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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Prolog
    Washington, D. C.
    30. Januar 1835
    11.00 Uhr
    Präsident Andrew Jackson musterte die Pistole, die auf seine Brust gerichtet war. Ein merkwürdiger Anblick, aber doch nicht ganz unvertraut, nicht für einen Mann, der fast sein ganzes Leben in Kriegen gekämpft hatte. Er verließ gerade die Rotunde des Kapitols zum Ostflügel hin in einer Stimmung so düster wie das Wetter. Sein Finanzminister Levi Woodbury stützte ihn, und in der anderen Hand hielt er seinen Gehstock. Der Winter war dieses Jahr streng gewesen und hatte den hageren Siebenundsechzigjährigen übel mitgenommen – seine Muskulatur war ungewöhnlich steif und seine Lunge ständig verschleimt.
    Er hatte das Weiße Haus einzig aus dem Grund verlassen, sich von einem früheren Freund zu verabschieden – Warren Davis aus South Carolina, der zweimal in den Kongress gewählt worden war. Einmal als Verbündeter, als Mitglied der von Jackson gegründeten Demokratischen Partei, das andere Mal als Nullifier. Jacksons Gegner, der ehemalige Vizepräsident John C. Calhoun, hatte die Nullifier-Partei ins Leben gerufen. Deren Mitglieder waren tatsächlich der Überzeugung, die Bundesstaaten könnten selbst entscheiden, welchen Bundesgesetzen sie sich unterwerfen wollten. Teufelszeug , so hatte Jackson diese Dummheit genannt. Wenn die Nullifier ihren Kopf durch setzten, wäre es mit den Vereinigten Staaten aus – und genau darum ging es ihnen wohl. Zum Glück sprach die Verfassung von einer gemeinsamen Regierung, nicht von einem losen Staatenbund, in dem jeder tun und lassen konnte, was ihm gefiel.
    Der Souverän war das Volk, nicht die Bundesstaaten.
    Er hatte nicht vorgehabt, der Bestattung beizuwohnen, es sich gestern aber anders überlegt. Auch wenn sie politisch uneins gewesen waren, hatte er Warren Davis doch gemocht. Daher hatte er die deprimierende Predigt des Geistlichen über sich ergehen lassen – Das Leben ist voller Ungewissheit, insbesondere für alte Menschen –, war in einer Reihe mit den anderen an dem geöffneten Sarg vorbeigegangen, hatte ein Gebet gemurmelt und war in die Rotunde hinuntergestiegen.
    Das Gedränge der Zuschauer war beeindruckend.
    Hunderte waren gekommen, um einen Blick auf ihn zu werfen. Diese Aufmerksamkeit hatte ihm gefehlt. Wenn er sich in einer Menschenmenge befand, fühlte er sich wie ein Vater, der von seinen Kindern umringt ist, sich an ihrer Zuneigung erfreut und sie in Erfüllung seiner Elternpflichten liebt. Es gab viel, worauf er stolz sein konnte. Er hatte gerade das Unmögliche zuwege gebracht: Im sechsten Jahr seiner Präsidentschaft und dem fünfundachtzigsten Jahr der Republik hatte er die Staatsschulden gänzlich zurückgezahlt, und mehrere Menschen in der Menge jubelten ihm deswegen zu. Oben hatte ihm einer seiner Kabinettssekretäre gesagt, die Zuschauer hätten sich vor allem deshalb in die Kälte hinausgewagt, um Old Hickory zu sehen.
    Er lächelte über dieses Kompliment für seine Zähigkeit, begegnete ihm aber dennoch mit einem gewissen Misstrauen.
    Er wusste, dass viele sich Sorgen machten, er werde mit der Tradition brechen und sich für eine dritte Amtszeit aufstellen lassen, darunter auch Mitglieder seiner eigenen Partei, die zum Teil selbst Ambitionen hinsichtlich der Präsidentschaft hegten. Überall schien es Feinde zu geben, gerade auch hier im Kapitol, wo die Abgeordneten aus dem Süden immer unverschämter wurden und die Volksvertreter aus dem Norden immer arroganter.
    Es war schwierig geworden, einen Anschein von Ordnung zu wahren, selbst für seine starke Hand.
    Schlimmer noch: In letzter Zeit hatte er festgestellt, dass er das Interesse an der Politik verlor.
    Alle großen Schlachten schienen hinter ihm zu liegen.
    Jetzt blieben ihm nur noch zwei Jahre im Amt, dann war seine Präsidentschaft vorüber. Deshalb äußerte er sich nicht zu der Frage, ob er vielleicht eine dritte Amtszeit anstreben wolle. Wenigstens hielt die Aussicht, dass er sich noch einmal aufstellen lassen könnte, seine Feinde auf Abstand.
    Tatsächlich aber war er nicht auf eine weitere Amtszeit aus. Er würde sich nach Nashville zurückziehen. Nach Tennessee und in sein geliebtes Hermitage heimkehren .
    Aber zuerst war da die Sache mit der Pistole.
    Der gut gekleidete Unbekannte mit dem dichten schwarzen Bart war zwischen den Zuschauern hervorgetreten und richtete eine einschüssige, mit Messing beschlagene Waffe auf ihn. Als General hatte Jackson britische, spanische und indianische Armeen geschlagen. Als Duellant

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