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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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der Täter führe eine Schrotflinte und eine Handfeuerwaffe mit sich. Die Beschreibung der Haarfarbe und der Jacke passte ebenfalls zu dem Mann, der dort im Gras lag.
    »Ich denke, das könnte der Schütze sein«, rief er Eade zu, der ebenfalls seine Waffe gezogen hatte. Eade zielte auf den Liegenden, um seinem Kollegen Deckung zu geben, während Davies sich der Person vorsichtig im Bogen näherte und darauf achtete, nicht in Eades Schusslinie zu treten.
    Noch ein paar Schritte, und er konnte genug sehen, um sicher zu sein, dass der Mann tot war. Ein einzelner Schuss in die Schläfe, vermutlich aus einer Handfeuerwaffe. Es sah nach einer 22er aus. Trotzdem ging er in die Hocke, wobei er sorgfältig darauf achtete, keine Spuren zu verwischen, während er prüfte, ob es irgendwelche Lebenszeichen gab.
    Dann stand er auf, notierte die Zeit, sah PC Eade an und deutete auf die Leiche des Postboten.
    »Übernimm du den da. Ich seh mich mal um.«
    Noch während er sprach, entdeckte er das nächste Opfer, in einem großen Haus auf der anderen Straßenseite. Er hatte freie Sicht über den Gartenpfad zum Eingang, wo ein älterer Mann nahe der Haustür zusammengebrochen war.
    Zwanzig nach acht an einem Samstagmorgen, in einem der kleinsten, verschlafensten Dörfer der Grafschaft. Was zum Teufel ging hier vor?
    Er wandte sich zu Eade um, der bei dem Postboten stand. »Tot?«
    »Ja.«
    »Lass doch mal kurz die Sirene laufen, ja?«
    Eade runzelte die Stirn, doch er war nicht in der Stimmung zu widersprechen. Er ging zurück zum Wagen und schaltete die Sirene ein. Das träge Heulen hallte gespenstisch von der vornehmen georgianischen Häuserreihe wider. Ein aufgeschreckter Vogelschwarm flatterte aus den Bäumen um die Kirche herum auf.
    Davies hob die Hand: Das reicht. Die Stille kehrte so abrupt zurück, dass es ihn schauderte.
    Erneut ließ er den Blick prüfend im Kreis wandern und schirmte dabei mit einer Hand die Augen vor der Sonne ab.
    Zehn Sekunden. Nichts.
    Zwanzig Sekunden. Nichts.
    Nach einer halben Minute war er überzeugt, dass es keine Reaktion geben würde. Aber dann hörte er, wie eine Haustür geöffnet wurde. Es war eines der großen alten Häuser auf der anderen Seite des Platzes. Eine Frau spähte hinaus, das Gesicht weiß wie Schnee. Eine schwarze Haarsträhne fiel ihr schräg in die Stirn.
    Sie nahm Blickkontakt auf und schien in sich zusammenzusacken wie ein angestochener Reifen. Davies rannte auf sie zu, umkurvte eine große Eibe und wäre fast über eine weitere Leiche gestolpert. Es war eine junge Frau; sie lag auf dem Rücken im Gras, voller Blut und über und über mit abgerissenen Zweigen bedeckt.
    »Hier ist noch ein Opfer!«, rief er seinem Kollegen zu und eilte weiter. Die lebende Zeugin hatte für ihn Priorität. Er wollte sie erreichen, bevor sie ohnmächtig wurde oder ihm die Tür vor der Nase zuschlug.
    »Ist schon gut«, rief er. »Wir haben die Situation unter Kontrolle.«
    Sie starrte ihn nur weiter an. Ihre Augen blickten gehetzt; offenbar stand sie unter Schock.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er. »Sind Sie verletzt?«
    Sie brachte die Andeutung eines Kopfschüttelns zustande.
    »Ich bin PC Davies«, erklärte er. »Beruhigen Sie sich. Wir werden uns um alles kümmern. Es wird alles gut, okay?«
    Er fuhr zusammen, als sie plötzlich auflachte. Es war der bitterste Laut, den er je gehört hatte.
    »Nichts wird je wieder gut«, sagte sie.
    Er drehte sich um und überblickte die Szene. Eade kam gerade von dem Haus zurück, wo der alte Mann im Eingang lag. Er drehte den Daumen nach unten.
    Davies wandte sich wieder zu der Frau um. Er hatte Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Was ist hier passiert? Wo sind die ganzen Leute?«
    Die Frau kniff die Augen fest zu; vielleicht betete sie, dass sie noch schlief und alles nur ein böser Traum war. Dann schlug sie sie auf, sah Davies unverwandt an und gab ihm die Antwort, vor der er sich gefürchtet hatte.
    »Sie sind tot.«
     
    Er hörte Eade etwas rufen und bat die Frau, in ihr Haus zurückzugehen. Bald würde jemand kommen und sich um sie kümmern.
    Diesmal machte er einen großen Bogen um die Leiche unter dem Baum. Eade trat schon ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Was hat sie gesagt?«
    »Sie sagt, sie sind tot. Keine Ahnung, ob sie das ganze Dorf meint, aber es sieht nicht gut aus, oder?« Obwohl er total unter Strom stand, überkam ihn ein Gefühl bleierner Erschöpfung, wenn er an das dachte, was ihnen

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