An den Feuern von Hastur - 9
Maschinen zu vermenschlichen, vorsichtig sein. Zwar redete sie selbst mit dem Computer, aber sie achtete darauf, es nur dann zu tun, wenn niemand sie h ö ren konnte. Schließlich hatte sie ihren Ruf als Wissenschaftlerin zu wahren.
Damit d ü rfte die kleine Macke beseitigt sein , stellte Ysaye gl ü cklich fest. Nichts freute sie mehr, als die Antwort auf ein R ä tsel zu finden, und dieses hatte die Techniker tagelang gequ ä lt, ein in Abst ä nden immer wieder auftretender Signalverlust von der Robotsonde, die dem Schiff in etwa einem Tag Abstand vorausflog. Ich habe doch gleich gesagt, es m ü sse an unserer Hardware liegen, nicht an der Sonde. Und ich werde irgendwem die Haut daf ü r abziehen, daß er die vorgeschriebenen Tests, mit denen er den Fehler gefunden h ä tte, nicht durchgef ü hrt hat.
Gibt es etwas Neues ü ber unseren neuen Planeten? David Lome, Elizabeths Verlobter, betrat den Computerraum und ging vorsichtig an dem Gel ä nder entlang auf die Frauen zu. Elizabeth streckte unwillk ü rlich die Hand aus, und ebenso unwillk ü rlich ergriff er sie. Wie eine phototropische Reaktion, dachte Ysaye. David war Elizabeths Sonne, und manchmal konnte man meinen, ohne ihn werde sie welken und verblassen.
Kein Name , antwortete Ysaye, klickte den Bibliotheks-Modus an und tippte Befehle in die Konsole. Auch der Stern ist nur im ungek ü rzten Verzeichnis zu finden. Cottmans Stern. Sechs Planeten, heißt es in der Aufzeichnung, aber . Sie holte ein Diagramm auf den Konsolenschirm. . die letzten Daten unserer Scanner machen sieben daraus. Drei kleine Felsbrocken, vier große kugelige Schw ä mme. Der vierte von der Sonne aus ist bewohnbar oder steht zumindest am Rand der Bewohnbarkeit. Er hat wenig schwere Metalle, aber er w ä re nicht der erste besiedelte Planet, der knapp an Metallen ist. Etwas besitzt er in Massen, n ä mlich Sauerstoff.
Ist das der Planet mit den vier Monden? Das klingt so exotisch — als gebe es dort eine Menge Stoff f ü r Balladen , sagte Elizabeth.
Nun, f ü r dich klingt alles wie ein Stoff f ü r eine Ballade , meinte Ysaye liebevoll.
Warum auch nicht? gab Elizabeth vollkommen ernst zur ü ck. Ysaye sch ü ttelte den Kopf. Elizabeth hatte die Gewohnheit, alles mit der einen oder anderen Ballade in Verbindung zu bringen. Nat ü rlich war Volksmusik ihr Hobby und Anthropologie ihr Spezialgebiet, und nat ü rlich ist sehr viel primitive Geschichte in Liedern und Balladen enthalten, aber trotzdem . Es gab eine Grenze, wenigstens soweit es Ysaye betraf. Einmal hatte Elizabeth versucht, Ysayes Neigung, f ü r mehrere Tage zu verschwinden, wenn sie einem Computerfehler nachsp ü rte, mit der Entf ü hrung Toms des Reimers durch die Elfenk ö nigin zu vergleichen . Ysaye hatte Wochen gebraucht, um all den Unsinn ü ber im Kern lebende Elfen und Feen auszumerzen.
Irgendwelche Bewohner? fragte David. Oder, besser gesagt, irgendwelche Zeichen von intelligenten Lebewesen? Sowohl f ü r David als auch f ü r Elizabeth war das die große Frage. Ysaye machte sich weniger daraus, denn sie geh ö rte zur Schiffsbesatzung. Aber David und Elizabeth wollten heiraten und eine Familie gr ü nden, und an Bord konnten sie das nicht. Kinder durften nicht einmal auf einem Schiff reisen, falls sie mit etwas, das einem menschlichen Skelett ä hnelte, groß werden sollten. Kindliche K ö rper sind viel zarter und zerbrechlicher, als Planetenbewohner es sich vorstellen k ö nnen. Das Paar hatte noch Zeit. Beide waren ebenso wie Ysaye gleich nach Abschluß der Universit ä t in den Raumdienst eingetreten und erst Ende Zwanzig. Theoretisch w ü rde fr ü her oder sp ä ter ein Planet auftauchen, der entweder f ü r die Kolonisierung oder einen Imperiumskontakt geeignet war. Dann konnten die Kontakt — und Erkundungsteams sich dort niederlassen und zwanzig Jahre oder l ä nger bleiben. Aber nach drei Jahren mit nichts als Felsbrocken bekam es zumindest Elizabeth mit der Angst zu tun.
Ihr seid beide Telepathen , zog Ysaye sie auf, sagt ihr es mir. So hatten sie sich ü berhaupt kennengelernt, als Versuchspersonen im parapsychologischen Labor der Universit ä t. Ungl ü cklicherweise waren die Instrumente nicht darauf eingestellt gewesen, Liebe auf den ersten Blick zu registrieren, sonst h ä tten sie vielleicht ein paar hochinteressante Daten bekommen. Ysaye hatte an diesem Tag als Technikerin Dienst getan und pflichtgem ä ß alles andere aufgezeichnet, was die Maschinen maßen. Sie hatte nie jemandem von
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