektil an den Führungsschienen entlang dem geschlossenen äußeren Irisblenden-Außenportal der Luftschleuse der Stiller Horizont entgegen.
Im letzten Moment schlug er einen Purzelbaum und wandte die Füße nach vorn, benutzte die Lenkdüsen zum Abbremsen. Die Stiefel rammten die Irisblende mit enormer Wucht, aber seine verstärkten Gelenke verkrafteten den Anprall. Der Schwung drohte ihn in Richtung aufs Kommandomodul zurückzuschleudern, doch mit einem Ruck der Hüfte drehte er sich zur Seite. Ehe die Massenträgheit ihn forttreiben konnte, grapschte er nach einem Haltegriff neben der externen Kontrolltafel der Luftschleuse.
Im Innern des Raumhelms blinkten Warnlämpchen: Er atmete zu gierig, schwitzte zu stark, neigte zur Dehydration… Durch einen mentalen Befehl an die Zonenimplantate beruhigte er sich. Ein Amnioni war mittels dieser Kontrolltafel die Schleuse zu öffnen imstande, aber die Beschriftung war für Angus ein Rätsel, und zudem kannte er die Codes nicht. Allerdings war er auch darauf vorbereitet. Mit einer Hand adjustierte er die Polarisation der Helmscheibe auf maximale Klarheit, schaltete alle Leuchten und Lämpchen des EA-Anzugs ab, damit sie seine EM-Sicht nicht störten. Dann hakte er den Industrielaser vom Gürtel und hob ihn an die Kontrolltafel.
Die Tasten konnte er nicht betätigen; unterbrach er jedoch genau die passenden Schaltkreise in genau der richtigen Reihenfolge, öffnete sich die Irisblende und ließ sich danach unverändert von innen schließen.
Falls er sich dabei indes einen Schnitzer erlaubte wenn er hineingelangte, aber die Außenpforte nicht mehr schloß –, bestand Gefahr, daß eine explosive Dekompression ihn tötete, sobald er die Innenpforte öffnete. Auf alle Fälle wäre es Dios’ Tod. Vielleicht überlebten auch Davies und Vector Shaheed nicht.
Ohne die Zonenimplantate hätte er die Manipulation der Kontrolltafel nicht einmal angehen können: Er hatte viel zuviel Fracksausen, als daß er fähig gewesen wäre, sich zu konzentrieren. Eigentlich dauerte alles viel zu lang, er hatte dafür keine Zeit. Aber die vom Interncomputer gesteuerten Emissionen der Zonenimplantate flößten den aufgewühlten Zentren seines Gehirns Ruhe ein. Allmählich schrumpfte sein Blickfeld ein, während eine andersartige Informationszufuhr auf seine Sehnerven einströmte. Graduell nahm er ein feines elektromagnetisches
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