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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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passieren ...“
    „Schon gut! — Schon gut!“ unterbrach der Elegante die Erklärung Beatrice Shannons.
    Seine verschwommenen Augen zogen sich währenddessen zu schmalen Schlitzen zusammen, und mit einem schrägen Seitenblick prüfte er kritisch die schlanke Gestalt der Frau. Das Resultat dieser unverschämten Betrachtung mußte äußerst zufriedenstellend für Danny Horney gewesen sein, denn zum ersten Male trat in seine groben Züge so etwas Ähnliches wie Freundlichkeit. Mit einem zweideutigen Lächeln meinte er anerkennend: „Sure — Sie sehen attraktiv genug aus. Sie könnten für unseren Club eine Perle werden. Vielleicht kann ich Sie später, wenn Ihnen die Arbeit, die ich Ihnen in unserem Club zugedacht habe, nicht mehr gefallen sollte, im Club brauchen. Haben Sie übrigens Erfahrungen auf dem Gebiet der Mode? — Trauen Sie sich ohne weiteres zu, vor kritischen Betrachtern, ohne bei jedem Schritt auf dem Laufsteg zu stolpern, die neuesten modischen Errungenschaften unseres Hauses vorzuführen?“
    Die Worte Danny Horneys klangen Beatrice Shannon wie Musik in den Ohren. Eines stand also jetzt schon fest, und diese Erkenntnis ließ in ihr das anfänglich schlechte Benehmen Danny Horneys in den Hintergrund treten: Sie brauchte nicht mehr zum Wapping-Wall zurück. — Ganz gleich, ob sie nun in diesem feudalen Club oder, was ihr noch viel lieber war, als Mannequin ein neues Beschäftigungsfeld finden würde. Wapping-Wall sollte für ihre Zukunft nur noch ein böser Traum bleiben.
    „Was mir noch fehlt, könnte ich sehr schnell erlernen“, gab sie ohne Zaudern zur Antwort.
    „Splendid!“ lobte nun auch Brian Edwards ihren Entschluß. Während er etwas zu spontan die Hand Beatrice Shannons ergriff und sie zu zerquetschen versuchte, flog ein vielsagender Blick aus seinen Augenwinkeln zu Danny Horney hinüber, als wollte Brian erklären: ,Nun, Danny! Was habe ich dir gesagt. — Auf solch einen Köder beißt auch ein gebranntes Kind stets an!' Der eiskalt berechnende Danny Horney verstand. Beatrice Shannon, die Gutgläubige, blieb vorerst ahnungslos .. .
    Als sie Stunden danach wieder ihr kleines Mansardenzimmer in der Mill Street betrat, hätte sie an diesem Abend vor Seligkeit die ganze Welt umarmen können.
    Schnell stieg sie aus ihren Kleidern und verschwand im Bett. Die empfindliche Kälte des Raumes und der Umstand, wieder einmal vor Mitternacht ihre Glieder ausstrecken zu können, ließen sie nicht sofort einschlafen. Lange Zeit lag sie mit geschlossenen Augen, und immer wieder klangen die letzten Worte Danny Horneys in ihr auf: „All right, Miß Shannon! — Ich werde es mit Ihnen versuchen. Außer Ihrem anziehenden Äußeren können Sie es Ihrem Fürsprecher verdanken, daß Sie in einem der ersten Häuser unserer Stadt arbeiten dürfen. Ich werde Sie als Mannequin für uns engagieren. Melden Sie sich bitte morgen früh im Laufe des Vormittags bei mir, dann erhalten Sie den nötigen Arbeitsvertrag und können sofort anfangen. — Als Anfangsgage erhalten Sie die Summe von...“
    Ihr wurde fast schwindelig, als sie daran dachte, was sie sich allein schon von dem Gelde einer einzigen Monatsgage anschaffen konnte ...
    Ihr zukünftiges Leben malte sich Beatrice Shannon in den prächtigsten Bildern aus. — Als dann ihre Lider schwerer und schwerer wurden, fühlte sie sich wie schon lange nicht mehr glücklich und geborgen.
     
    3
     
    Während Beatrice Shannon in einen erquickenden tiefen Schlaf sank, lief das Leben ringsum in seinem gewohnten Gang weiter. Verhältnismäßig wenig Menschen arbeiteten nachts, und viele amüsierten sich in Tanzlokalen und Kneipen. Amüsement! — Der Inbegriff, das Magische der Nacht einer jeden Großstadt unserer Erde hatte in London schon seit geraumer Zeit seinen Einzug gehalten. Sowohl im Vergnügungsviertel Mayfair als auch in den dunkelsten Gassen des Londoner Hafengebietes schlugen die Wellen der Sensationslust über die Stränge. — Überall begegneten dem einsamen Mann, der mit hochgeschlagenem Rockkragen und fröstelnd angezogenen Schultern vom Regents-Canal-Dock kommend die Mountmorres-Road in Stepney entlangschritt, Gruppen von ausgelassenen und grölenden Menschen. Seeleute aller Schattierungen tauchten schemenhaft aus dem Dunst des schwellenden Nebels auf und fluteten, derbe Späße zum besten gebend, an ihm vorüber. Kurz registrierte der nächtliche Wanderer die an den zahlreichen Piers und Docks dieser Gegend vor Anker liegenden mächtigen

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