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0478 - Der Horror-Kalender

0478 - Der Horror-Kalender

Titel: 0478 - Der Horror-Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Tod ist heimtückisch, grausam und gnadenlos. Und er kann zuschlagen, wenn niemand es erwartet.
    Auch Rolly Randers dachte an alles andere, nur nicht an den Tod, als er sein Moped im düsteren Viereck des Hinterhofs abstellte und es an der Stange eines vergitterten Kellerfensters ankettete.
    Seine Mutter war mit ihm und seiner Schwester nach dem Tode des Vaters in eine billige Gegend gezogen, um überleben zu können. Am Hafen waren die Mieten noch erträglich, wenn man die Wohnungen auch vergessen konnte.
    Am schlimmsten waren die trüben, regnerischen Tage, wenn die gesamte Stadt aussah, wie in graue Watte verpackt. Dann wirkte die Gegend noch mieser und erbärmlicher, so daß sensible Menschen das heulende Elend überkam. Oder sie wurden aggressiv, was des öfteren passierte, wie die Verbrechensstatistik bewies.
    Rolly Randers gehörte schon zu den Glückspilzen. Er war 17 und hatte, durch die Initiative des Pfarrers, eine Lehrstelle bei einer Schiffsbaufirma bekommen. Er erlernte dort den Beruf des Schweißers, eine Knochenarbeit, aber er verdiente wenigstens. Ob seine Schwester Harriet je in die Lehre gehen konnte, stand in den Sternen.
    Rolly gönnte seinem fahrbaren Untersatz noch einen letzten Blick, bevor er die Hauswände hochschaute. Fenster reihte sich an Fenster. Auch wenn hinter den Scheiben Licht brannte, sahen sie noch trübe und irgendwie mies aus.
    Um die Haustür zu erreichen, mußte er die schmale Toreinfahrt passieren. Zwei Burschen aus der Etage unter ihm lehnten an der Wand und schauten sich Pornohefte an. Sie wollten Rolly auch animieren, der winkte nur ab und drängte sich vorbei.
    Er hatte Hunger. Der Arbeitstag war nicht gerade fröhlich gewesen. Es hatte Zoff mit einem Vorarbeiter gegeben, der sich als Chef fühlte und gegen einen Gewerkschaftler handgreiflich geworden war. So etwas drückte auf die Stimmung der gesamten Belegschaft. Rolly hatte sich von seinen älteren Kollegen anschließend etwas anhören müssen, weil er es an diesem Tage niemandem recht machen konnte.
    Der dunkelgrün gestrichene Hausflur empfing ihn wie immer. Feucht, muffig riechend, abweisend: Auf Licht verzichtete er, Rolly kannte sich im Dunkeln aus, außerdem brannte die Hälfte der Lampen sowieso nicht mehr.
    Die Randers wohnten im dritten Stock. Die alte Steintreppe war selbst im Sommer noch kalt. Einzelne Stufen hätten ausgebessert werden müssen, sie waren zum Teil regelrechte Stolperfallen. Das Geländer an der rechten Seite zeigte den Schmier zahlreicher Hände. An das Putzen der Treppe dachte kaum ein Mieter. Rollys Mutter hatte es kurz nach dem Einzug mal versucht, es aber schnell wieder aufgegeben, weil sich die anderen Hausbewohner daran nicht beteiligten. Die kamen lieber in ihrem eigenen Dreck um.
    Die meisten Wohnungstüren hatten sich verzogen. Sie schlossen nicht dicht und ließen die Geräusche durch. Zumeist waren es die Musiksendungen aus der Glotze, die Privatsender ausstrahlten.
    Im dritten Stock holte Rolly den Wohnungsschlüssel aus seiner nassen Jeans. Er war zwar mit der Schutzkleidung durch den Regen gefahren, dennoch hatten die Hosenbeine etwas abbekommen. Sie sahen aus wie nasse Lappen.
    Vier Türen führten zu verschiedenen Wohnungen. In einer Bude hauste eine abgetakelte Straßendirne, die sich jetzt Modell nannte und so gut wie keine Kunden bekam.
    Sie hatte das Geräusch der Schritte gehört, dachte an einen Kunden und öffnete die Tür.
    »Ach, du bist es nur, Kleiner.«
    Rolly drehte sich um und verzog das Gesicht, als er Lady Mara, so nannte sich das Modell, sah. Sie trug einen weiten, durchsichtigen Mantel und darunter nur einen kurzen Slip sowie Strapse. Hätte sie vierzig Pfund abgenommen, wären ihre Chancen größer gewesen, so aber wirkte sie wie ein verlebtes Rubens-Modell.
    »Ist was?« fragte Rolly.
    Mara lächelte breit. »Nein, eigentlich nicht. Aber wenn du Zeit und etwas Geld hast, dann…«
    »Werde ich es lieber in den Kanal werfen, als es bei dir auszugeben, Mara.«
    Das Modell war nicht sauer. Es spitzte die Lippen wie zu einem flüchtigen Kuß. »Deine Mutter ist immer netter zu mir.«
    »Ja, sie war schon immer ein Menschenfreund.« Rolly warf den Schlüssel hoch und fing ihn wieder auf. »Sonst noch Probleme?«
    »Vielleicht.«
    »Was denn?«
    Mara hob die Schultern. »Ich kann mich auch täuschen, aber ich glaube, deine Mutter hat heute mittag geschrieen.«
    Der Junge ging auf die Frau zu. Eine Duftwolke von billigem Parfüm wehte ihm entgegen. Er

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