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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hatte sie sich in der Mills Street bei einer alleinstehenden alten Dame ein kleines und sauberes Mansardenzimmer gemietet. Es hatte nur den Nachteil, daß es nicht geheizt werden konnte. Dieser Umstand veranlaßte sie dazu, es vorwiegend als Schlafstelle zu benutzen. Obwohl Beatrice Shannon Brian Edwards schon seit mehreren Monaten näher kannte, hatte es der Mann nicht ein einziges Mal versucht, ihr nahezutreten. Diese korrekte Haltung rechnete sie Brian Edwards hoch an. Brian Edwards schien für sie als Frau auch keinen Blick zu haben. Und das ärgerte sie etwas, denn das häufige Zusammensein brachte es mit sich, daß sie zu diesem ernsten Mann eine gewisse Zuneigung empfand. Da sie deutlich spürte, daß Brian ihre Gefühle nicht erwiderte, versuchte Beatrice, sich innerlich von dem Mann zu lösen. Es gelang ihr aber nicht. Sie war ihm verfallen, und seine Gefühlskalte reizte sie zum Widerspruch. Wie verhängnisvoll sich ihre Sympathie auf die Dauer auswirken mußte, begann sie bald zu erkennen. Noch nie hatte Brian Edwards sie so roh behandelt wie in dem Augenblick, als er sie mit brutalem Griff zwang, wieder Platz zu nehmen.  
    „Hör einmal gut zu, Kindchen“, sagte Edwards ruhig. „So wie bisher kann es mit dir nicht weitergehen. Diese Arbeit, die du in der schmutzigen Bar am Wapping-Wall da verrichtest, ist keine Beschäftigung für eine Frau wie dich.“
    „Wie meinst du das?“ hob sie verwundert ihre geschwungenen Brauen. Stürmisch begann ihr kleines Herz zu pochen. Sollte Brian vielleicht eine bessere Arbeit für sie gefunden haben? Schon vor Wochen hatte er eine ähnliche Andeutung gemacht.
    Schon immer stand ihr die Beschäftigung in der schummrigen Gegend am Wapping-Wall bis zum Halse. Sie ekelte sich täglich davor, wenn sie gegen acht Uhr die Räume des Kellerlokals betreten wußte. Aber was konnte sie tun? Hatte sie nicht alles versucht, einen besseren Arbeitsplatz zu finden? Mußte sie nicht froh sein, nach ihrer plötzlichen Entlassung aus der Haifisch-Bay in Stepney überhaupt wieder eine Arbeit, einen ehrlichen Gelderwerb gefunden zu haben? Mit Grauen dachte sie an die Zeit zurück, als sie sich auf der Suche nach einer neuen Arbeit befand. Wer nahm schon eine Frau, die mit ihrem Bruder zusammengelebt hatte, der wegen Landesverrats verurteilt worden war? — Keiner!
    „Nun, wie ich das meine“, hörte sie wie aus weiter Ferne die Stimme Brian Edwards und versuchte, die scheußlichen Gedanken zu vertreiben.
    „Eine Frau mit deinen Qualitäten braucht sich nicht Abend für Abend mit betrunkenen Seeleuten und Ganoven abzugeben. Ich kenne da viele Dinge, bei denen du leichter und schneller Geld verdienen kannst. Zum Beispiel. Äh ...“
    Unvermittelt hielt Brian Edwards inne. Seine Augen hatten das Gesicht der Frau gestreift. Der bestürzte Ausdruck in ihren Zügen ließ ihn schweigen. Damned, hatte er seine Worte wieder einmal falsch angesetzt? Mit verkrampftem Lächeln wischte er lässig mit der rechten Hand durch die Luft. Seine Stimme klang spröde, als er seine Worte verbesserte: „Hm — Beatrice! Woran du vielleicht denken magst, meine ich natürlich nicht. Solche Dinge kommen überhaupt nicht in Frage. — Ich habe eine angenehme Art des Geldverdienens für dich ausgesucht.“
    „Welche Axt denn?“ fragte Beatrice Shannon, durch die letzten Worte des Mannes wieder versöhnt.
    „Das hängt von deinen Fähigkeiten ab, Beatrice“, begann Brian Edwards die Frau mit einem Lügennetz einzuspinnen.
    „Schau! — Ich habe da vor einigen Tagen zufällig einen alten Kriegskameraden von früher wiedergetroffen. Dieser Mann, Danny Horney heißt er, führt seit einiger Zeit die Geschäfte des steinreichen J. H. Trillhore. Außer einem Modesalon in der Bedford-Row in Holborn besitzt dieser Trillhore im gleichen Stadtteil am Corams- Fields einen feudalen Club. — Nun habe ich Danny Horney in aller Freundschaft gebeten, sich in seinem Betrieb umzusehen und sich zu überlegen, ob er nicht für die Freundin seines ehemaligen Kriegskameraden eine gutbezahlte Stelle frei hat. — Heute morgen habe ich ihn noch einmal an meine Bitte erinnert, und er hat mir zugesagt, daß...“  
    Brian Edwards brauchte den begonnenen Satz nicht zu Ende zu führen, um Beatrice Shannon von seinen angeblich lauteren Absichten zu überzeugen. — In Beatrice Shannon drang das, was sie hörte, wie schmeichelnde Musik ein. Der Abglanz ihrer Freude spiegelte sich in ihren dunklen Augen wider. Noch dunkler und

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