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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Augen. Ihre Jeans und ihre Jacke konnten die Tatsache nicht verbergen, dass sie groß, schlank und wohlgeformt war.
    Schließlich sah er ihr in die Augen und schien einen Entschluss zu fassen. Seine hellen Augen glänzten, und sein Grinsen verriet seine Vorfreude. Sie wusste nur zu gut, was das bedeutete. Was er sah, gefiel ihm. Er würde sie nicht sofort töten.
    Sie begriff es, vielleicht eine halbe Sekunde bevor er sprach.
    Ein einziges Wort, hervorgestoßen in einem leisen, kehligen Flüstern.
    »Lauf!«

4
     
    Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Es spielte keine Rolle, dass sie ihm damit gab, was er wollte. Es bedeutete, dass sie eine Chance hatte. Jede Sekunde, die sie am Leben blieb, war ein klitzekleiner Sieg.
    Den Versuch, ihren Wagen zu erreichen, konnte sie vergessen. Er würde sie nicht einmal in die Nähe kommen lassen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Zurück zu dem Fußweg hinter den Häusern, zurück zur Kirche. Es dauerte zwei Sekunden, ehe sie seine Schritte auf dem Kies hörte. Er ließ ihr absichtlich einen Vorsprung.
    Sie erinnerte sich an etwas, was sie einmal gelesen hatte, und begann den Oberkörper hin und her zu bewegen, um ihm das Zielen zu erschweren. Bis zum Friedhof waren es nur gut fünfzig Meter. Sie hatte vielleicht knappe zehn Meter Vorsprung, und den könnte sie wahrscheinlich auf zwanzig ausbauen. Aber es würde nicht reichen.
    Das Problem war das Tor. Der Riegel war schwer und unhandlich. Wenn sie anhielte, um ihn zu öffnen, würde er sie binnen Sekunden eingeholt haben. Game over .
    Sie fixierte das Tor, ließ den Blick über die Mauer zu beiden Seiten schweifen. Stellte im Kopf Berechnungen an. Die Mauer war einen knappen Meter hoch, das Tor vielleicht eine Handbreit höher. Sie hatte in ihrem Leben schon höhere Hindernisse übersprungen, aber nicht mehr seit ihrer Schulzeit. Und die lag gut fünfzehn Jahre zurück.
    Aber sie hatte keine Wahl. Entweder springen oder sterben.
    Nein, korrigierte sie sich. Entweder springen – oder vergewaltigt werden und dann sterben.
    Sie pumpte mit den Armen, maß ihre Schritte ab. Fixierte einen Punkt an der Mauer direkt links vom Tor. Sie konzentrierte sich darauf, im richtigen Moment abzuspringen, und dankte Gott, dass sie heute Jeans und Turnschuhe trug.
    Fast hätte sie es geschafft. Sie schwang sich genau an der richtigen Stelle in die Luft. Ihr Absprung war kräftig, ihr Körper geschmeidig, aufgeputscht von Adrenalin und Angst. Sie zog die Beine an, um genug Luft zwischen ihre Füße und die Mauer zu bringen, und als sie zu sinken begann, dachte sie schon, sie wäre drüber. Doch dann ließ sie den linken Fuß hängen, nur ein kleines bisschen, und stieß gegen eine überstehende Flintsteinknolle.
    Sie ruderte mit den Armen, versuchte das Gleichgewicht zu halten, landete aber mit voller Wucht auf dem rechten Fuß. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Knöchel. Sie fiel zur Seite und rollte auf dem nassen Gras aus. Ihr Knie schrammte einen Grabstein, sie riss sich die Jeans auf und hörte hinter sich höhnisches Gelächter.
    Freu dich nicht zu früh, du Schwein , dachte sie. Die Wut, die in ihr aufwallte, gab ihr die Kraft, sich aufzurappeln. Sie riskierte einen Blick zurück. Der Killer war am Tor angelangt. Er grinste, als freute er sich schon darauf, sie noch so lange durchs Dorf zu jagen, wie es ihm Spaß machte, um ihr dann den Rest zu geben.
    Es tat höllisch weh, als sie ihr Gewicht auf den rechten Fuß verlagerte. Sie ging ein paar Schritte, humpelnd zunächst, bis sie sich vergewissert hatte, dass der Knöchel ihr nicht den Dienst versagen würde. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte den Schmerz zu ignorieren.
    Die Kirche ließ sie links liegen. Für den Pfarrer und die Putzfrau hatte sie sich nicht gerade als idealer Zufluchtsort erwiesen. Stattdessen lief sie quer über den Rasen auf den überdachten Kirchhofseingang zu. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, wohin sie sich wenden würde – das Einzige, was zählte, war, dass sie möglichst viel Abstand zwischen sich und den Killer brachte.
    Aufgeschreckte Krähen flatterten über den Friedhof, und ihre harschen, kehligen Schreie waren wie ein Kommentar zu ihren Aussichten. Julia erreichte das Tor und riss es auf. Die Häuser von Arundel Crescent waren in morgendliches Sonnenlicht getaucht, das dem weißen Putz eine honigfarbene Tönung verlieh. Sie fragte sich, ob eine der Haustüren vielleicht

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