Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers
fragte Zilver.
«Ja», sagte der Commissaris. «Wir haben nicht viele Morde in dieser Stadt, und diese beiden sind miteinander verbunden. Sie kannten Abe gut. Sie kennen die Leute, die Abe kannte. Und Sie kennen den Mörder.»
«Sie nehmen das nur an, stimmt’s?»
«Wir wissen es nicht sicher», räumte der Commissaris ein. «Möchten Sie Kaffee? Der menschliche Verstand ist unfähig, absolute Schlußfolgerungen zu ziehen. Sie haben Jura studiert und wissen das. Aber manchmal können wir mit einem bestimmten Grad von Sicherheit etwas annehmen. Wie in diesem Fall.»
«Ich möchte Kaffee.»
Der Commissaris schaute Cardozo an, der aufsprang und zum Telefon griff.
«Drei Kaffee bitte», sagte Cardozo, «ins Zimmer des Commissaris.»
«Also gut», sagte Zilver. «Ich kenne den Mörder. Sie kennen ihn auch. Und ich weiß, wie Abe ermordet wurde, aber ich habe es erst gestern herausgefunden, zufällig.»
«So?»
«Er wurde mit Hilfe einer Angelrute ermordet, einer Rute mit Rolle. Am Ende der Leine war ein Gewicht befestigt.»
Cardozo klatschte in die Hände, Zilver schaute ihn an.
«Das haben Sie sich nicht denken können, nicht wahr?»
«Nein», sagte der Commissaris. «Bis zu einer Gummikugel sind wir gekommen, höchstwahrscheinlich gespickt mit Nägeln und an einem Band befestigt. Brigadier de Gier ist darauf gekommen. Ihm war eingefallen, daß er mal kleine Jungen gesehen hatte, die am Strand mit Holzschlägern nach einem Ball schlugen, der mit einem elastischen Band an einem Gewicht befestigt war, so daß er nicht davonfliegen konnte, selbst wenn die Jungen vorbeischlugen. Wie sind Sie auf eine Angelrute gekommen?»
Der Kaffee wurde gebracht, Zilver rührte heftig in seiner Tasse.
«Es ist ein neuer Sport. Ich habe einen Freund, der angelt, und er hat mir gesagt, daß er einem Verein beigetreten ist, wo sie die Angelruten als Spielgerät benutzen. Sie befestigen einen Pfeil an der Leine und werfen nach einer Zielscheibe, die in beträchtlicher Entfernung aufgestellt wird. Anscheinend ist es ein offiziell anerkannter Sport, bei dem es sogar Turniere gibt. Er sagte, er werfe allmählich sehr gut.»
«Noch nie davon gehört», sagte der Commissaris.
«Das hatte ich auch nicht. Aber das Verbrechen hat sich dadurch für mich gelöst. Der Mörder muß auf dem Hausboot gegenüber von unserem Haus gestanden haben. Er gab vor zu angeln, und die auf der Straße patrouillierenden Bereitschaftspolizisten beachteten ihn nicht. Im Recht Boomssloot angeln immer Leute, auch während der Unruhen haben dort Leute geangelt. Als er seine klare Chance sah, drehte er sich um, schwang die Rute und traf Abe. Möglicherweise hat Abe ihn nicht gesehen, und falls doch, hat er ihn vielleicht nicht erkannt. Der Mörder könnte einen dieser unförmigen Plastikmäntel und einen dazu passenden Hut getragen haben. So gekleidet und von hinten gesehen, war er nicht zu erkennen, sondern nur einer unter vielen Anglern gewesen.»
«Abe kannte also den Mörder, nicht wahr?»
«Selbstverständlich.»
«Wer war’s?»
«Klaas Bezuur.»
«Sie sind sich dessen sicher, nicht wahr?»
«Der menschliche Verstand ist unfähig, absolute Schlußfolgerungen zu ziehen», sagte Zilver, «aber manchmal können wir mit einem bestimmten Grad von Sicherheit etwas annehmen. Wie in diesem Fall.»
Der Commissaris lächelte. «Ja. Aber Sie müssen gewisse Informationen haben, über die wir nicht verfügen. Esther, Sie und Bezuur haben uns gesagt, daß er und Abe enge Freunde seien.»
«Freunde waren», korrigierte Zilver.
«Was ist geschehen?»
«Nichts Besonderes. Abe hat Bezuur fallenlassen, weil der seine Freiheit aufgegeben hat. Bezuur hat Abe verlassen, um Millionär im Tiefbaumaschinengeschäft zu werden. Er bekam sein großes Haus, seinen Mercedes, seine Frau, seine Freundinnen, seinen teuren Urlaub in Vier-Sterne-Hotels, und machte auf Highlife. Er hörte auf zu denken und zu fragen.»
«Haben sie sich geschlagen? Oder miteinander gestritten?»
«Abe hat sich nie geschlagen. Er hat ihn einfach fallenlassen. Er hat sich noch Geld von Bezuur geliehen, um seine größeren Transaktionen zu finanzieren, und es zurückgezahlt und erneut geborgt, aber das war rein geschäftlich. Bezuur hat hohe Zinsen gefordert. Aber darüber hinaus gab es keinen wirklichen Kontakt zwischen den beiden. Bezuur hat es immer wieder versucht, aber Abe hat ihn ausgelacht und gesagt, er könne nicht alles haben. Rogge machte sich nichts aus Bezuurs Reichtum und
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