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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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1
     
    Auf dem Schild am Tor des
vornehmen, alten Hauses in Palo Alto stand »Amazon
Acres«. Die modernen Lettern sprangen sofort ins Auge, und das entsprach
wahrscheinlich genau der Absicht der Frau, die das Schild hatte anbringen
lassen. Ich kannte ihren Namen und wußte einiges über sie. Sie hieß Lanette Holmes, war die Erbin eines, wie man unter
vermögenden Leuten so gern sagt, bescheidenen Vermögens, und die unerschrockene
Gründerin einer zielbewußten und äußerst beredten
Vereinigung von Frauen, die sich die »Zornigen Amazonen« nannten.
    Das Tor — schwere Eisenstangen
mit zugespitzten Köpfen — hing in einer massiven Backsteinmauer, die mit
Metalldornen gekrönt war. Neben dem Tor an der Mauer war ein zweites Schild
befestigt. »Bitte läuten«, stand darauf. Unmittelbar darunter befand sich ein
Messingklingelzug. Ich — männlichen Geschlechts — kam mir vor wie ein
Handlungsreisender, der dem Präsidenten von General Electric einen Eisschrank verkaufen will. Ich zog am Knauf.
    »Ja, bitte ?« schnarrte eine unverbindlich kühle Frauenstimme.
    Ich sah den Lautsprecher hoch
über dem Schild.
    »Ich bin Werkstudentin«,
erwiderte ich in gekünsteltem Sopran. »Ich verdiene mir mein Studium durch
Zeitungsverkauf und wollte nachfragen, ob Sie an einem Abonnement für den Playboy interessiert sind.
    Das Knistern des Lautsprechers
brach abrupt ab. Was meinen Verdacht, daß die Bewohner von »Amazon Acres« sich
durchaus ernst nahmen, nur bestätigte. Einen Moment spielte ich mit dem
Gedanken, die ganze Sache zu vergessen und Lanette Holmes zu empfehlen, sich lieber eine Anwältin zu nehmen; dann aber sagte ich
mir, wenn ich das tat, würde ich mir später vielleicht vorwerfen müssen, daß
ich nur gekniffen hatte, um meine männliche Eitelkeit zu schonen. Und wo würde
sie eine Anwältin mit meinen Qualifikationen finden? Wenigstens wollte ich
hören, wozu die »Zornigen Amazonen« einen Anwalt brauchten.
    Ich zog noch einmal am Knauf.
    »Sind Sie das wieder ?«
    »Ja, ich bin es wieder«,
antwortete ich devot in der Tonlage, die mir angeboren war.
    »Ihre Stimme klingt aber anders .«
    »Ich habe nur Spaß gemacht. Ich
verkaufe keine Zeitschriften .«
    »Was dann? Witzbücher?«
    »Nein, ich bin Rechtsanwalt und
— «
    »Ist Ihr Name Roberts? Randall
Roberts?«
    »Ich habe meinen Ausweis mit,
falls Sie sich vergewissern wollen. Ich weiß, daß bei Ihnen nicht jeder
x-beliebige Mann Zutritt hat .«
    »Ihre Stimme klingt so, als
wären Sie noch gefährlich jung, aber ich werde es riskieren .«
    »Besten Dank«, sagte ich
trocken.
    »Libby erwartet Sie — aber ich
fürchte, für Ihre Art von Humor wird sie wenig Sinn haben .«
    »Warten Sie nur, bis sie meine
männliche Überlegenheit spürt .«
    »Die lassen Sie lieber gleich
am Tor zurück und holen sie ab, wenn Sie wieder gehen«, versetzte die
unverbindliche Stimme kalt.
    Vom Stahlschloß kam ein metallisches Knacken, und das Tor sprang auf.
    »Bitte schließen Sie das Tor
hinter sich .«
    Ich marschierte hinein und
drückte das Tor wieder zu. Das Zuschnappen des Schlosses klang in der tiefen
Stille beinahe ominös. Nicht einmal Vögel zwitscherten hinter diesen
Gefängnismauern, die ein riesiges Grundstück umschlossen, das schon die ersten
Spuren von Vernachlässigung zeigte. Die Wirkung war allerdings gar nicht übel —
wer legt schon Wert auf kurzgeschorene Rasenflächen und perfekt gestutzte
Hecken?
    Das Haus war ein einstöckiges,
weißes Gebäude mit einem von Säulen getragenen Vordach über dem Portal und
Gipsposaunenengeln, die zwischen den Fenstern des ersten Stockwerks schwebten.
Eine kopflose Venus lag auf der Pritsche eines offenen Lastwagens, der in der
Auffahrt parkte. Sie sah aus wie eine geschändete Leiche, die zu Stein geworden
war.
    Kies knirschte unter meinen
Füßen, als ich an dem Lastwagen vorbeiging und die Stufen zum Portal
hinaufstieg. Hinter dem Haus drängten sich Baumgruppen zusammen, deren
knospende Zweige zaghafte Hoffnung auf den Sommer kundtaten.
    Das Portal stand offen. Eine
zierliche, rothaarige Frau wartete dort und blickte mir entgegen.
    »Mr. Roberts?«
    »Das muß der andere sein«,
erwiderte ich lau. »Ich verkaufe Zeitschriften — «
    »Ich habe für Ihren Humor auch
keinen Sinn, Mr. Roberts. Sind Sie wirklich der beste Anwalt von San Francisco ?«
    »Wer hat Ihnen das gesagt ?« fragte ich, bemüht, keine Überraschung zu zeigen.
    »Vielleicht jemand, der unsere
Bewegung sabotieren will«, erwiderte

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