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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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1. Salazar
    Die Sonne über flutete die Ebene. Es war ein besonders milder Herbst, das Gras war noch saftig grün und wogte sanft gegen die Stadtmauern wie ein Meer an einem ruhigen Tag. Nihal saß auf der Terrasse oben auf dem Turm und genoss den Morgenwind. Von diesem höchsten Punkt Salazars aus bot sich der beste Blick über die Ebene, die sich, so weit das Auge reichte, bis zum Horizont zog. Aus dieser endlosen Weite ragte die Stadt auf, mit ihren nicht weniger als fünfzig Ebenen von Häusern, Werkstätten und Ställen. Ein einziger, riesengroßer Turm, der eine kleine Metropole von fünfzehntausend Menschen fasste, die zusammengedrängt in seinen eintausendzweihundert Ellen Höhe lebten.
    Nihal liebte es, allein dort oben zu sitzen, während der Wind in ihren langen Haaren spielte. Dann hockte sie mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem Stein, hatte die Augen geschlossen und ihr hölzernes Schwert wie ein echter Krieger neben sich gelegt.
    Dort oben konnte sie zur Ruhe kommen, konnte sich ganz auf sich selbst konzentrieren, auf ihre verborgensten Gedanken, auf jene vage Wehmut, die sie manchmal umfing, auf jenes leise Murmeln, das sie hin und wieder aus den Tiefen ihrer Seele aufsteigen spürte.
    Doch heute war kein solcher Tag. Nein, es war ein Tag der Schlacht, und wie ein Feldherr, den es zum Kampf drängt, ließ Nihal heute den Blick über die Ebene schweifen.
    Sie waren vielleicht ein Dutzend Jugendliche, alle älter als zehn Jahre. Unter lauter Jungen war sie das einzige Mädchen. Alle saßen, nur sie stand in ihrer Mitte. Sie war der Anführer: ein schmächtiges, schlankes Mädchen, mit lebhaften violetten Augen, fließendem, blau glänzendem Haar und auffallend spitz zulaufenden Ohren. Wenn man sie so ansah, mochte man sie nicht für stark halten, doch alle hingen an ihren Lippen.
    »Heute kämpfen wir um die verlassenen Häuser. Die Fammin haben sich dort eingenistet und spielen sich als die großen Herren auf. Aber sie wissen nichts von uns und erwarten uns nicht: Wir können sie also überraschen und mit der Kraft unserer Schwerter aus ihren Löchern vertreiben.«
    Die Jungen lauschten aufmerksam.
    »Und wie sieht dein Schlachtplan aus?«, fragte der dickste von ihnen.
    »Wir marschieren in geschlossenen Reihen bis zum Stockwerk über den Werkstätten hinunter, nehmen die Abkürzung durch die Gänge hinter der Stadtmauer und landen direkt bei ihrem Versteck und können ihnen in den Rücken fallen. Wenn wir uns nicht verraten, wird das ein Kinderspiel. Ich marschiere voran, die anderen des Stoßtrupps folgen mir.« Einige der Jungen nickten überzeugt. »Dann kommen die Bogenschützen«, und drei Knaben mit Schleudern in der Hand hoben die Waffen und zeigten, dass sie verstanden hatten, »und zum Schluss die Fußsoldaten. Seid ihr bereit?« Ein Chor begeisterter Ja-Rufe erhob sich.
    »Dann auf!«
    Nihal reckte ihr Schwert und ließ sich geschwind, gefolgt vom Rest der Bande, durch die Falltür hinab, die von der Terrasse in den Turm führte.
    Dicht hintereinander stürmten sie im Marschschritt durch die Gänge, die den inneren Ring Salazars umliefen, unter den amüsierten, häufiger aber sorgenvollen Blicken der Einwohner Salazars, die nur allzu gut wussten, wie Nihals legendäre Schlachten häufig endeten.
    »Guten Morgen, General.«
    Nihal drehte sich um. Das Wesen, das sie angesprochen hatte, war ungefähr so groß wie sie, leicht untersetzt und trug einen dichten Bart, der fast sein ganzes Gesicht verdeckte. Es war ein Gnom, der jetzt eine komische Verbeugung vollführte.
    Nihal ließ ihre Männer anhalten und verbeugte sich ebenfalls.
    »Auch dir einen guten Morgen.« »Nun, mal wieder auf Feindesjagd?«
    »Ja, natürlich. Wir müssen doch die Fammin aus dem Turm vertreiben.« »Gewiss, gewiss ... Doch würde ich an deiner Stelle, in diesen gefährlichen Zeiten heutzutage, den bewussten Namen nicht so leichtfertig aussprechen. Selbst nicht im Spiel.«
    »Wir haben aber keine Angst!«, rief ein Junge aus dem Hintergrund.
    Und Nihal lächelte kühn. »Eben, wir haben keine Angst. Und wovor auch? Die Fammin sind hier doch allen verhasst, und zudem ist das Land des Windes immer noch frei.« Der Gnom kicherte und zwinkerte ihr zu. »Wie du meinst, General. Dann viel Glück in der Schlacht.«
    Rasch, aber im Gleichschritt wie richtige Soldaten passierten sie die verschiedenen Ebenen der Turmstadt, vorbei an Häusern, Läden und Werkstätten, im Chaos der Völker und Sprachen, die in Salazar zu

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