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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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würde verletzt werden, es würde sich einsam fühlen, und es würde sie dafür verantwortlich machen. Es würde sie so ansehen, wie sie als Teenager ihre Mutter angesehen hatte, und sie wusste, manchmal würde es denken, Wäre ich doch nur nicht geboren . Wie konnten Leute nur Kinder bekommen? Wie gingen sie mit dieser Angst um?
    Ein Mann mit einem zusammengerollten Handtuch unter dem Arm ging mit einer Zigarette im Mund an ihr vorbei. Saffy lehnte sich aus dem Fenster. »Hey!«, rief sie ihm hinterher. »Entschuldigung! Haben Sie vielleicht eine Zigarette für mich?«
    »Schickes Auto«, grinste er.
    Das war auch etwas, das sie aufgeben musste, wenn sie ein Kind hatte: den Audi. Sie hatte noch nie einen TT mit Kindersitz gesehen.
    Der Mann gab ihr eine Zigarette. Sie wollte ihn nicht auch noch um Feuer bitten, aus Angst, er würde sich dann mit ihr unterhalten wollen, also wartete sie, bis er sich etwas entfernt hatte, und griff dann nach dem Zigarettenanzünder. Er war nicht da.
    Auf einmal fiel ihr ein, wie Liam damit herumgespielt hatte, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. An dem Tag, als sie ihn zusammen mit Joe von der Schule abholen musste und er ihr die Sitze vollgeblutet hatte. Sie erinnerte sich, wie Joe versucht hatte, das Blut mit einem blauen Handtuch aufzuwischen. Bevor sie sich jedoch an noch mehr erinnerte, zwang sie sich, an etwas anderes zu denken. Genug erinnert. Es musste weitergehen.
    Sie kramte unter dem Sitz nach dem Zigarettenanzünder. Ihre Finger berührten etwas. Sie zog es hervor. Es war die Klarsichthülle, die sie achtlos unter den Sitz geschoben hatte, als die die Briefe ihres Vaters entdeckt hatte. Sie hatte sie ganz vergessen.
    Sie war voller Fotos. Anscheinend Modelaufnahmen ihrer Mutter. Saffy hatte schon ähnliche Fotos gesehen, aber nicht diese hier. Jill sah hübsch aus und ziemlich jung, höchstens sechzehn oder siebzehn. Das mussten ihre ersten Modelfotos sein.
    Es gab noch einen zweiten Stapel Bilder. Er wurde von einem Gummiband zusammengehalten, das zerriss, als Saffy es berührte. Die Fotos fielen ihr in den Schoß. Hier war ihre Mutter etwa ein oder zwei Jahre älter, und sie war nicht mehr hübsch, sie war wunderschön.
    Es waren keine Modelfotos, sondern Porträtaufnahmen, die in einem ganz normalen Garten gemacht worden waren, sie sah einfach in die Kamera, lächelte, ließ sich von der Kamera einfangen, und auf einmal wurde Saffy klar, dass ihr Vater diese Fotos gemacht haben musste.
    Sie blätterte sie durch. Das letzte war ebenfalls ein Porträt, aber ein Ganzkörperbild. Ein Mann umarmte Jill, seine Hand lag auf ihrem hochschwangeren Bauch. Ihr Vater.
    Saffy lehnte sich zurück und zündete sich die Zigarette an. Sie dachte an die Fotos, die im Krankenzimmer ihrer Mutter auf dem Fensterbrett standen. Sie lächelte. Sie hatte versucht, ein Bild zu basteln, auf dem sie alle drei zu sehen waren, und jetzt hatte sie genau so ein Bild. Sie war noch nicht ganz auf der Welt, aber es sah so aus, als würde es nicht mehr lange dauern.
    Sie waren einmal glücklich gewesen, ihre Mum und ihr Dad. Jetzt war er ihr Dad, nicht mehr nur ihr Vater. Sie waren fast drei Jahre lang zusammen glücklich gewesen. Ich dachte, noch glücklicher geht nicht, aber dann kamst du auf die Welt, und mir wurde klar, dass ich mich geirrt hatte, hatte er in seinem Brief geschrieben. Dass sie sich nicht daran erinnern konnte und dass es nicht für immer so geblieben war, hieß nicht, dass es nicht passiert war.
    Saffy hatte sich immer gesagt, die Tatsache, dass ihr Vater sie verlassen hatte, wäre das Schlimmste, was ihr hatte passieren können. Aber eigentlich gab es etwas, das noch viel schlimmer gewesen wäre. Ihre Eltern hätten sich auch entscheiden können, sie gar nicht erst zu bekommen.
    Sie warf die Zigarettenkippe aus dem Fenster und verfehlte nur knapp einen Cockerspaniel, der gerade an ihrem Auto vorbeilief. Sein Besitzerin, eine telefonierende Frau mit einer Hundehäufchentüte in der Hand, sah sie böse an. Saffy bemerkte es gar nicht. Sie schrieb Greg eine SMS . Sie bestand nur aus einem Wort. Und das Wort war: JA .
34
    Saffy kam zu spät zu dem Treffen mit Greg. Während sie der superschlanken Kellnerin durch die Menge der Mittagsgäste im 365 hinterherlief, ging ihr auf, dass dies das erste Mal war.
    »Süße!« Er stand auf und streckte die Arme nach ihr aus, und sie ließ sich von ihm umarmen. Er hielt sie lange fest.
    »Ist heute Casual Friday?« Er betrachtete amüsiert

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