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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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zitterten, während er Befehle eingab, die Ursache des Alarms ermittelte.
    Die Krankenstation.
    Er hatte mit Morn Hyland keinen Neuling an Bord genommen. An der Akademie unterrichtete man eine ganze Menge. Während der wenigen Sekunden, die es erfordert hatte, den Anlaß der Alarmierung herauszufinden, gelang es ihr, dem MediComputer Anweisungen zu erteilen.
    Auf Angus’ Bildschirm erschien eine Wiederholung ihrer Instruktionen. Sie hatte dem MediComputer der Krankenstation befohlen, ihre eine Injektion einer tödlichen Dosis Nervensprit zu spritzen.
    Morn.
    Als wahrer Feigling brachte Angus Thermopyle seine Bestleistungen unweigerlich zustande, wenn ihn Furcht packte. Ohne nachzudenken, ohne Zeit zum Nachdenken zu haben, erkannte er, daß von seiner Kontrollkonsole aus eine Korrektursteuerung des MediComputers zu lange dauern würde. Zu viele Einzelschritte wären nötig; bevor er sie vollziehen könnte, wäre die Einspritzung höchstwahrscheinlich schon
    erfolgt. Und die Restriktivautomatiken seiner medizinischen Ausstattung hatte er schon vor langem eliminiert. MediComputer sollten das Leben der Patienten bewahren und nicht gefährden; doch Skalpelle und Medikamente gaben einfach zu bequeme Mittel ab, um lästige Crewmitglieder loszuwerden, als daß Angus darauf verzichtet gehabt hätte, die Restriktionen samt und sonders aus den computerisierten Systemen der Krankenstation zu löschen.
    Indem er die geringe Schwerkraft des Asteroiden ausnutzte, schwang er sich aus dem Andrucksessel, stieß sich mit einem Tritt ab und schwebte mit rapider Schnelligkeit in die Richtung zur Krankenstation.
    Gleichzeitig grapschte er in seine Tasche und nach dem Kontrollgerät des Z-Implantats.
    Im Verlauf der vergangenen Tage hatte er reichlich Übung gehabt; mittlerweile fand er die richtigen Tasten auf Anhieb. Kaum vier Sekunden nach Klärung des Grunds für den Alarm drückte er die Taste der Funktion, die Morn in Katatonie versetzte.
    Aber selbst das dauerte zu lang. Morn hatte ihn überlistet. Sie hatte sich auf der Liege ausgestreckt, bevor sie die Instruktionen gab, sich sogar festgeschnallt. Die Tatsache, daß sie jetzt so leblos dalag wie ein abgeschalteter Apparat, half ihr nicht im geringsten gegen die cybernetische Sonde, die an der Instrumentenbank der Krankenstation ausfuhr und von der Seite mit der Injektionsnadel auf ihre Halsschlagader zielte.
    Mit einer Mobilität, wie nur seine Furcht sie ihm gestattete, zwängte Angus seinen Wanst durch den Eingang und grapschte nach der Sonde.
    Zu schnell, um vorsichtig sein zu können, haschte er mit den Fingern nach der Nadel, brach sie ab.
    Sofort stoppte die Sonde. An der Computerkonsole blinkte eine Fehleranzeige. Angus ignorierte sie. Obwohl Morn in katatonischer Verfassung lag, klammerte er die Fäuste in ihre Schultern, rüttelte sie.
    »Was ist denn mit dir los?« tobte er in ihr ausdrucksloses Gesicht. »Bist du VERRÜCKT geworden?« Der Umstand, daß sie nicht antworten konnte, steigerte seinen Drang, sie zu schlagen, bis zur Unwiderstehlichkeit. Doch als er die Fäuste von ihr nahm, um sich in Positur zu stellen, den Arm zurückzubiegen, hinterließ eine seiner Hände einen kleinen Schmierstreifen Blut auf ihrer Schulter.
    Ach du Scheiße!
    Er riß die Hand hoch, betrachtete sie.
    Beim Durchbrechen der Nadel hatte er sich die Finger geritzt.
    Er glaubte, er könnte in den Kratzern eine klare Flüssigkeit sich mit seinem Blut vermischen sehen.
    Ach du Scheiße! Beim Nervensprit handelte es sich um klare, farblose Flüssigkeit; ebensowenig hatte sie einen Eigengeschmack, und sie roch nicht; attraktiv war sie lediglich für die Neuronen der Synapsen; dort wirkte sie tödlich.
    Mit Mühe widerstand er der wahnsinnigen Anwandlung, die Finger in den Mund zu stecken und die Wunden auszusaugen.
    Trotzdem wußte er genau, was er zu tun hatte. Verzweiflung grenzte für ihn an Normalität.
    Mit blitzschnellen Ruckzuck-Griffen schnallte er Morn von der Liege los. Ohne sich um ihr Befinden zu scheren, schubste er sie auf den Fußboden und nahm den Platz in der Patientenkammer selbst ein.
    Er drehte sich der Kontrollkonsole des Computers zu.
    Notfall.
    Injektion stornieren.
    Fehlfunktion beheben.
    Nervensprit-Vergiftung behandeln.
    Vergiftungslokation: rechte Hand.
    Indem er versuchte, nichts zu überstürzen, die Ausbreitung des Ner vensprits in seinem Kreislauf nicht durch Hast zu beschleunigen, streckte er sich auf dem Rücken aus und legte die Rechte den Sonden hin.
    Mit

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