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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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jemand, der die moralische und physische Stärke besaß, dem Killer entgegenzutreten.
    Der Mann in Schwarz schüttelte wie angewidert den Kopf und hob den Arm. Es sah aus, als ob er ausholte, um dem Killer die Faust ins Gesicht zu schlagen, und Julia drückte ihm im Geiste die Daumen, betete nur, dass dieses Mörderschwein den Schlag nicht würde kommen sehen.
    Aber es war kein Boxhieb.
    Es war ein High Five.
     
    Was sie am meisten schockierte, war, dass sie im Begriff gewesen war, den Mann mit einem Ruf zu warnen. Sie sah, wie der Killer auf die Bewegung des anderen reagierte. Er wird dem Schlag ausweichen, dachte Julia. Und dann wird er dich erschießen. Und plötzlich konnte sie den Gedanken nicht ertragen, zuzusehen, wie dieser Mann, dieser wunderbare, tapfere Mann, zum nächsten Opfer des Killers wurde. Wie ihre einzige Hoffung auf Rettung ihr jäh entrissen wurde.
    Und so machte sie den Mund auf, um ihn zu warnen. Holte schon tief Luft, um die Worte herauszuschreien, und zögerte noch eine halbe Sekunde, unsicher, wie sie es am besten formulieren sollte – Achtung! oder Passen Sie auf! oder Er hat eine Pistole!
    Und dann klatschte der Mann in Schwarz dem Killer in die hochgereckte Hand, und der Killer grinste, stieß einen Triumphschrei aus und nickte heftig, während der Fremde etwas zu ihm sagte. Sie unterhielten sich leise, die Köpfe zusammengesteckt, und der Killer errötete regelrecht vor Stolz, als der Mann in Schwarz auf ihn einredete.
    Als er ihm gratulierte.
     
    Julias ganzer Körper verkrampfte sich vor Angst und Verzweiflung. Sie schlang beide Arme um den Baumstamm und klammerte sich daran fest, bis das Gefühl sich legte. Ihr linkes Bein klemmte in unbequemer Haltung am Baum, und das verletzte Bein baumelte in der Luft, als gehörte es gar nicht mehr zu ihr. Blut lief über ihren Schuh und tropfte auf die Zweige darunter. Bei dem Anblick wurde ihr ganz schwindlig. Sie schnappte nach Luft und zwang sich, nach oben zu schauen. Sie sah Kondensstreifen von Flugzeugen, die sich kreuz und quer über einen milchig blauen Himmel zogen. Es schien unvorstellbar, dass außerhalb dieses Dorfes eine ganze Welt war, in der das Leben weiter seinen normalen Gang ging.
    Und dann legte sie den Kopf schief. Sie konnte etwas hören. Sehr schwach und weit weg, aber es war da.
    Eine Sirene.
    Die Worte des Killers wehten zu ihr herauf. »Ich hab diesem Miststück’ne Kugel verpasst, aber sie ist mir entwischt.« Julia spähte durch die Zweige und sah, wie er mit einer Handbewegung auf den Baum deutete. Der Mann in Schwarz schaute ebenfalls in die Richtung. Panik erfasste sie, als sie das gesichtslose Visier sah. Er ist Darth Vader, dachte sie. Ein dunkler Todesengel.
    »… hat sich da drüben irgendwo versteckt«, verteidigte sich der Killer mit weinerlicher Stimme.
    Der Mann in Schwarz murmelte ihm etwas ins Ohr, das Julia nicht hören konnte. Zu ihrer Verblüffung übergab der Killer ihm lammfromm seine Waffe und nahm dann die Schrotflinte von der Schulter.
    Dann erstarrten beide Männer. Jetzt konnten sie es auch hören, das drängende, an- und abschwellende Heulen, das immer lauter wurde.
    Der Mann in Schwarz trat einen Schritt von seinem Partner zurück und deutete mit der Hand über den Dorfplatz. Der Killer schwenkte seine Schrotflinte in die angezeigte Richtung. Fast wäre Julia auch seinem Blick gefolgt, doch dann hatte sie plötzlich eine Eingebung: Es ist ein Bluff.
    Sie sah, wie die Hand mit der Pistole sich hob, und schloss instinktiv die Augen, erinnerte sich daran, wie die junge Mutter ihren Sohn vom Wissen um seinen nahen Tod abgeschirmt hatte.
    Hörte das vertraute Pfft.
    Sie schlug die Augen auf. Sah den Killer fallen, aus nächster Nähe in die Schläfe geschossen. Alles voller Blut, er selbst, das Gras. Spritzer auf der Lederkombi. Der Mann in Schwarz trat zurück, nickte zufrieden.
    Unwillkürlich entfuhr Julia ein Laut, ein kleiner, spitzer Entsetzensschrei.
    Und dann knackte der Ast unter ihr.
     
    Er brach nicht ganz durch. Er knickte nicht ab, sondern sackte nur eine Handbreit tiefer, und sie sackte mit, krallte sich verzweifelt mit beiden Händen am Stamm fest. Ihre heftigen Bewegungen brachten die Zweige ins Schwanken, und sie streiften raschelnd mit ihren Nadeln einander. Ein verräterisches Geräusch.
    Der Mann in Schwarz fuhr herum und blickte in ihre Richtung. Im gleichen Moment wurde Julia klar, dass die Sirene inzwischen nicht mehr zu überhören war. Vielleicht sind sie schon auf

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