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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wollte jedenfalls nicht ahnungslos vor die Tatsache gestellt werden und unvorbereitet in die Falle gehen. Vorsicht! Noch mochte alles zu retten und seine Befürchtung irrig sein. Daß die Polizei schon Kenntnis von ihrem Treiben durch Beatrice Shannon erhalten hatte, glaubte er nicht. In diesem Falle stände er jetzt nicht mehr hier. Und seine Freunde würden ebenfalls schon eine andere Luft atmen. — Aber was würde die Frau unternehmen, wenn sie ihre Lage überprüft und in Ruhe alles überlegt hatte? Die Ungewißheit, wie Beatrice Shannon sich an diesem Morgen weiterhin verhalten würde, trieb ihn nach Bermondsey. Die Mill Street lag, wie das gesamte Themsegebiet, im undurchdringlichen Grau des über dem Wasser schwellenden Nebels. Bis dicht an das Haus war Danny Homey herangefahren, um die Fenster erblicken zu können. —
    Lange Minuten brütenden Wartens schlichen dahin,
    bis dann endlich in einem der Mansardenfenster trübes Licht aufflammte.
    „Gott sei Dank!“ hatte Danny Horney erleichtert aufgeatmet und sich zur Beschattung der Frau bereitgemacht. Knappe dreißig Minuten später verließ ein huschender Schatten das dunkle Haus. Seinen Wagen zurücklassend, schlich Danny Horney lautlos hinter Beatrice Shannon her. Sie schien ihren Verfolger nicht zu bemerken. Viel zu sehr war sie mit ihren eigenen düsteren Gedanken beschäftigt, und so machte es Danny Horney keine besondere Mühe, ständig in ihrem Schatten zu bleiben. Schon wollte er seine Verfolgung auf geben, als er die Frau über den Vorplatz der London-Bridge Station zustreben sah. Der stets mißtrauische Danny Horney überlegte, daß Beatrice Shannon mit der Underground-Railway wohl nach Holborn fahren würde. Plötzlich stockte sein Atem. Hart krallte sich seine rechte Hand in der Manteltasche zusammen. Seine Augen traten ihm fast aus den Höhlen, so angestrengt starrte er zu der auf dem Vorplatz stehengebliebenen Beatrice Shannon hinüber. Schnell warf er einen Blick in die Runde. Nur wenige Menschen befanden
    sich zu dieser Minute auf dem Platz vor der Underground- Station. Kalt fühlte sich zwischen seinen Fingern das Metall seiner F. N.-Pistole an; als er mit dem Daumen den Sicherangsbügel herumlegte. Gehetzt schielte er zu dem bläulichen Transparent mit der erleuchteten Aufschrift „Polizei“ hin.
    „Kanaille! Wenn du das tust, geht's dir schlecht!“ zischte er zwischen seinen zusammengepreßten Lippen hervor. Beatrice Shannon setzte währenddessen schwankend den ersten Schritt in die Richtung der Polizeistation. Langsam hob der nun keine zehn Meter seitlich von ihr stehende Danny Horney die Waffe. Noch drei weitere Schritte der Frau wollte der hinterlistige Schurke abwarten. Während er langsam den Abzugshebel seiner F. N. bis zum Druckpunkt durchzog, begann er lispelnd zu zählen:
    „Eins! — Zwei!“ —
    Da! — Mitten in ihrem zweiten Schritt hielt Beatrice Shannon in ihrem Schwanken inne. Ruckartig fielen ihre Schultern nach vorn. Obwohl sie nicht ahnte, in welcher Gefahr sie schwebte, verharrte sie einen Herzschlag lang auf der Stelle. Plötzlich warf sie sich aufschluchzend herum und stolperte auf das Gebäude der Underground-Railway zu. Beatrice Shannon hatte verspielt. — Sie war am Ende! So und so! Bis zum Ticketschalter folgte Danny Horney der Frau. Deutlich bemerkte er das nervöse Zucken ihrer Lippen. Mit übernatürlich großen Augen, in denen irre Lichter funkelten, schritt sie die Treppe zu den Bahnsteigen hinab. Kopfschüttelnd sahen ihr die Reisenden nach. Dann donnerten die Wagen der Underground-Railway in die Station hinein und brachten eine Verlorene nach Holborn. — An diesem Tag jagte sich für die gequälte und gänzlich apathische Beatrice Shannon eine Überraschung nach der anderen. Schon gleich zu Geschäftsbeginn hatte sie Danny Horney zu sich rufen lassen. Mit zittrigen Knien und voller Abscheu hatte sie sich dem brutalen Gangster genähert. Danny Horney aber scherte sich wenig um ihre Gefühlsduseleien, wie er sich höhnisch auszudrücken pflegte, und ging gleich auf ihre Sonderstellung ein, die sie vom heutigen Tage an innerhalb der Mannequins einzunehmen hatte. Mit keiner Silbe erwähnte er seine Befürchtungen, die er gegen sie gehegt hatte. Auch sein Vorhaben auf dem Vorplatz der Underground-Station fand weder in Worten noch in seinem Mienenspiel den geringsten Widerschein. — Im Gegenteil. Danny Horney hatte Beatrice Shannon so behandelt, als wäre sie schon seit langer Zeit ein nützliches

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