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An den Feuern von Hastur - 9

An den Feuern von Hastur - 9

Titel: An den Feuern von Hastur - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Verlorene Kolonie ist? Warum habe ich das gefragt? wunderte Ysaye sich. Sie hatte den Gedanken schon einmal verworfen, und hier war er wieder, tauchte auf und gab ihr ein vage unbehagliches Gef ü hl.
Ich weiß es nicht , sagte er unsicher Es gibt keine festen Vorschriften f ü r den Umgang mit Verlorenen Kolonien. Jedesmal, wenn wir auf eine gestoßen sind, war die Situation unterschiedlich. Sie sind wir — und doch sind sie nicht wir, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Eigentlich nicht , antwortete Ysaye. Aber wie stehen die Chancen?
Haldane sch ü ttelte den Kopf. Es ist sehr unwahrscheinlich. Aber ich weiß, daß der Verbleib von einigen Schiffen immer noch nicht aufgekl ä rt ist. Eine komische Vorstellung, daß wir in einem solchen Fall f ü r die Leute nur Legenden w ä ren. Oder vielleicht eine Religion — ich m ö chte zu gern wissen, was dabei, gemischt mit vier Monden, herausk ä me! W ä ren wir wiederkehrende G ö tter oder etwas Scheußliches aus der schw ä rzesten Nacht?
Wahrscheinlich G ö tter. Wenn dies entgegen aller Wahrscheinlichkeit eine Verlorene Kolonie w ä re, w ü rde es Elizabeth gl ü cklich machen , stellte Ysaye fest. Legenden sind ihr Job, und Religion ist es in gewissem Sinn auch.
John Haldane lachte. Ich kann es mir richtig vorstellen. Sie und Elizabeth werden die G ö ttinnen sein, die eine schwarz, die eine weiß. Er verbeugte sich vor ihr, legte die H ä nde auf die Brust. Oh, große Himmelsg ö ttin der Nacht, h ö re die Gebete deines dem ü tigen Dieners! Sie w ü rden niemals mehr aufs Schiff zur ü ckkehren wollen. Sie h ä tten Hunderte von heiratsf ä higen jungen M ä nnern, die Ihnen buchst ä blich anbetend zu F ü ßen l ä gen!
Ysaye mußte ebenfalls lachen. Sie sind unverbesserlich, Haldane. Ich versichere Ihnen, das einzige G ö ttliche, f ü r das ich mich interessiere, ist eine leckere G ö tterspeise.
    II
    Der Bannertr ä ger sah den Turm zuerst, der sich isoliert und einsam erhob, ein Gebilde aus braunem, unbearbeitetem Stein. Er ragte hoch ü ber die Ebene und das kleine Dorf empor, das sich an seinen Fuß schmiegte, als suche es Schutz unter den R ö cken des Turms. Es war fast Abend, die große rote Sonne hing niedrig ü ber dem Horizont und sank sichtbar. Schon standen drei der vier Monde am Himmel, beinahe unsichtbar hinter den Wolken. Ein Sp ä tfr ü hlingsregen hatte gerade begonnen, sich wie feiner, blasser Nebel auf die Reiter niederzusenken, nicht mehr als etwas hellere Schwaden inmitten der D ü sternis. Die Wolken waren schwer, aber zu dieser Jahreszeit verwandelte sich der Regen wenigstens nicht in Schnee.
    Es waren acht Gardisten einschließlich des Bannertr ä gers, alle mit erstklassigen Tieren beritten. Das Hastur-Banner zog ihnen voran, nobel blau und silbern mit dem Emblem des silbernen Baums und dem Motto Permanedal — Ich werde bestehenbleiben. Hinter ihnen ritten Lorill Hastur, seine Schwester Lady Leonie Hastur und Melissa di Asturien, die Gesellschafterin und Anstandsdame der Lady — obwohl Melissa in dem fortgeschrittenen Alter von sechzehn Jahren kaum eine Anstandsdame abgab und, da sie Leonie unendlich langweilte, auch kaum eine Gesellschafterin war. Beide Frauen waren in lange Reitschleier geh ü llt. So edel die Reittiere waren, sie bewegten sich langsam, m ü de, denn die Karawane war seit Sonnenaufgang unterwegs.
    Lorill gab das Zeichen zum Halten. Mit dem Turm bereits in Sichtweite war das hart, auch wenn sie alle wußten, daß ihr Ziel noch mehrere Reitstunden entfernt lag. Hier auf der Ebene t ä uschte man sich oft ü ber die Entfernung.
    Aus langer Gewohnheit ü berließ Lorill Hastur die Entscheidung, ob man das Lager aufschlagen oder weiterziehen sollte, seiner Schwester.
    Wir kN onnten hier lagern. Er wies auf eine Lichtung neben der Straße, die von knospenden B ä umen gesch ü tzt war, und ignorierte den Nebel, der Perlen auf seinen Wimpern bildete. Wenn es beginnt, heftig zu regnen, m ü ßten wir sowieso haltmachen. Ich sehe keinen Grund, warum wir versuchen sollten, in einem Unwetter voranzukommen, wobei wir riskieren w ü rden, daß unsere Tiere lahm werden.
    Ich k ö nnte die ganze Nacht reiten , protestierte Leonie, und ich hasse es, die Reise in Sicht des Turms zu unterbrechen. Aber . Sie hielt f ü r einen Augenblick inne und dachte nach. Wenn sie im Regen weiterritten, kamen sie durchn ä ßt, ausgek ü hlt und ersch ö pft im Turm an. Es war eine Nacht der vier Monde — und ihre letzte Nacht der Freiheit.

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